Frau Doktor und das böse Blauzungenvirus

GONDELSHEIM. Ein Thema, das die Rinderzüchter der Region seit Monaten beschäftigt ist die Blauzungenkrankeit. Kein Wunder, dass die Virusinfektion auch das beherrschende Thema auf der Jahreshauptversammlung des Züchtervereins Eifel in Gondelsheim war.

 Vor dem Kauf von Rindern sollten Landwirte unbedingt prüfen, ob die Tiere untersucht worden sind und aus welcher Zone sie kommen. Das empfiehlt Julia Blicke vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium den Landwirten in Gondelsheim. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Vor dem Kauf von Rindern sollten Landwirte unbedingt prüfen, ob die Tiere untersucht worden sind und aus welcher Zone sie kommen. Das empfiehlt Julia Blicke vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium den Landwirten in Gondelsheim. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

"Die Blauzungenkrankheit sorgt für Abschwung, da wir uns in der 20-Kilometer-Sperrzone befinden. Wir und die oberen Veterinäre müssen lernen, damit umzugehen, denn die Benachteiligung unserer Region kann kein Dauerzustand sein", forderte Vorsitzender Alfred Bormann gleich zu Sitzungsbeginn. Für seinen Appell sprachen auch die Fakten des Geschäftsberichts: Die Zahl der Zuchtviehexporte sank seit Auftreten der Krankheit erheblich, da aus der "roten Zone" nicht ausgeführt werden darf. Konsequent wollen die Züchter das große Seuchenproblem angehen und ließen sich von Dr. Julia Blicke vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Umwelt weitergehend informieren. Die Expertin stellte eine besorgniserregende Prognose: "Wir haben bundesweit fast die 1000er-Marke erreicht, also ist unsere Quote mit 88 Fällen noch relativ niedrig. Wenn das aber in der Geschwindigkeit weiterwächst, ist bald ganz Deutschland BT-Gebiet."Hauptüberträger ist eine Mückenart

Blicke erklärte, dass neben Parasiten auch der Mensch zu den Virenüberträgern zählt, denn durch Injektionen wie Impfung oder Blutentnahme ohne Nadelwechsel kann sich das Virus verbreiten. Über die Entwicklung und Lebensdauer des gefährlichsten Hauptüberträgers des Blauzungenvirus, Mückenarten aus der Familie der Gnitzen, ist derzeit noch wenig bekannt, doch die Spezialistin stufte die weltweit vertretenen Insekten als äußerst robust ein: Ein Weibchen kann bis zu 200 Eier ablegen, die in unserem feucht-warmen Klima mit mildem Winter optimal gedeihen und bis zu drei Monaten in Dung und Biotopen überleben. Dennoch können Züchter das Risiko für ihre Tiere mit kleinen Maßnahmen eindämmen: Aufstallung ab einer Stunde vor Sonnenuntergang und einer Stunde nach Sonnenaufgang, Abdichtung der Ställe mit Phyretumnetzen, Lichtvermeidung im Stall, regelmäßiges Ausmisten und Vermeidung von kleinen Feuchtbiotopen im Stall. Für den Tierhandel gab Blicke einige Tipps: "Prüfen Sie vorm Kauf von Tieren, ob eine Untersuchung erforderlich ist oder bereits gemacht wurde, und ob der Verkäufer wirklich die korrekte Zone angegeben hat." Wie es in Zukunft mit den politischen Restriktionen weitergeht, konnte die Expertin nicht voraussagen: "Die EU trifft die weiteren Entscheidungen." Bei allem Rummmel um die Blauzungenkrankheit wurde die für Rinder ebenso gefährliche Virusinfektion BHV1 nicht vergessen. Dr. Wolfram Klamm vom Rindergesundheitsdienst beklagte in seinem Vortrag einige Rückschläge durch Neuinfektionen und betonte die Eckpfeiler der Krankheitsbekämpfung: "Die Impfung ist nur ein Hilfswerkzeug. Die einzige effektive Möglichkeit ist die Ausmerzung aller kranken Tiere."Im Vorstand blieb alles beim alten

Bei den Vorstandswahlen im Anschluss an die Vorträge blieb alles beim alten. Der bisherige Vorstand (Nico Billen, Alfred Bormann, Klaus Hansen, Johannes Heibges, Johann Hoffmann, Frank Königs, Stefan Marxen, Peter Meutes, Werner Nohner, Lothar Schmidt und Hermann Schwahler) wurde von der Versammlung einstimmig wiedergewählt. Für hervorragende Leistungen in der Rinderzucht und Milchproduktion hat die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz Betriebe ausgezeichnet. Den Staatsehrenpreis bekam Matthias Nosbisch (Niederweis). Die Kammerpreismünze in Gold ging an Peter Meutes (Rommersheim), Werner Nohner (Sassen) und Berthold Kandels (Auw bei Prüm). Die Kammerpreismünze in Silber bekamen Robert Lichter (Ließem) und Ignaz Hontheim (Leidenborn). Bronze ging an Werner Nöhl (Idesheim), Norbert Crames (Etteldorf) und Richard Göres (Gerolstein-Oos). Betriebe mit Kühen, die eine Lebensleistung von mehr als 100 000 Liter Milch haben: Peter Meutes (Rommersheim, drei Kühe), Robert Lichter (Ließem, zwei Kühe), Matthias Nosbisch, Kurt Kisgen (beide Niederweis), Richard Göres (Gerolstein-Oos), Nobert Laures (Fleringen), Peter Nafziger (Ließem), Jakob Lenz (Steinborn), Helmut Daun (Hörscheid).

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