"Frau Jutta" und der Milchbaron

Chefsekretärinnen müssen mehr können, als Kaffee kochen, nett lächeln und tippen. Unsere Serie "Vorzimmer-Löwinnen" starten wir heute mit Jutta Mertes, Assistentin des Vorstands-Chefs der Milchunion Hocheifel, Rainer Sievers.

 Schreibtisch mit Blick auf den Chef: Jutta Mertes managt das Vorzimmer von MUH-Chef Rainer Sievers. TV-Foto: Stefanie Glandien

Schreibtisch mit Blick auf den Chef: Jutta Mertes managt das Vorzimmer von MUH-Chef Rainer Sievers. TV-Foto: Stefanie Glandien

Pronsfeld. Jutta Mertes' Arbeitsplatz liegt mitten im Wald. Auf dem Weg dorthin springen drei ausgebüxte Kälber auf der Straße, froh der eingezäunten Wiese entkommen zu sein. Die Umgebung ist ländlich. Doch mitten im Wald liegt Europas größter H-Milch-Hersteller: die Milch-Union Hocheifel. 2006 wurden in Pronsfeld 922 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet. Rund 660 Mitarbeiter sind in der Molkerei beschäftigt. Geschäftsführender Vorstand ist Rainer Sievers. Wer zu ihm möchte, kommt an ihr nicht vorbei: Jutta Mertes managt seit acht Jahren das berufliche Leben ihres Chefs. Für die gelernte Bürokauffrau und Handelsfachwirtin ist es der dritte Chef. Welche Fähigkeiten sollte eine gute Chefsekretärin haben? "Auf alle Fälle Organisationstalent und Freude an Kommunikation", sagt Jutta Mertes. Auch von einem geregelten Acht-Stunden-Tag kann sie sich verabschieden. "Ich habe morgens viele Dinge vor, die ich erledigen möchte, doch dann kommt meist etwas dazwischen", sagt die 34-Jährige. So kann es vorkommen, dass sie Protokolle wichtiger Sitzungen am Wochenende schreibt. Zur Zeit hält sie die Organisation des Erlebnistags der Muh zum 40. Bestehen der Molkerei im September auf Trab. Zuvor waren es die Fusionsgespräche. "Hat mein Chef Stress, habe ich den auch", erklärt sie. Dann geht es rund in ihrem hellen Büro mit Blick auf den Wald. Rainer Sievers und Jutta Mertes kommunizieren auf Zuruf. Seine Bürotür steht meist offen, und ihr Schreibtisch ist nur wenige Meter entfernt. Das findet Jutta Mertes, vom Chef auch gern "Frau Jutta" genannt, praktisch. Einen Chef, der auf die Klingel drückt oder durch die Lautsprecheranlage Befehle erteilt, fände sie ziemlich grauenhaft. Das Verhältnis zu ihrem Chef beschreibt sie als locker und offen. Es werde viel miteinander diskutiert. In organisatorischen Dingen ist ihm ihre Meinung wichtig. "Ich gebe nicht gleich bei, wenn ich von einer Sache nicht überzeugt bin" sagt Jutta Mertes, die nicht alles abnickt, was man ihr vorhält. Jedoch sei es manchmal auch von Nachteil, wenn man meint, immer noch einen draufsetzen zu müssen, räumt sie ein. Auch Arbeit abgeben, ist nicht ihre Stärke. "Und wenn ich es tue, dann höre ich immer noch mit einem Ohr hin, ob alles glatt läuft, sehr zum Leidwesen meiner Kolleginnen", sagt sie. Jutta Mertes arbeitet sehr selbstständig. Diktierte Bänder abtippen - das ist nicht ihre Welt. Texte, Briefe, Protokolle verfasst sie selbst. Dass sie selbst formulieren und auch gestalterisch tätig sein kann, sieht sie als Verwirklichung. Oft schallt aus dem Chef-Büro nur ein "Jutta mach" über den Flur. "Wir haben beide eine direkte Art. Das passt", sagt sie über ihren Chef, den sie siezt und der sie mit "Jutta" und "Sie" anspricht. Kostüm statt Jeans im Büro

Doch auch der perfekten Assistentin passieren Fehler. Ihr persönlicher "Supergau" war der Anruf ihres Chefs aus China, der seine Flugtickets nicht finden konnte. "Die lagen auf meinem Schreibtisch" erinnert sich Jutta Mertes mit Grausen. Und ihr Chef? "Der ist da gut mit umgegangen, obwohl ich ihm nicht böse gewesen wäre, wenn er mir den Kopf abgerissen hätte", sagt sie. Um von der Arbeit abzuschalten, treibt die Schloßheckerin viel Sport oder pflegt draußen ihre Hecken und Sträucher. "Ich kann sehr gut zu Hause entspannen", sagt sie. "Gestern hatten wir eine zehnstündige Marathon-Sitzung. Danach zog ich die Laufschuhe an und mir ging's wieder gut", erzählt sie.Während sie in ihrer Freizeit gerne auch Jeans trägt, ist die blaue Denim im Büro tabu. Kostüm oder Hosenanzug, Jutta Mertes hat kein Problem damit, sich chic anzuziehen. Und wie trinkt ihr Chef Rainer Sievers gerne seinen Kaffee? "Morgens trinkt er immer zwei Espresso, und wichtig, aus einer heißen Tasse", sagt sie und lacht.

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