Freie Bahn für Radfahrer

Arzfeld · Ab sofort können Radfahrer auf einem asphaltierten Radweg von Pronsfeld nach Arzfeld und weiter nach Neuerburg fahren. Damit erweitert sich das Wegenetz auf ehemaligen Bahnstrecken im Eifelkreis um weitere 21 Kilometer ohne größere Steigungen.

Arzfeld. "Die Schwarzdecke ist fertig", sagt Michael Thiel von der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld zum Sachstand des Enztalradwegs. Damit nähert sich die Umwandlung der ehemaligen Bahnstrecke von Pronsfeld nach Neuerburg ihrem Ende und eine weitere ehemalige Bahnstrecke in der Westeifel ist zu einem Radweg geworden (siehe Extra). 1989 war der Güterverkehr auf der Strecke eingestellt worden, Personenzüge verkehrten bereits seit 1969 nicht mehr.
Beginn im Frühjahr 2004


Im Frühjahr 2004 hatte der Verbandsgemeinderat Arzfeld beschlossen, die rund 21 Kilometer lange Bahntrasse in einen Radweg umzuwandeln. Aus Kostengründen sollte die Strecke jedoch zunächst nur mit einer wassergebundenen Decke versehen werden - für rund eine Million Euro. 70 Prozent davon übernahm das Land. Doch bereits damals sprach der damalige VG-Bürgermeister Patrick Schnieder davon, den Radweg später zu asphaltieren.
Im Oktober 2004 begannen die Arbeiten am ersten, rund sieben Kilometer langen Teilstück zwischen Zweifelscheid und Arzfeld. Im Sommer 2005 wurde der Abschnitt freigegeben. Nun arbeitete man mit Hochdruck an der Fortsetzung in Richtung Prüm. "Wir wollen die Lücke zum Anschluss an Pronsfeld und damit an das Prümtal schließen", sagte Schnieder bei der Eröffnung. "Sobald der gesamte Radweg fertig ist, rechne ich mit einem Boom auf der Strecke."
Asphaltierung beschlossen


Doch zunächst mussten die fertigen Pläne einige Zeit in der Schublade bleiben. Erst eineinhalb Jahre später, im Dezember 2006, wurde die notwendige Förderung für das mit rund 760 000 Euro veranschlagte Vorhaben zugesagt. Im Juni 2007 begannen die Arbeiten. Es war höchste Zeit, befand Schnieder: "Weil sich die Radstrecken in der Westeifel allergrößter Beliebtheit erfreuen. Egal, wo man fährt, man hat überall fantastische Landschaftsbilder."
Zur offiziellen Freigabe im Juni 2008 reiste der damalige rheinland-pfälzische Verkehrsminister Hendrik Hering persönlich an. Der Enztalradweg sei eine touristisch bedeutsame Radstrecke in der Eifel, die den Grenzraum mit erschließe, sagte Hering.
Doch weil in den folgenden Monaten Schnieders lobende Worte über die wassergebundene Decke ("Glatt, hart und hervorragend zu befahren") mehr und mehr widerlegt wurden, befasste sich der VG-Rat im April 2010 erneut mit dem Enzradweg. Denn neben den hohen Unterhaltskosten von rund 15 000 Euro jährlich setzten auch Wind und Wetter dem Radweg zu und verwandelten ihn in eine matschige und buckelige Angelegenheit. Daher beschloss der Rat, den weiteren Ausbau für insgesamt rund 1,03 Millionen Euro anzugehen und den Weg durchgehend zu asphaltieren.
Ganz so schnell wie ursprünglich geplant ging es allerdings nicht voran. Denn zunächst mussten Unstimmigkeiten mit der Kommunalaufsicht wegen der Finanzierung ausgeräumt werden. Erst im Januar 2011 gab es grünes Licht für den Ausbau. Doch weil der Naturschutz einen Bau im Frühjahr vor der Ferienzeit verhinderte, begannen die Arbeiten erst Mitte September.
Rund sieben Jahre zog sich somit die Umwandlung der Bahntrasse in den neuen Enzradweg hin. Doch es lohnt sich. Wenn es in der benachbarten Verbandsgemeinde Neuerburg gelingt, auch die Lücke des Enztalradwegs zwischen Neuerburg und Sinspelt zu schließen, können Radtouristen zwischen Prüm und Trier fast durchgängig auf asphaltierten Wegen fahren.
Extra

 Jede Menge Prominenz war beim ersten Lückenschuss im Sommer 2008 zugegen. Patrick Schnieder, damals noch VG-Bürgermeister, begrüßte die Gäste (oberes Bild). Damals war der Weg allerdings nur geschottert (Bild Mitte). Jetzt, drei Jahre später, ist die Strecke komplett asphaltiert (Bild unten rechts). Fotos: Archiv/Rudi Höser (2), Christian Brunker, TV-Grafik: Biggi Keiser

Jede Menge Prominenz war beim ersten Lückenschuss im Sommer 2008 zugegen. Patrick Schnieder, damals noch VG-Bürgermeister, begrüßte die Gäste (oberes Bild). Damals war der Weg allerdings nur geschottert (Bild Mitte). Jetzt, drei Jahre später, ist die Strecke komplett asphaltiert (Bild unten rechts). Fotos: Archiv/Rudi Höser (2), Christian Brunker, TV-Grafik: Biggi Keiser

Mit dem vollständigen Umbau der Stichstrecke von Pronsfeld nach Neuerburg ist eine weitere ehemalige Bahnstrecke in der Eifel zu einem Radweg geworden. Bereits zuvor wurden die Strecken von Prüm nach St. Vith (37 Kilometer) und von Pronsfeld nach Waxweiler (6,5 Kilometer) umgebaut. In Planung ist der Radweg von Jünkerath über Stadtkyll bis nach Losheim (ca. 27 Kilometer), der ebenfalls auf einer alten Bahnstrecke verlaufen soll. Im Südkreis nutzt der Nimstalradweg zwischen Bitburg und Irrel (ca. 18 Kilometer) teilweise die alte Bahntrasse, das Gleiche gilt für den Sauertalradweg von Irrel bis nach Wasserbilligerbrück (ca. 12 Kilometer) und den Kalkeifelradweg zwischen Hillesheim und Ahrdorf (22 Kilometer). Ebenfalls auf einer ehemaligen Bahnstrecke ist der Maare-Mosel-Radweg zwischen Daun und Bernkastel-Kues (58 Kilometer). Nach wie vor ungewiss ist die Zukunft der alten Bahnstrecke zwischen Prüm und Gerolstein (der TV berichtete mehrfach). ch

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