Haus ohne Hüter, Narren ohne Dach

Weitere Interessenten für das stillgelegte Stadtkyller "Hotel am Park" (der TV berichtete) haben sich in der vergangenen Woche mit dem Insolvenzverwalter Oliver Brand und dessen Partner Andreas Becker getroffen. Die Zukunft des Hauses bleibt jedoch offen. Und der Sitzungskarneval im Dorf fällt aus.

 Noch sind nicht alle Lichter aus: das Stadtkyller Hotel am Montagmorgen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Noch sind nicht alle Lichter aus: das Stadtkyller Hotel am Montagmorgen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Stadtkyll. Bislang hat sich kein Interessent für den Kauf der Anlage entschieden. Wesentlicher Stolperstein: Noch haben nicht alle Apartment-Eigentümer in den verlustreichen Verkauf ihrer Zimmer eingewilligt. Eine Handvoll der in den vergangenen Jahren schwer geprüften 85 Eigner wolle keine Vollmacht erteilen, berichtet Insolvenzverwalter Oliver Brand. Das liegt vor allem am Preis, der sich laut TV-Informationen im vierstelligen Euro-Bereich bewegt. Schmerzhaft, wenn man sich daran erinnert, dass die Apartments Anfang der 90er Jahre für rund 140 000 Mark unter den zahlungskräftigen Teil des Volks gebracht worden waren."Man muss das Ganze nüchtern sehen", sagt Brand. "Samariter findet man heute nicht mehr." Die vorliegenden Verkaufs-Vollmachten sind bis Jahresende befristet. Andreas Becker signalisiert dennoch Zuversicht, das Haus bald an einen neuen Eigner übergeben zu können: "Wir bleiben positiver Stimmung, dass wir es bis zum Jahresende schaffen." Becker und Brand berichten von sechs Kaufinteressenten. "Das sind Vertreter internationaler Ketten bis zu lokalen Betrieben", verrät Brand. Dennoch werde sich wohl niemand für den Erwerb des maroden Freizeitbads "Vulkamar" entscheiden: "Das Schwimmbad ist tot, dafür finden Sie keinen mehr." Immerhin aber fand man jemanden, der gelegentlich einige der leer stehenden Zimmer nutzt: Ein Hotelier aus einem benachbarten Ort bringt dort gelegentlich Gäste unter, wenn die eigenen Kapazitäten nicht reichen. "Darüber bin ich heilfroh", sagt Becker. "Dann habe ich das Objekt zumindest zeitweise beheizt."Unterdessen hat die Pleite auch Konsequenzen für das Vereinsleben im Dorf: Die Stadtkyller Karnevalisten haben ihre Kappensitzung bereits abgesagt, die traditionell - und vertraglich vereinbart - immer im Saal des Hotels gefeiert wurde. Und auch an Weiberfastnacht wird dort nicht gelacht werden: Die Möhnen ließen dem TV einen Brief zukommen, in dem sie sich nur halb scherzhaft beklagen: "Da haben wir noch im Februar ein halbes Jahrhundert Möhnen gefeiert, hatten eine tolle Sitzung - und jetzt stehen wir im Regen."Sitzungspräsidentin Elfriede Schmitz bekennt, dass ihr das für das treue Möhnen-Publikum leid tue. Dennoch wollen sich die Damen an Weiberdonnerstag zeigen: "Wir haben vor, uns zu treffen und unsere Runde zu machen."EXTRA Insolvenz die Zweite: Ein Abschluss ist inzwischen im vorigen Insolvenzverfahren über das Vermögen der Hotel am Park Betriebsgesellschaft erfolgt (der TV berichtete): die Verteilung der letzten Geldreste. Das Schlussverzeichnis aus diesem Verfahren ist beim Amtsgericht Bitburg hinterlegt, die Summe der anerkannten Forderungen beträgt laut Auskunft des Dauner Insolvenzverwalters Hans A. Brauer gut 1,55 Millionen Euro - bei einem Massebestand von etwa 59 000 Euro. Brauer: "Nach dem Schlusstermin verteile ich jetzt den Rest an die Gläubiger, deren Forderung anerkannt wurde." (fpl)

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