Heiße Bäume, findige Tüftler

Buchet · Im heimischen Keller haben Magret Lohmann und Daniel Pünder eine neue Art von Heizkörpern erfunden. Mittlerweile haben sie das Patent auf diese Heizbäume und mit der Produktion in der eigenen Werkstatt begonnen.

Buchet. Bis vor wenigen Jahren waren Heizkörper in der Regel klobige viele Zentner schwere Ungetüme. Seitdem die Brüder Buderus 1920 in Berlin mit ihren Entwicklungen den Siegeszug der Etagenheizung in Miethäusern auf den Weg brachten, wurden Millionen der quadratischen Stahlgerippe an Wände geschraubt. Mit den Jahrzehnten wurden sie deutlich leichter, doch eins blieb: Sie sind meist wuchtig und abgesehen von seltenen Ausnahmen stets rechteckig. Daniel Pünder aus Buchet fragte sich bereits vor einiger Zeit, warum das eigentlich so sein muss.
Selbst ist der Eifeler - als gelernter Heizungsbauer besaß Pünder ausreichend handwerkliches Geschick, um sich auf die Suche nach einer Variante zur Standardheizung zu machen. Unterstützung fand er in seiner Partnerin Magret Lohmann. Gemeinsam ging das Paar in die eigene Kellerwerkstatt und begann zu experimentieren - mit Erfolg.Einfach mal ausprobiert


Drei Wochen lang zog sich das Paar zurück, probierte, testete und konnte schließlich stolz auf seinen ersten Heizbaum blicken. Mannshoch ragt der Prototyp aus Kupfer nun im Hausflur auf - ein Referenzstück, haben Pünder und Lohmann doch mittlerweile die Produktion aufgenommen und drei fertige Heizbäume bei Kunden installiert. Das Funktionsprinzip ist denkbar einfach: Genau wie bei einem herkömmlichen Heizkörper wird erhitztes Wasser durch ein Rohrsystem geleitet - nur sind die Leitungen hier geformt wie ein Baum.
"Im Grunde war es eine Schnapsidee. Als er mir das erste Mal davon erzählte, konnte ich mir gar nicht genau vorstellen, was er so vor Augen hatte", sagt Magret Lohmann. Bei der Arbeit habe sich dann aber alles ergeben. "Handwerklich musste er mir natürlich alles erstmal beibringen. Ich bin aber mittlerweile geübt. Er baut den Baum auf, ich schneide währenddessen beispielsweise Blätter aus", sagt sie. Und darin sollte Lohmann tatsächlich langsam Übung haben, blieb es doch nicht nur bei dem einen Prototypen. "Drei Bäume haben wir mittlerweile auf Bestellung produziert. Es gibt noch weitere Anfragen", sagt die gelernte Bürokauffrau.
Etwas Angst sei am Anfang schon dabei gewesen: "Wir wussten ja nicht, ob die Heizbäume tatsächlich gut ankommen, allein das Material ist ja nicht günstig und damit auch nicht das Produkt. Wir wagten dann aber doch den Versuch." Mittlerweile hat Magret Lohmann vom Deutschen Patent- und Markenamt in München Geschmacks- und Gebrauchsmusterschutz zugesprochen bekommen. Das garantiert für zunächst zehn Jahre, dass die technische Umsetzung des Heizbaums und auch seine Gestaltung patentrechtlich für Lohmann geschützt sind.Auf Risiko gesetzt


Kein leichter Schritt, kostet die Eintragung doch alleine schon bis zu 5000 Euro, Anwaltskosten nicht mit eingerechnet. "Nachdem wir so viel Zeit und Mühe investiert hatten, wollten wir aber einfach auf Nummer sicher gehen, sagten, wir riskieren jetzt was, und beauftragten einen Patentanwalt." Er habe dann alle Formalitäten geprüft. "Wichtig ist halt, nachzuweisen, dass es nicht schon ein ähnliches geschütztes Produkt gibt", sagt Magret Lohmann. Allein in China habe man einen Hersteller gefunden, der Ähnliches aus gebogenen Rohren herstellt. "Die sind aber wesentlich kleiner und nicht so ausgearbeitet wie unsere. So stand nichts mehr im Weg."
Wie es nun weitergeht? "Wir hoffen, dass noch mehr Bestellungen reinkommen", sagt sie. Im Keller werde auch tapfer weiter experimentiert.
Der neuste Versuch: Ein Heizbaum für die Raummitte. "Für privat ist das wohl eher nichts, aber wir können uns gut vorstellen, dass so was in einem Gastronomieraum stehen könnte", sagt Magret Lohmann.
Ob das Tüftlerpaar noch weitere Erfindungen im Hinterkopf hat, will Lohmann nicht verraten. "Vielleicht, aber wir konzentrieren uns jetzt erstmal auf die Heizbäume und schauen dann mal weiter."Extra

An allem Anfang stand das Lagerfeuer, dann begannen die Römer, vor 2000 Jahren, die erste frühe Form einer Fußbodenheizung zu entwickeln - für private Gebäude blieb diese Art des Heizens einer äußerst gehobenen Schicht vorbehalten. Die meisten Menschen wärmten sich an offenen Feuerstellen in der Mitte eines Raums. Ab dem achten Jahrhundert wurden sie zunehmend durch gemauerte Kamine ersetzt und das Feuer von der Raummitte in eine Wandnische verlegt. Über die Jahrhunderte dienten schließlich verschiedene Kaminarten, ab dem 15. Jahrhundert Eisen- und Kachelöfen und sogar heiße Steine dazu, Gebäude zu erwärmen. Erst als 1716 der schwedische Ingenieur Marten Trifvald das Prinzip der Zentralheizung erfand, entwickelte sich ein Heizungssystem, das wir noch heute nutzen. Für ein Gewächshaus im englischen Newcastle entwickelte Trifvald ein Rohrsystem, das durch einen zentralen Dampfkessel erhitzt wurde. Es sollte aber noch 150 Jahre dauern, bis die Brüder Buderus als Pioniere im Heizungsbau 1920 die ersten Pumpen-Warmwasserheizungen produzierten und damit die Etagenheizung in die Miethäuser brachten. Doch erst in den 1970er-Jahren gehört die zentrale Wärmeversorgung in Neubauten zum Standard. aff

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort