Großer Auftritt für mehr Toleranz

Niederprüm/Mainz · Das Vinzenz-von-Paul-Gymnasium in Niederprüm ist eine von bundesweit 22 Schulen, die für den Wettbewerb unter dem Titel "Trialog der Kulturen" ausgewählt wurden. In Mainz haben die Jugendlichen nun zur Halbzeit des Wettbewerbs vorgestellt, was sie dabei alles auf die Beine stellen - und auf die Bühnenbretter.

Niederprüm/Mainz. Zeichen setzen für eine Gesellschaft der Vielfalt: Das ist das Motto beim Schulwettbewerb "Trialog der Kulturen", ausgerichtet von der Herbert-Quandt-Stiftung (siehe Extra). Mit dabei sind auch die Schüler des Vinzenz-von-Paul-Gymnasiums in Niederprüm, die sich mit viel Elan in ihre Projekte zum Thema gestürzt haben (der TV berichtete). Und sie sind immer noch mit großem Einsatz dabei: "Die sind alle weiterhin absolut motiviert", sagt Lehrerin und Projektbetreuerin Hedwig Serwas. "Das merken wir in der ganzen Schule."
Gemeinsam mit fünf weiteren Einrichtungen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben die Jugendlichen nun zur Halbzeit des Wettbewerbs beim sogenannten Markt der Möglichkeiten, ausgerichtet von der Quandt-Stiftung im Erbacher Hof in Mainz, gezeigt, was sie bisher an Ideen entwickelt haben für ein besseres Miteinander.
"Das war ein ereignisreicher Tag", sagt Schulleiter Andreas Ostermann. Die Atmosphäre unter den Jugendlichen sei geprägt gewesen von gegenseitigem Respekt und großem Interesse an den Projekten der anderen.
Konflikte lösen, Verständigung herbeiführen - darum geht es, und das tun die Niederprümer anhand der Ringparabel aus Gotthold Ephraim Lessings "Nathan der Weise". Dort zeigt Gott, dass er seine drei Kinder - die jüdische, muslimische und christliche Religion - gleichermaßen liebt, hat er sie doch alle drei erschaffen.
"Wir haben uns halt was ganz anderes ausgedacht", erzählt Maya Esch (15) aus Wascheid. Keine Dokumentation, keinen Vortrag, sondern ein eigenes Bühnenstück, basierend auf dem "Nathan". Und das mache man auf mehreren Ebenen, mit Musik, Schattentheater und mit Masken, die gemeinsam mit der Trierer Künstlerin Hendrika Ruthenberg entwickelt wurden. Titel: "Nathan, der Herr der Ringe, trifft Vinzenz". Dabei spielt der Schüler Vinzenz eine zentrale Rolle - er fragt sich, was eigentlich heutzutage noch so aktuell sei an Lessings Stück. Alles, finden die Schüler, denn die Ringparabel stehe ja eben für Toleranz und Akzeptanz des jeweils anderen. Und man wolle daran arbeiten, sagt Maya, die Skepsis gegenüber anderen Kulturen zu überwinden.
Viel Zuspruch, auch von den Juroren des Wettbewerbs, erhielten die Niederprümer in Mainz. Das gesamte Stück wollen sie dann am Sonntag, 19. Juli, beim Schulfest einem großen Publikum präsentieren.Starke und spannende Ideen



Den Vinzenz spielt Nikolaus Keil (14) aus Weinsheim: Er führe sozusagen als Moderator durch das Stück, sagt er. So werde zum Beispiel ein Film gezeigt, dann gestoppt "und eine Person kommt aus dem Film heraus und wir sprechen über das Thema". Klingt spannend - zumal die Schüler auch eigene Erfahrung, etwa beim Thema Mobbing, einbringen können.
Auch die anderen teilnehmenden Schulen präsentierten in Mainz starke Projekte und Ideen: Christof Eichert, Vorstand der Herbert-Quandt-Stiftung, lobt das Engagement der Beteiligten: Die Schulen, sagt er, "schaffen Begegnungsräume für verschiedene Kulturen und Religionen und leisten eine beeindruckende Arbeit vor Ort".
In dieser Woche werden die Niederprümer sich im Pastor-Billig-Haus einquartieren, um ihre bisherigen Ideen und Vorhaben zusammenzuführen: "Da wird jetzt noch einiges passieren in den nächsten Monaten", sagt Ostermann. Geplant sind außerdem Besuche in einem buddhistischen Tempel in Düsseldorf, in einer Kölner Moschee und in der Trierer Synagoge.
Und danach würden sich die Jugendlichen freuen, wenn viele zum Schulfest im Juli kommen. Vielleicht nicht nur am Sonntag: Das Pastor-Billig-Haus, sagt Andreas Ostermann, habe man vorsichtshalber für die gesamte Woche gebucht.Meinung

Hochaktuell
Als die Schüler des Niederprümer Gymnasiums erfuhren, dass sie für den "Trialog der Kulturen" ausgewählt wurden, zeigten sie sich im ersten Gespräch mit dem TV hoch motiviert. Gut so, denn seitdem ist es auf der Welt nicht schöner geworden, immer öfter bestimmen grauenvolle Ereignisse die Nachrichten. Ist es daher blauäugig zu glauben, mit solchen Toleranz-Projekten etwas bewirken zu können? Mag sein. Und doch ist es wichtiger denn je. Völlig egal, ob man dafür am Ende einen Preis gewinnt. f.linden@volksfreund.deExtra

Seit 2005 schreibt die Herbert- Quandt-Stiftung (benannt nach dem deutschen Industriellen, der unter anderem BMW sanierte) jährlich den Schulwettbewerb "Trialog der Kulturen" aus. Diesmal setzen sich 22 Schulen aus Bremen, Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland für eine bessere Verständigung zwischen Religionen und Kulturen ein. Jede Schule erhielt 3500 Euro Startgeld, um ihre Ideen verwirklichen zu können. Zum Ende des Schuljahres entscheiden die Juroren über die besten Beiträge und verteilen ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 60 000 Euro "zur nachhaltigen Verankerung des Trialogs an den Schulen". Der Markt der Möglichkeiten gibt den Schulen zur Halbzeit des Wettbewerbs die Möglichkeit, einander kennenzulernen und ihre Projekte der Jury vorzustellen. fpl

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