Ganze Steine weg gefegt

Dramatische Entwicklung bei der Sanierung des Klosters Steinfeld: Die Schäden an dem historischen Gebäude sind erheblich größer als angenommen. Noch ist unklar, wie es weitergeht.

 Pfarrer Wieslaw Kaczor steht auf einem der Türme des Westwerks in Steinefeld. Foto: Hilgers

Pfarrer Wieslaw Kaczor steht auf einem der Türme des Westwerks in Steinefeld. Foto: Hilgers

Steinfeld. Seit Jahren dringt durch die Wetterseite der Steinfelder Basilika Wasser ins Gotteshaus. Doch wie groß die Schäden am Westwerk tatsächlich sind, ahnte niemand. Auf Teilflächen sind 60 bis 80 Prozent des Kalksteinmauerwerks marode. Die Steine müssen ausgetauscht werden. Ob der Kostenansatz von rund 528 000 Euro für die Sanierung eingehalten werden kann, ist unklar.

Zeitplan kann nicht eingehalten werden



Fachleute sind sich nicht ganz sicher: Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Baumaterial, das an der Basilika verwendet wurde, um Kalkstein aus der Sötenicher Kalkmulde. Das berichtet Andreas Göttgens, stellvertretender Vorsitzender des Bauvereins des Klosters Steinfeld. Das Westwerk gliedert sich in zwei Bauabschnitte. Der untere, alte Teil stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Türme wurden nach 1873 hochgezogen. Beide Türme wurden im Gegensatz zum unteren Bereich nicht verputzt. Später wurde laut Göttgens der Putz auf dem alten Teil des Westwerks entfernt, damit der Naturstein zu sehen ist.

Im August starteten die Sanierungsarbeiten. Zunächst wurde ein riesiges Gerüst aufgebaut. Die Fugen wurden ausgestemmt und mit Hochdruck ausgeblasen. Dabei zeigte sich, wie mürbe das Gestein zum Teil ist: Ganze Steine wurden unter Hochdruck weggefegt. Andere konnten mit der Hand aus den Fugen gezogen werden. Die noch erhaltenen Kalksteine weisen zum Teil Risse auf und drohen bei Feuchtigkeit und Frost zu platzen.

"Noch ist unklar, wie es weiter geht", sagt Göttgens. "Das Generalvikariat in Aachen und die Denkmalpflege haben noch keine Einigung erzielt."

Einige Stimmen sprechen sich dafür aus, dass auch künftig der Naturstein sichtbar bleiben soll. Dann muss aber auf großen Teilen der Stein komplett ersetzt werden. Auch in Zukunft würde man Witterungsschäden immer wieder erneuern müssen. Sollte sich diese Lösung durchsetzen, behält die Basilika das Erscheinungsbild, das sie seit rund 140 Jahren prägt. Kritiker fragen: Ist es das original Erscheinungsbild, wenn man teilweise 60 Prozent der Steine erneuern muss?

Andere sprechen sich dafür aus, dass das Mauerwerk geschlämmt oder verputzt wird. Dies würde Steine und Fugen schützen. Relativ früh könnte erkannt werden, wenn Putz abblättert. Sollte das Westwerk verputzt werden, stellt sich die Frage, in welcher Farbe es angestrichen wird. Die Basilika hebt sich in Weiß von den gelben Bauten des Klosters ab.

Die endgültige Entscheidung liegt beim Landesamt für Denkmalpflege, weil es die Genehmigungsbehörde ist.

Ursprünglich sollten die Arbeiten dieses Jahr über die Bühne gehen. Nun verzögert sich der Zeitplan. Doch Göttgens verspricht: "Mitte 2009 ist das Gerüst weg."

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