Europa hat viele Gesichter

PRÜM/LUXEMBURG. (cus) Schüler der Berufsbildenden Schule (BBS) Prüm haben beim grenzübergreifenden Projekt "Méta2E" Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus Nachbarländern gesammelt.

Luxemburg-Stadt, 9.30 Uhr: Im Kulturzentrum der Abtei Neumünster treffen nach und nach Busse mit mehr als 300 Jugendlichen und ihren Lehrern ein. Sie kommen aus allen Teilen der Großregion: der Wallonie, Luxemburg, Lothringen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz, letzteres vertreten durch eine Klasse der Höheren Berufsfachschule Fremdsprachen der BBS Prüm. Sie alle sind Gestalter des grenzübergreifenden Projekts "Méta2E", einem Beitrag der Französischen Gemeinschaft Belgiens zu den Veranstaltungen "Luxemburg und Großregion - Kulturhauptstadt 2007". Die Idee: Eine private Kunstsammlung und Schülerprojekte zum Thema "Europa" werden als Ausstellung veröffentlicht und in Städten der Großregion präsentiert.Die Schöne mit dem Stier

Der Titel "Metamorphosen Europas und der Europa (Méta2E)" spielt an auf den Doppelbegriff: Die Europa der griechischen Sagenwelt, die vom Gott Zeus in Gestalt eines Stiers entführt wurde, und das Europa auf der Landkarte, das sich als Union mit inzwischen 27 Mitgliedern entwickelt hat. Beides, die Schöne mit dem Stier wie die historisch-politische Landkarte, sind Gegenstand der privaten Kunstsammlung. Alain Roba, dessen Familie die Sammlung gehört, ist einer der Hauptinitiatoren des Projekts. Roba ist seit über einem Jahr unterwegs in Sachen Méta2E: Er besucht Schulen, spricht mit Verantwortlichen, hört zu, schlägt vor, überlegt, überzeugt. Schüler sollen sich die Werke der Sammlung ansehen. Sie sollen unter Anleitung ihrer Lehrer Wege finden, eigene Projekte zu entwickeln und zu veröffentlichen. So offen das Konzept ist, so vielseitig sind die Einzelprojekte: Modellkleider, Umfragen, Theater, selbst gedrehte Filme, Karikaturen, Masken, Interviews und Ländervergleiche. Sie zeigen, wie fantasievoll sich Schüler des gemeinsamen Themas annehmen. Dies ist ganz im Sinne der Initiatoren Olivier Guyaux und Alain Roba: "Zu allen Zeiten haben Autoren, Illustratoren und Maler auf den Mythos der entführten Europa Bezug genommen. Woher kommt die Konstanz dieser bildlichen Darstellung? Ist sie vielleicht der Beweis des unbewussten Willens, zu suchen, was uns eint, was den Bau der Union rechtfertigt, hervorgerufen durch den Wunsch nach einem gemeinsamen Erbe?"Fremdsprache praktisch einsetzen

Beim Treffen in Luxemburg besuchten die Schüler auf Einladung der "Organisation Luxemburg 2007" vier Ausstellungen. Nachmittags versammelten sie sich als Gäste der Europäischen Kommission im Plenarsaal des Jean-Monnet-Hauses, um ihre Projekte vorzustellen. Für die BBS Prüm übernahmen dies Michael Meutes, Aida Rrahimi, Freda Vlad und Olga Wilhelm in deutscher und französischer Sprache: "Eine gemeinsame Idee Europa, das ist Gemeinschaft und Pizza und Euro und Politik, das sind Grenzen und Normen und Wege und Chancen, Bindendes und Trennendes, Facetten in unserem Bewusstsein. Wir möchten einige Facetten auf einem interaktiven Monitor sichtbar machen: Erwartetes und Unerwartetes, Bekanntes und Überraschendes, Altes und Neues. Ideen und Beiträge kommen aus allen Klassen unserer Schule. Das ist unsere Idee von Europa, denn wir sind Europa." Nach Auffassung des BBS-Rektors Rainer Uhlendorf ist die Zusammenarbeit junger Menschen der Großregion wichtig und hoffnungsvoll, gerade angesichts der unheilvollen Geschichte des Grenzraums.

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