Esel, Rind und Pferd schöpfen tüchtig Wert

Eschfeld · Die Verbandsgemeinde Arzfeld lässt die Auenlandschaft im Eschbachtal wieder bewirtschaften, die für Großbetriebe uninteressant geworden war. Land und EU fördern das Projekt der Kommune mit insgesamt 145 000 Euro.

Esel, Rind und Pferd schöpfen tüchtig Wert
Foto: (e_pruem )

Eschfeld. Es ist zum Wiehern: ein herrliches Stück Eifel, wunderschönes Weideland, ein Bachlauf - aber kaum ein Bauer, der noch etwas damit anfangen kann. Die Flächen im Eschbachtal lohnen sich für moderne Betriebe nicht mehr: zu klein, zu eng für große Maschinen.
Dass es aber doch geht, dort einigermaßen profitabel zu arbeiten und zugleich etwas für Natur und Tourismus zu tun, will die Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld nun beweisen: mit dem soeben ins Leben gerufenen Beweidungsprojekt am Ortsrand von Eschfeld, dem "Wässerchen".
"Im Rahmen der Bodenordnung wurde die Gemarkung neu strukturiert, die Flächen hat man neu zusammengefasst", sagt Klaus Theis, zuständiger Mann bei der Kommune für das Vorhaben. Die VG kaufte, unterstützt durch Landesmittel aus der sogenannten Aktion Blau, rund zehn Hektar der teils zugewachsenen Flächen für etwa 50 000 Euro.
Bewirtschaftet werden sie nun von Helmut Leifgen. Der Nebenerwerbs-Landwirt aus Dahnen hat sich dazu verpflichtet, sie in den kommenden 15 Jahren von Pferden (ein eigenes und eine Handvoll von den Nachbarn) und Glanrindern abweiden zu lassen und offen zu halten (siehe Extra). Und ein Esel soll noch dazu kommen: "Die fressen Sachen, die die Rinder und Pferde nicht fressen" sagt Leifgen, den der TV im Urlaub am Telefon erwischt. "Das Tal war ganz zugewachsen", erzählt der hauptberufliche Forstwirt. "Das hat mich schon lange gestört."
Gut für Tourismus und Natur


Also lässt er dort nun die Tiere laufen, "damit es nicht ganz vergammelt." Vier Rinder der alten Glan-Rasse sind es zurzeit, die Herde soll aber vergrößert werden.
Das findet man auch bei der Landesregierung gut: Diese Art der naturschutzorientierten Beweidung mit robusten Tieren, teilt Umweltministerin Ulrike Höfken mit, sei dazu geeignet, "der Veränderung der Kulturlandschaft und dem Verlust der Artenvielfalt entgegenzuwirken".
Das Ministerium hat deshalb 65 650 Euro für das Projekt gezahlt. Von dem Geld, das durch eine EU-Förderung in Höhe von 30 000 Euro aufgestockt wird, sagt Theis, sei der Elektrozaun bezahlt worden, der auf acht Kilometern Länge um die Flächen herum aufgestellt wurde.
Was verspricht sich die VG von dem Vorhaben? Nicht nur eine klassische Beweidung und einen vielfältigeren Lebensraum für allerlei Arten, sondern auch, sagt Theis, "einen touristischen Mehrwert. Da läuft ja auch der Premium-Wanderweg zwischen Irrhausen und Eschfeld dran vorbei. Es ist schön, dort noch einmal Tiere draußen zu sehen und dass die Flächen offen gehalten werden." Und dass gleich um die Ecke auch noch die Obstweinkellerei von Rudi Wagner liegt, in der die Wanderer einkehren können, mache die Sache dann richtig rund. Zugleich ermögliche sie dem Landwirt, so die Hoffnung, ein zweites finanzielles Standbein aufzubauen. Denn Leifgen will das Fleisch seiner Rinder auf direktem Weg vermarkten: "Wir wollen das vor allem hier bei uns in der Gastronomie anbieten", sagt er.
Für Andreas Kruppert, den Bürgermeister der Verbandsgemeinde, kommt im Projekt zusammen, was gerade in der Eifel zusammengehört: "Das ist eine schöne Geschichte, die Naturschutz und Tourismus miteinander verbindet", sagt er. "Es ist genau das, was wir immer suchen."Extra

Expertenmeinung: Der Fachmann in der Eifel für alte, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen ist Horst Backmann, Veterinär und Betreiber des Archehofs Hubertusblick in Hermespand bei Prüm. Der 80-Jährige ist sehr für das Projekt in der VG Arzfeld, er setzt sich ohnehin für diese Art der Beweidung mit diesen Tieren ein: "Ich begrüße das ohne Wenn und Aber." Vor allem, weil es sich um Glanrinder handelt, eine alte, kaum noch zu findende Rasse auf deutschen Weiden. Backmann, der seit Jahrzehnten auch das Verhalten von Nutztiern erforscht, züchtet die Rinder, er hat dem Eschfelder Landwirt Leifgen auch die Tiere vor einiger Zeit verkauft: "Diese Tiere sind mit dem, was wächst, zufrieden und ausreichend zu füttern," sagt Backmann. Und sie seien damit auch gesundheitlich im Vorteil gegenüber Hochleistungs-Milchkühen, die mit immer mehr Zusatzfutter versorgt werden müssten, damit ihre Energiebilanz stimmt. fpl

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