Gefahr gebannt, Schlimmeres verhindert

Der Gefahrgut-Unfall vom Donnerstag bei Stadtkyll (der TV berichtete) hätte durchaus schlimmere Folgen haben können. Doch dank der Einsatzkräfte sei eine Gefährdung von Menschen verhindert worden, meldet die Polizei.

Stadtkyll. Am Freitag, einem Tag nach dem Gefahrgut-Unfall haben sich die Nebel um die ausgetretene Ladung etwas gelichtet: Für Umwelt und Bürger habe keine größere Gefahr bestanden, gibt das Polizeipräsidium Trier durch. Das habe jedoch vor allem am "umsichtigen Vorgehen der eingesetzten Feuerwehrleute" von der Oberen Kyll und aus weiteren Orten gelegen. Denn das in 80 Fässern transportierte "Tetramere D4" (statt "ED4", wie gestern gemeldet) ist gesundheitsgefährdend. Das lösungsmittelhaltige Silikonprodukt ("Octamethyl-Cyclotetrasiloxan") darf nicht in die Natur gelangen oder vom Menschen aufgenommen werden. Es kann, so die Warnung auf den blauen Fässern, "in Gewässern längerfristig schädliche Wirkung haben, die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen" und Reizungen von Augen und Haut verursachen. Der LKW aus Papenburg war am Donnerstag gegen 9 Uhr in den Vogesen gestartet. Warum er nach etwa 300 Kilometern in der Eifel aus der Spur geriet, kann der 59-jährige Fahrer gegenüber der Polizei nicht erklären. Auch die Ladepapiere scheinen zunächst unvollständig. Später werden dann doch alle Unterlagen aus dem Durcheinander im Führerhaus geborgen. Entsorgungsfirma birgt die Fässer

Aus den Papieren geht hervor, dass der Flammpunkt des Stoffs bei 56 Grad Celsius liegt, sagt der Prümer Hauptkommissar Alfred Haas am ziemlich kalten Freitagvormittag. "Aber die erreichen wir heute morgen nicht." Die Fässer werden kurz darauf durch eine Entsorgungsfirma aus Rittersdorf geborgen und fortgebracht. Auch Erdreich wird ausgehoben und abtransportiert, um zu klären, ob und wie stark es verseucht wurde. Die Prümer Straßenmeisterei beseitigt kleinere Schäden und kümmert sich um einen aufgerissenen Schacht: Er führt zu einer Sickerleitung, über die die Bundesstraße entwässert wird. Allerdings meldet Karl-Heinz Rach, Chef der Straßenmeisterei, dass die inzwischen kristallisierte Substanz nicht in die Leitung gelangt sei.Für die Bergung des LKW am Nachmittag wird ein Spezialunternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Nettersheim angefordert. Die B 51 bleibt während der Arbeiten in Richtung Köln gesperrt, der Verkehr wird durch Stadtkyll bis zur nächsten Anschlussstelle geleitet. Dort hatten schon am Donnerstag chaotische Zustände und lange Staus geherrscht: Vor allem der Engpass an der Stadtkyller Kirche wurde von vielen LKW-Fahrern dadurch umgangen, dass sie kurzerhand über den Gehweg fuhren. Unfallschwerpunkt B 51 Der bislang letzte Gefahrgut-Crash vor fünf Jahren geschah nur wenige Kilometer von Stadtkyll entfernt in Höhe von Neuendorf: Am 1. April 2003 krachte ein mit 25 Tonnen Insektengift beladener dänischer Lastzug gegen einen Brückenpfeiler. Der Wagen des betrunkenen Fahrers brannte aus, auch die Ladung entflammte. Dabei wurde Blausäure freigesetzt. Alle Einsatzkräfte mussten auf Vergiftungen untersucht werden, die Sanierungsarbeiten zogen sich über Monate. (fpl/cus)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort