Grüne Helfer zwischen Himmel und Hölle

Ein Paradies nicht nur für Kräuterweiblein: Im belgischen Elsenborn gibt es einen "Gesundheitsgarten" auf 8000 Quadratmetern mit rund 200 Heil- und 300 Zierpflanzen. Auch Führungen durch das botanische Kleinod werden angeboten.

 Riechen, schmecken, fühlen: Bei den Führungen mit Michaela Schumacher-Fank (Zweite von rechts)werden alle Sinne angesprochen. TV-Foto: Stefanie Glandien

Riechen, schmecken, fühlen: Bei den Führungen mit Michaela Schumacher-Fank (Zweite von rechts)werden alle Sinne angesprochen. TV-Foto: Stefanie Glandien

Elsenborn-Camp/Belgien. "Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen" - spätestens nach dem Besuch von "Herba Sana" - dem Gesundheitsgarten in der belgischen Gemeinde Elsenborn, weiß man, dass in diesem Spruch viel Wahrheit liegt.

Der Garten beherbergt auf 8000 Quadratmetern rund 200 Heil- und 300 Zierpflanzen. Außerdem gibt es eine naturbelassene Zone (12 000 Quadratmeter), wo die Besucher die typische Flora des Naturschutzgebiets "Hohes Venn" entdecken können.

Pflanzen nach den fünf Sinnen aufgeteilt



Der Garten ist wie ein Naturlehrpfad angelegt. Die Pflanzen wurden nach den fünf Sinnen eingeteilt. So gibt es den Garten des Fühlens, der Farben, des Schmeckens, der Düfte und einen Bienengarten. Zahlreiche Informationstafeln am Wegesrand und ein Plan ermöglichen dem Besucher die Erkundung auf eigene Faust.

Angeboten werden aber auch Führungen durch Heilpflanzen-Experten. In deutscher Sprache macht das Michaela Schumacher-Fank, die auch in der Heilpflanzenakademie gegenüber dem Garten Kurse und Tagesseminare über die Pflanzen und deren Wirkung gibt.

Ihr Wissen hat sie sich in Freiburg an einer Heilpflanzenschule angeeignet.

Zurzeit beobachtet sie ein sehr starkes Interesse der Leute. "Die Deutschen sind da noch mehr sensibilisiert als die Belgier", sagt sie.

Sie wendet ihr Wissen natürlich auch privat an. "Ich bin schon lange nicht mehr beim Arzt gewesen", sagt sie und schmunzelt. Immer in ihrer Handtasche ist ein Fläschchen ätherisches Lavendelöl - das sei die Hausapotheke schlechthin, wirke zum Beispiel bei Verbrennungen und Insektenstichen. An ihre Haut lässt sie nur selbst hergestellte Cremes oder Naturkosmetik.

Orangene Ringelblumen haben mehr Wirkstoffe als die gelben

 Stärkt die Widerstandskräfte: der Sonnenhut. Die Blütenmitte ist stachelig wie ein kleiner Igel. TV-Foto: Stefanie Glandien

Stärkt die Widerstandskräfte: der Sonnenhut. Die Blütenmitte ist stachelig wie ein kleiner Igel. TV-Foto: Stefanie Glandien



Praktische Tipps hat Michaela Schumacher-Fank viele. Deshalb machen sich bei ihren Führungen auch viele der Besucher Notizen. So erfährt man zum Beispiel, dass die orangenen Ringelblumen mehr Wirkstoffe haben als die gelben. Dass der Spitzwegerich bei Husten, aber auch bei Verbrennungen durch Brennnesseln und gegen Mückenstiche wirkt. "Der wächst wirklich überall. Man muss nur vier bis fünf Blätter pflücken, die zu einem kleinen Knäuel zusammenrollen, zwischen den Händen zerreiben und die dabei entstehende Flüssigkeit auf die betroffene Stelle tupfen. Schon lassen Schmerz und Juckreiz nach.

Die Besucher erfahren, dass scharf schmeckende Pflanzen wie Kapuzinerkresse oder Knoblauch bakterienhemmende Kräfte entfalten. Neben heilsamen gibt es auch giftige Pflanzen wie den Eisenhut, mit dessen Saft früher die Pfeilspitzen bestrichen wurden. Kein Wunder also, dass die Gartenplaner den Eisenhut in den Bereich "Hölle" gepflanzt haben. Stellt sich die Frage, was im "Himmel" wächst? Interessanterweise finden sich dort lustfördernde Pflanzen. Ihr Beet ist in Herzform angelegt. Und dort wächst zum Beispiel die Brennnessel. Deren Samen geben unheimlich Energie, verrät Michaela Schumacher-Fank. "Die kann man einfach über das Essen streuen und dann …" Sollte die Lust nun zu sehr entfacht sein, gibt es auch eine natürliche Bremse: den Hopfen. Er soll lusthemmend wirken. Was die Heilpflanzenkundige so kommentiert: "Deshalb hat es auch so viele Männerklöster gegeben, in denen Bier gebraut wurde."

Öffnungszeiten: von Juni bis Ende September täglich auch am Wochenende und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr. Mittwoch ist Ruhetag. Eine Führung in Deutsch gibt es am 11. September und nach Vereinbarung. Telefon: 0032/(0)80-440056 oder per E-Mail: info@herba-sana.be. Erwachsene zahlen vier, Kinder zwei Euro, die Führung (zwei Stunden) kostet zehn Euro. Hunde sind nicht zugelassen.

EXTRA: Heilpflanzenakademie Immer mehr Menschen interessieren sich für Naturheilkunde, insbesondere für die Unterstützung der Gesundheit mit Heilpflanzen (Phytotherapie). Allerdings ist das Wissen um die genaue Anwendung der Heilkräuter in den meisten Familien verloren gegangen. Deshalb bietet die Heilpflanzenakademie APC in Elsenborn (Bütgenbach/Belgien) Vorträge und Tagesseminare zum richtigen Umgang mit Heilpflanzen bei verschiedenen Krankheiten an. Das Programm 2009-2010 sieht eine abwechslungsreiche Themenvielfalt vor wie zum Beispiel Informationsvorträge zu den Themen "Schutz & Pflege für unsere Haut" (15. September), "Wechseljahrsbeschwerden bei Frauen und Männern" (13. Oktober), "Die Heilpflanzen-Hausapotheke" (15. Dezember). Tagesseminare gibt es zum Beispiel zu den Themen "Grundlagen der Phytotherapie" (19. September und 10. Oktober), "Herz, Kreislauf und Blutgefäße" (23. Oktober). Mehr Informationen und Anmeldungen unter www.phytoacademy.org, info@phytoacademy.org oder Telefon 003280/280978. (sn)

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