Es regt sich etwas auf dem Schneifelrücken

Auw bei Prüm · Der Gegenwind frischt auf: In den Schneifelgemeinden will eine Initiative verhindern, dass sich rund um den Schwarzen Mann bald Rotoren drehen. Rund 100 Bürger hörten sich am Freitag im Gemeindehaus von Auw die Argumente der Aktivisten an.

 Gegen Windkraftanlagen wie hier bei Ormond, regt sich in der VG Prüm Widerstand. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Gegen Windkraftanlagen wie hier bei Ormond, regt sich in der VG Prüm Widerstand. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Auw bei Prüm. Bisher konnte man den Eindruck haben, dass die Sache mit der Energiewende und der Windkraft im Wald zumindest in der Verbandsgemeinde (VG) Prüm verhältnismäßig reibungsarm über die Bühne gehen könnte. Ein Solidarpakt ist von den Gemeinden in der VG, vom Land und vom Bund unterzeichnet, demzufolge alle von den Erträgen profitieren sollen. Das Gebiet, in dem sich die Anlagen konzentrieren sollen, liegt auf dem windstarken Höhenzug der Schneifel (der TV berichtete).
Das mit der Solidarität scheint jetzt aber vorbei: In den Gemeinden rundum sammeln sich die Aktivisten, die die Anlagen zumindest am geplanten Standort verhindern wollen.
Fotomontage mit 50 Anlagen


Am Freitag stellte sich die Initiative "Gegenwind Schneifel" im Gemeindehaus von Auw den rund 100 Bürgern vor, die der Einladung zu diesem Abend gefolgt waren. Einer der Mitbegründer: der Auwer Gemeindechef Peter Eichten.
In ihrem Faltblatt, das die Aktivisten für die Bürger ausgelegt haben, gehen sie in die Vollen: Es zeigt unter anderem eine Fotomontage mit fast 50 Anlagen am Schwarzen Mann, darunter die Frage: "Wollen wir diesen Wahnsinn?" Die Antwort ist klar: Nein, sagt Eichten, auch wenn man noch nicht wissen könne, wie viele Anlagen es am Ende wirklich sein werden. Die Initiative spricht von mehr als 30, aber: "Ob hier 70 hinkommen oder sieben", sagt Eichten, "schon eine ist zuviel." Und nein, "es geht nicht gegen Windkraft allgemein, es geht nur gegen Windkraft auf dem Schwarzen Mann."
Wem das dennoch zu sehr nach dem St.-Floriansprinzip klingt, dem hält Eichten entgegen, dass es durchaus noch private Grundstücke auf Auwer Gebiet gebe, auf denen bis zu 15 Anlagen Platz finden könnten.
Eichten (für die CDU auch im VG-Rat) und seine Mitstreiter führen eine Reihe von Kritikpunkten auf: Die Anlagen seien "gigantisch", 200 Meter hoch, für jedes Fundament werde ein knapper Hektar Wald abgeholzt, 3500 Tonnen Stahlbeton pro Fundament, ein Viertel der Touristen bleibe dann aus, Bürger würden abwandern, Storch und Rotmilan verschwinden - und vieles mehr, nachzulesen auch im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.gegenwind-schneifel.de" text="www.gegenwind-schneifel.de" class="more"%>
Die Gegner kommen auch aus anderen Gemeinden, wie Gerwin Steffen und Arnold Backes aus Gondenbrett-Obermehlen und Wascheid: "Ich bin für Windkraft und gegen Atomkraft", sagt Steffen, "aber wir haben doch schon so viele Anlagen." Das unterstreichen auch die Initiatoren: Im Verhältnis Windräder zu Gesamtfläche stünden bereits jetzt zweimal so viele Anlagen in der VG wie im gesamten Eifelkreis, im Landesvergleich sogar das Dreifache.
Kurt Thomas, Gästeführer am Schwarzer Mann, befürchtet ebenfalls einen Rückgang bei den Touristen - mit entsprechenden Folgen für die Gastwirte und Gemeinden. Da bleibe nur, den Anlagenmonteuren Zimmer zu vermieten: "Dann machen wir horrende Preise und verdienen unser Geld auf die Tour." Man dürfe nicht nach dem Motto "Gier frisst Hirn" vorgehen - und: "Muss ich denn wirklich mit Windkraft eingepfercht werden?"
Nicht alle stimmen in den Chor der Gegner ein: Felix Schürmann, Auwer Bürger, hält der Initiative entgegen, dass man doch "ein bisschen Schwarzmalerei" betreibe und in dem Faltblatt sehr dick aufgetragen habe.
Einspruch, bevor es zu spät ist


Für Peter Berens aus Bleialf stellt sich die Frage, ob nicht ein Jurist der Initiative zur Seite stehen könne: "Was nutzt das tollste Argument, wenn wir es nicht dort hinkriegen, wo es sinnvoll ist?"
Das sei auch eine Kostenfrage, antwortet Eichten. Und Mitinitiator Michael Reinke merkt an, dass es es erst gar nicht so weit kommen dürfe, dass geklagt werde: "Jetzt haben wir vielleicht noch eine Chance, Einspruch zu erheben. Wenn wir uns jetzt nicht wehren, ist es zu spät."
Zudem, sagt Peter Eichten, gehe es an diesem Abend vor allem um die Frage, wie die Bürger zum Thema stünden, ob man mit der Initiative richtg liege oder nicht: "Vielleicht sind wir ja Spinner." Das sehen viele nicht so und tragen sich am Ende in die Unterschriftenlisten ein.Meinung

Sensibel und sachlich
Dass sich rund um den ökologisch sensiblen Schneifelrücken nun doch die Windkraft-Gegnerschaft formiert, ist verständlich. Tatsächlich sollte dort gelten: Nicht um jeden Preis noch ein Windrad mehr, auch wenn jedes Rotorblatt immer noch besser ist als ein Atom-Brennstab irgendwo unter der Erde. Da zählen vor allem sachliche und korrekte Argumente. Es wird interessant zu sehen sein, ob die Bürgerinitiative sich daran hält - oder, wie in ihrem Faltblatt, weiter auf die Kacke haut. f.linden@volksfreund.deExtra

 Gemeindehaus in Auw: Etwa 80 Zuhörer waren dabei. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Gemeindehaus in Auw: Etwa 80 Zuhörer waren dabei. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Das sagt der VG-Chef: Dass sich die Gegnerschaft nun formiere, sei "jedermanns gutes Recht", sagt Aloysius Söhngen, vom TV auf die Bürgerinitiative angesprochen. "Und wenn effektive Argumente vorgebracht werden, wird sie der VG-Rat berücksichtigen." Allerdings wisse noch niemand, wie viele Anlagen am Ende überhaupt kommen können - so seien zum Beispiel die Fragen des Natur- und Tierschutzes "noch im Verfahren und werden geprüft". Es stehe noch längst nicht fest, wo genau wie viele Anlagen entstehen dürften. "Es ist auch möglich, dass es am Ende heißt: Wir können gar nichts bauen." fpl

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