Fort mit Grenzen: Hospitäler in Prüm und St. Vith wollen ihre Zusammenarbeit vertiefen

Prüm/St Vith · Nach unserem Bericht von Samstag über die Schließung der Geburtshilfe im St.-Joseph-Krankenhaus Prüm hat sich die Direktion der Klinik im belgischen St. Vith in der Redaktion gemeldet, weil dort auch deutsche Eifelerinnen ihre Kinder zur Welt bringen können. Vor allem aber will man die Zusammenarbeit mit Prüm generell vertiefen.

 Hand drauf: Die Mediziner in Prüm und St. Vith arbeiten schon seit Jahren gut zusammen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Hand drauf: Die Mediziner in Prüm und St. Vith arbeiten schon seit Jahren gut zusammen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm/St. Vith. Sankt Joseph und Sankt Josef - allein der Name spricht schon dafür, dass die Krankenhäuser in Prüm (mit "ph" hinten) und St. Vith zusammenarbeiten, zumal die Kollegen auf belgischer Seite den Abteistädtern auch geografisch nah sind: 34 Kilometer - so weit wie nach Bitburg. Gerolstein liegt zwar näher, dort aber gibt es ebenfalls keine Geburtshilfe mehr.

Hier kommt niemand mehr zur Welt: Das St.-Joseph-Krankenhaus Prüm schließt seine Geburtshilfe

Zusammenarbeiten - das tun sie seit etlichen Jahren und haben die Kooperation weiter vertieft, seit Uwe Szymanski 2013 als kaufmännischer Direktor in Prüm anfing.
Nach unserem Bericht über die Schließung der Geburtshilfe in Prüm meldete sich Ingrid Mertes, die geschäftsführende Direktorin in St Vith, um den Hinweis aus dem TV zu bestätigen, dass man in ihrem Hospital selbstverständlich auch als deutsche Eiflerin sein Kind zur Welt bringen könne. Auf einer bestens eingerichteten Station: mit fünf Gynäkologen, zwei Kreißsälen und 20 Hebammen. Zwischen 350 und 400 Babies kommen dort ihren Angaben zufolge jedes Jahr zur Welt - erheblich mehr als zuletzt noch in Prüm. Und das dürfen auch deutsche Kinder sein: Das sei schließlich europäische Gesetzgebung. "Man kann entbinden, wo man will", sagt Ingrid Mertes. Und auch die Krankenkassen machten das mit.

Bisher arbeiten Prüm und St. Vith vorrangig in anderen Abteilungen zusammen: etwa bei der Teleradiologie, wie Uwe Szymanski vom Prümer Krankenhaus bestätigt: So schaut dann in der Nachbarstadt unter Umständen ein Radiologe auf Röntgen-Aufnahmen aus Prüm, wenn dort kein Kollege zur Verfügung steht. Auch bei der Computertomographie (CT) tut man sich immer wieder zusammen: Ein aktueller Fall sei vor zwei Wochen gewesen, sagt Szymanski: "Da war unser CT defekt, ich hab zum Hörer gegriffen und in St. Vith angerufen." In einem Notfall hätte man dann einen Patienten zu den Kollegen bringen können - so wie vor einiger Zeit auch eine belgische Patientin in Prüm behandelt wurde und, sagt Szymanski, sehr froh darüber gewesen sei. Vor allem weil sie dadurch, als Deutschprachige, nicht in ein belgisches Krankenhaus musste, in dem vorrangig Französisch gesprochen wird.

Kurz: Es läuft zwischen den deutschen und den belgischen Eifelern. Könnte aber noch besser laufen: So möchte man auf EU-Ebene eine sogenannte "Zoast"-Zone einrichten - das Kürzel, basierend auf der französischen Bezeichnung, steht im Deutschen für eine "Zone mit grenzüberschreitendem Zugang zu Gesundheitsleistungen".
Seit zwei Jahren laufen dafür die vorbereitenden Gespräche und Verhandlungen - auch mit der Landesregierung in Mainz und den Krankenkassen. Im Gesundheitsministerium, sagt Szymanski, sei man dem Vorhaben gegenüber "sehr positiv" eingestellt.

Bisher ist kein Vertrag unterschrieben - man hofft aber, "dass man bald eine für alle tragbare Lösung in diesem Zusammenhang findet" sagt Szymanski.
Dabei wäre man hier schon so weit: In St Vith, sagt Ingrid Mertes, habe man sogar einen eigenen Ansprechpartner im Haus, der sich anfangs um die finanzielle Abwicklung mit den deutschen Kassen kümmern würde - "bis man sagen kann: Die ersten 20 sind durch, jetzt wissen alle, wie es geht."
Der TV fragte auch beim Gesundheitsministerium in Mainz und bei der AOK-Landesgeschäftsstelle in Eisenberg nach, wie es um die Chancen der beabsichtigten, grenzüberschreitenden "Gesundheitszone" steht. Über die Antworten berichten wir in Kürze.

Fragen? Das Krankenhaus in Prüm hat die Telefonnummer 06551/150. Die Klinik in St. Vith erreicht man unter der Nummer 003280/854394.Meinung

In die Pötte kommen
Sie verstehen einander offenbar sehr gut, die Leute von St. Joseph und von St. Josef. Und ihr Plan, die Zusammenarbeit in einer "grenzüberschreitenden Gesundheitszone" noch zu vereinfachen, würde unter anderem den Papierkram erleichtern und vor allem den Eifelern hüben wie drüben nützen. Es wäre also gut, wenn die Gespräche in Mainz bald zu einem Ergebnis kommen - man verhandelt bereits lange genug. f.linden@volksfreund.deExtra

Auf unseren Artikel über die Geburtshilfe in Prüm erhielten wir eine weitere - und sehr schöne Reaktion: Von Manfred Klein aus Olzheim. Er ist Gründungsmitglied der Olzheimer Bänkelsänger, die von 1962 bis 2014 im Karneval auftraten. Und fühlte sich an ein Lied erinnert, das die Gruppe vor 39 Jahren auf die Bühne brachte - und das den Jecken eine prophetische Gabe bescheinigt. Damals sangen Klein, Josef Berens, Diethelm Dräger, Herbert Juchems und Hanni Thomas auf die Melodie von "Ihr Kinderlein kommet" diesen Text (Auszug): Die Kinderlein kommen, demnächst einmal all / in Prüm nicht zur Welt mehr, wie's früher der Fall / denn hört, was für diese besondere Nacht / der Geißler (Heiner, damals Sozialminister) aus Mainz sich als Neues erdacht: Die Kinderlein werden, gibt jeder gut acht / demnächst nur in Bitburg zur Welt noch gebracht / In mancher Geburtsurkund‘ wird demnächst stehn: Es ist zwischen Olzheim und Bitburg gescheh'n ... fpl

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