Helfer stehen in den Startlöchern

KRAUTSCHEID. Stück für Stück wollen die Krautscheider ihr altes Schulgebäude umgestalten, damit es als Dorfgemeinschaftshaus (DGH) gute Dienste tun kann. Dringendste Arbeit: die Sanierung der Toiletten.

In den 60er Jahren entstand im Krautscheider Ortsteil Ringhuscheid eine Volksschule in Billigbauweise ohne echte Isolierung. Weil die örtliche Schule wegen der Hauptschule in Waxweiler schon nach wenigen Jahren überflüssig wurde, nutzte die Ortsgemeinde seitdem das Gebäude zum Beispiel für Feste und Ratssitzungen. Der Musikverein "Harmonie" Ringhuscheid hat dort seinen Probenraum eingerichtet, der Sportverein Ringhuscheid seine Umkleiden neben dem Sportplatz, der 2007 saniert wird.Mit wenig Geld viel bewegen

"Das Haus ist eigentlich zu groß und unzweckmäßig. Es gibt viel zu verbessern", sagt Ralf Leonardy (33, parteilos), seit 2004 Ortsbürgermeister. "Wir wollen uns ein Beispiel an anderen Gemeinden nehmen, die auch wenig Geld haben, aber sehr aktiv sind." Das Land zahlt für solche Investitionen keine Zuschüsse. In dieser Situation starteten die örtlichen Vereine eine Initiative. Sportverein, Musikverein, ACL Krautscheid (Auto-Cross und Stock Car), Theatergruppe Krautscheid und Feuerwehr ziehen an einem Strang. Die Vereine sind meist auf Pfarrgemeinde-Ebene ausgerichtet. Außer aus Krautscheid (280 Einwohner einschließlich der Ortsteile Ringhuscheid und Bellscheid) stammen Mitglieder auch aus Oberpierscheid, Berkoth oder Uppershausen. 2005 gab es erstmals einen Martinszug aller Dörfern. Erste Gemeinschaftsaktion der Vereine: das "Donnerbalkenfest" (der TV berichtete). Rund 1000 Euro Erlös kamen zusammen, die in die Sanierung der 40 Jahre alten Toilettenanlage fließen. Das Programm war gezielt auf Familien ausgerichtet. Nach einem Festgottesdienst mit Pastor Hubert Colling im DGH spielte das Jugendorchester des Musikvereins. Dann ging's heiß her bei den "Nubalympics". Diesen Wettbewerb mit zehn Disziplinen für alle Altersgruppen gibt es garantiert nur in Krautscheid. Beispiel gefällig? Beim Erbsen-Weitspucken landete das Gemüse des Siegers erst jenseits der Zehn-Meter-Marke. Ob Rückwärtslaufen, Extrem-Dart und Strohdreschen: Teilnehmer und Zuschauer hatten viel Spaß. Im Fußballmatch trat eine Autocross-Auswahl gegen die Dorfjugend an. Ponyreiten und Kinderschminken komplettierten das Programm. Im November beginnt der Arbeitseinsatz der ehrenamtlichen Helfer bei der Sanierung der Toiletten. Später soll unter anderem die Eingangsfront neu gestaltet werden. Die Gemeinde will das Vorgehen jeweils eng mit den Vereinen abstimmen. "Vereine kosten Geld. Aber was sie ehrenamtlich zum Beispiel an Jugendarbeit leisten, wird oft vergessen", betont Leonardy. "Wir wollen gerade den Jugendlichen bewusst machen, dass sie hier eine gute Lebensqualität haben. Sie sollen sich auch aktiv mit der Kommunalpolitik vor Ort auseinander setzen" Das Dorf ist landwirtschaftlich geprägt und von der Häuserverteilung her in die Länge gezogen. Weil es viele Senioren gibt und viele Berufstätige, die tagsüber unterwegs sind, testet die Gemeinde derzeit in einem Teilbereich ein Modellprojekt zur Straßenreinigung. Jedes Haus zahlt fünf Euro pro Jahr. Zusammen mit einem Gemeindeanteil kann so eine Kraft bezahlt werden, die regelmäßig kehrt. Leonardy: "Wenn sich das Modell bewährt, könnten wir es auf andere Straßen und das Schneeräumen im Winter ausdehnen."

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