Gedenken an einen wehrhaften Priester

Arzfeld · Wegen angeblicher "Zersetzung der Wehrkraft" wurde im Frühjahr 1942 der Arzfelder Pfarrer Johannes Ries von der Geheimen Staatspolizei des nationalsozialistischen Regimes verhaftet. Zwei Jahre später starb der wehrhafte Priester vor 70 Jahren im Konzentrationslager Dachau.

Arzfeld. Beinahe zehn Jahre konnte sich der Arzfelder Pfarrer Johannes Ries trotz nicht abreißender und sich stetig steigender Schikanen gegen die politischen Kräfte des Nationalsozialismus ab 1933 behaupten. Mit Stolz, Vertrauen in Gott bot er dem Terror ein ums andere Mal die Stirn. Bis zum Frühjahr 1942: Wegen angeblicher "Zersetzung der Wehrkraft" verhaftete ihn die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Im August 1942 wurde er im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, wo er zwei Jahre später starb - laut Totenschein an einem "Herzschlag". Die Pfarreiengemeinschaft Arzfeld gedenkt am Samstag, 3. Januar, 70 Jahre nach Ries Tod an ihren wehrhaften Pfarrer.
"Die tragische Geschichte dieses äußerst engagierten Priesters und zugleich unbeugsamen Gegners der Nazi-Diktatur erhellt das Unrecht und die Verstrickungen der damaligen Zeit am Beispiel des Opfergangs von Pfarrer Johannes Ries, und sie sollte nicht vergessen werden", schreibt der Historiker Walter Ewertz in einem Beitrag zum Gedenken an Ries.
1942 wendet sich das Blatt


Die ersten zehn Jahre habe er als Pfarrer in Arzfeld mit seinem großen seelsorgerischen und sozialen Engagement segensreich und unbehelligt wirken können - bis die Nationalsozialisten an die Macht gekommen seien, erklärt Ewertz.
Anstatt sich dem Faschismus zu beugen, blieb Ries seinen Prinzipien treu und geriet immer wieder ins Visier der Nazis. Schon ein halbes Jahr nach der Machtergreifung ließen Arzfelder Nazis die ersten Beschwerdebriefe dem Bistum Trier und hochrangigen Parteifunktionären zukommen.
"Als sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 das Verhältnis zwischen den staatlichen Organen und den beiden großen Kirchen ständig verschlechterte, hatte dieses auch eine direkte Folge für das Wirken von Pfarrer Ries in Arzfeld", merkt Ewertz an. Ries regime-kritischen Anmerkungen in den Predigten und sonstige öffentliche Äußerungen seien an die Kreisleitung der NSDAP weitergeleitet worden, und ab August 1933 beginnend habe es bis Ende 1937 bereits 12 Anzeigen gegen ihn gegeben.
Unter anderem wurde Pastor Ries vorgeworfen von Gedenkfeier für Gefallene fernzubleiben, den Gauleiter beleidigt zu haben und bei dessen Beerdigung keine Beflaggung angeordnet zu haben. Im März 1941 eskalierte die Situation. Man warf Pfarrer Ries vor, an zwei Schulmädchen unsittliche Handlungen vorgenommen zu haben. Aber auch diese Vorwürfe ließen sich nicht bestätigen.
Vorwurf: Wehrzersetzung


Im Frühjahr 1942 wendete sich aber das Blatt, die Gestapo verhaftete den Geistlichen. Die Anklage: In einem Brief an einen Soldaten aus seiner Pfarrei habe er "die Befürchtung geäußert, dass der Krieg für uns ungünstig ausgehen werde". Das Landgericht Trier befand ihn der "Zersetzung der Wehrkraft" im August 1942 für schuldig und ließ ihn am 4. November in das Konzentrationslager Dachau bringen.
In einem aus dem Gefängnis geschmuggelten Brief schrieb Johannes Ries: "Die Hauptschuld tragen meine Predigten. Hoffentlich trägt mein Kreuz etwas bei zum Triumphe der Kirche". aff
In der Vorabendmesse um 17 Uhr wird am Samstag, 3. Januar, an das Wirken Pfarrer Johannes Ries gedacht.
Extra

Johannes Ries wurde als Bergmannssohn am 9. Juli 1887 im saarländischen Elversberg geboren. Nach dem Abitur 1909 studierte Ries in Trier Philosophie und katholische Theologie. Am 28. März 1914 wurde er im Trierer Dom zum Priester geweiht. Nachdem er in verschiedenen Pfarreien als Kaplan eingesetzt wurde, trat er am 22. Mai 1923 die Pfarrersstelle in Arzfeld an. Er belebte das kirchliche Vereinsleben, so den ‚Mütterverein\\' und durch persönlichen Einsatz den Kirchenchor ‚Cäcilia\\'. Die Gründung des Musikvereins Arzfeld erfolgte 1926 wesentlich auf seine Initiative hin. Ab 1933 behauptete er sich gegen das Regime. Im Frühjahr 1942 wurde Ries durch die Geheime Staatspolizei verhaftet. Am 4. Januar 1945 starb er im Dachauer Konzentrationslager - laut Totenschein an einem "Herzschlag". aff

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