Ewiges Licht gelöscht

WAHLEN. Eine baufällige Kapelle in der Gemeinde Wahlen bei Kall (Kreis Euskirchen) ist entweiht worden. Das Gebäude aus den 60er-Jahren soll abgerissen werden.

Weihbischof Johannes Bündgens verlas vor rund 50 Gläubigen in der eisig kalten Wahlener Kapelle ein Dekret von Bischof Heinrich Mussinghoff zur Entwidmung des Gebäudes. Dann löschte Pater Wieslaw Kaczor das Ewige Licht und trug in Begleitung der Messdiener das Allerheiligste hinaus, das in einer Prozession nach Steinfeld gebracht wurde. "Es ist eine schwere Stunde für Bewohner und Seelsorger", gab der Weihbischof die Stimmung treffend wieder. Von Würzburg angereist, hatte er vor dem Gottesdienst eine Stunde Zeit, sich in der Kapelle aufzuhalten. Er habe Trauer und Schmerz empfunden, aber auch, wie viel Gutes von diesem Ort ausgegangen sei: "Es ist kein toter Raum. Alles entspricht dem Leben. Christus ist gegenwärtig." Nach der Entwidmung gab er den Kirchgängern einen Rat mit auf den Weg: "Wir Christen blasen keine Trübsal.""Israel hat damals den Tempel verloren"

"Heute haben wir uns zu einem sehr traurigen Anlass hier in der Kapelle versammelt", eröffnete Pater Wieslaw den Gottesdienst. "Wir feiern hier in diesem Gotteshaus zum letzten Mal Eucharistie." Er erklärte noch einmal ausführlich, wie es zu der Abriss-Entscheidung des Kirchenvorstands und des Pfarrgemeinderats gekommen war. Pater Wieslaw: "Sicherlich ein schwerer Entschluss, aber letztendlich besser, als zusehen zu müssen, wie das Gebäude der Kapelle mit der Zeit verwittert." Weihbischof Johannes Bündgens wollte den Wahlenern Mut machen: "Israel hat damals den Tempel verloren." Für die Wahlener sei der Verlust ihrer Kapelle nicht weniger schmerzlich. Im Exil hätten die Israeliten einst Gottes Treue erfahren, verwies Bündgens auf die Bibel. Der pestkranke heilige Rochus habe seine Wunde gezeigt, ebenso Jesus am Kreuz. Der Abriss der Kapelle sei auch für die Wahlener eine sichtbare Wunde, aus der sich aber auch Hoffnung schöpfen lasse. Bündgens deutete an, dass in Wahlen nach Wegen gesucht werde, das Gedächtnis des heiligen Rochus zu erhalten. So laufen bereits Überlegungen, die beiden Glocken künftig möglicherweise auf einer Gerüstkonstruktion in der Wahlener Ortsmitte zu präsentieren. Rund zweieinhalb Wochen wird der Abriss der Kapelle in Anspruch nehmen. Die Wahlener wollen ihn bis Pfingsten abgewickelt haben.

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