Groß, giftig, gefährlich: Anrainer an der Oberen Kyll werden den Riesen-Bärenklau nicht los

Jünkerath/Stadtkyll · Die Invasion durch die Herkules-staude macht den Eifelfischern und Anrainern der Kyll zu schaffen. Zwischen Stadtkyll und Jünkerath tobt seit drei Jahren ein ungleicher Kampf, Hilfe von Kreis und Land ist nicht in Aussicht.

 Kampf gegen die gefährliche Schönheit: Auch die bereits abgeblühte Pflanze ist giftig. Der Jünkerather Dieter Klaus entsorgt die Reste, die später verbrannt werden müssen. TV-Foto. Vladi Nowakowski

Kampf gegen die gefährliche Schönheit: Auch die bereits abgeblühte Pflanze ist giftig. Der Jünkerather Dieter Klaus entsorgt die Reste, die später verbrannt werden müssen. TV-Foto. Vladi Nowakowski

Foto: vladi nowakowski (now) ("TV-Upload nowakowski"

Jünkerath/Stadtkyll. Da, wo Dieter Klaus zugeschlagen hat, wächst nichts mehr. Zu sehen sind nur noch die bis zu zehn Zentimeter dicken, gekappten Stängel der Herkulesstaude, die eine Höhe von vier Metern erreichen kann. Ein großer Teil der Blütendolden, die bei einer einzigen Pflanze bis zu 40 000 Samen tragen können, steckt abfuhrbereit in blauen Plastiksäcken am dicht bewachsenen Ufer der Kyll. Später sollen sie verbrannt werden.
Klaus hat sich aus dem Schwert einer Motorsäge ein Werkzeug gebaut, mit dem er das Doldengewächs köpft. Doch immer noch ragen intakte Herkulesstauden, auch Riesen-Bärenklau genannt, zwischen den Bäumen und Büschen hervor. "Ich komme da einfach nicht heran", sagt Dieter Klaus und zeigt auf das dichte Unterholz davor. "Hier kommt man nur mit schwerem Gerät weiter."Samen längst verweht


Ohnehin sei es jetzt, Ende August, zu spät - die Pflanzen seien abgeblüht und haben ihren Samen längst auf die Reise geschickt. "Es ist ein Kampf gegen Windmühlen", sagt der Jünkerather. Der Riesen-Bärenklau ist eine äußerst vitale Pflanze, die Samenkörner treiben in der Kyll weiter - und bleiben bis zu sieben Jahren keimfähig. Die Herkules-staude ist mit ihrer üppigen weißen Blütenpracht eine Schönheit, doch sie ist gefährlich: Der Saft der Pflanze verursacht bei Sonneneinstrahlung auf der Haut schwere Entzündungen, die wie Verbrennungen ersten und zweiten Grades aussehen. Besonders Kinder sind gefährdet, denn die hohlen Stängel laden zum Bau von Blasrohren ein, auch beim Spielen in der Nähe des Gewächses kann es zu solchen Vergiftungen kommen.
Eine zweite, unangenehme Nebenerscheinung der Invasion durch die Herkulesstaude, die im Kaukasus beheimatet ist und ihre Karriere in West-Europa als Zierpflanze in Gärten begann, ist, neben ihrer rasanten Verbreitung, ihre Pfahlwurzel. "Heimische Pflanzen gedeihen unter den riesigen Blättern der Herkulesstaude nicht mehr und diese Art der Wurzel bindet die Böden nicht - die Erosion der Ufer ist die Folge", erklärt Dieter Klaus.
Neben ihm waren auf dem Abschnitt zwischen Stadtkyll und Jünkerath Hubert Wiesen und Karl Knörr maßgeblich am Kampf gegen die Herkulesstaude beteiligt. Wiesen hat dazu ein fast vergessenes Werkzeug aus seiner Scheune zum Einsatz gebracht - die Sense. "Damit muss ich nicht so nah an die Staude heran und kann sie abmähen, wenn sie die Höhe von etwa einem Meter erreicht. Die Samen sind dann noch nicht keimfähig."
Die Arbeitsstunden im Einsatz gegen die gefährliche Schönheit haben Wiesen, Knörr und Klaus nicht gezählt. Doch alle drei wünschen sich mehr Unterstützung. "Der Öffentlichkeit muss die Gefahr, die von der Herkulesstaude ausgeht, bewusst gemacht werden", sagt Klaus.
"Wir brauchen tatkräftige Unterstützung durch Freiwillige und finanzielle Mittel für die Ausrüstung." Beim Einsatz gegen den Riesen-Bärenklau sei Schutzkleidung vonnöten - bisher setzen die Helfer auf eine abenteuerliche, selbst zusammengestellte Mischung aus Angelstiefeln und Regenschutz. "Das wird früher oder später ins Auge gehen", sagt Klaus.Extra

An der Kyll wurden durch die Untere Naturschutzbehörde über Jahre die Bestände des Riesen-Bärenklaus bekämpft. Teilweise erfolgte das in konzertierten Aktionen mit dem Naturpark Nordeifel, der durch das Land Fördermittel erhielt. Dies geschah vor dem Hintergrund der flächigen Ausbreitung der Staude in wertvolle Biotopbereiche an Fließgewässern und der massiven Unterdrückung anderer wertvoller Auenbiotope. Die Naturschutzbehörde stellte Werkzeug und Gerät. In Einzelfällen, auf besonders bedeutenden Flächen, erfolgte auch eine chemische Bekämpfung durch qualifizierte Lohnunternehmer auf Stundenlohnbasis. Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (MULEWF) stellt die Bekämpfung der Hautreizungen verursachenden Herkulesstaude überwiegend in die Verantwortung des Grundstückseigentümers oder der Gemeinden, sodass eine Zuständigkeit der Kreisnaturschutzbehörde nicht gesehen wird oder nur für wertvolle Biotopflächen besteht. Quelle: Pressestelle der VG Vulkaneifel now

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