"Hilfe, unser Kind liest nicht!"

"Die Zeit des Buches ist vorbei", so hört man es seit Jahrzehnten, "schuld daran sind das Fernsehen, die Digitalisierung und das Internet". Achim Bröger, renommierter Kinder- und Jugendbuchautor sowie Referent des 54. Prümer Grundschulforums, sah das anders.

Prüm. Zahlen, die belegen, dass das Buch lebt, präsentierte Rektor Klaus Hack beim 54. Prümer Grundschulforum. Im Namen der Bertrada-Grundschule und der mitveranstaltenden Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) hieß er die Forumsteilnehmer willkommen. Demnach wurden 1985 rund 64 000 Bücher verlegt, 1996 waren es 72 000 und 2006 stieg die Zahl auf 95 000. Hack zitierte den Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder: "Rund 600 Jahre nach Johann Gutenberg gibt es in Deutschland einen Boom für das gedruckte Buch. Die Medien stehen sich nicht gegenseitig im Weg. Sie ergänzen sich"."Literatur ist immer der Reflex auf gesellschaftliche Veränderungen", sagt Achim Bröger. Ihn reizen vor allem Themen, "in denen die Erwartungen aufeinander stoßen". In der Welt der Kinder seien das "der Ferienbeginn", "der Sonntagsspaziergang", "Weihnachten", "der Besuch bei Bekannten" und ähnliche Episoden - "alles, was sich zunächst gut anhört". Scharf beobachtend zaubert der Autor daraus die herrlichsten Geschichten, fantasievoll, spannend, witzig und gleichermaßen interessant für Kinder und Erwachsene.Als subtiler Kenner der kindlichen Psyche plädiert Bröger für ein "Bündnis Buch" zwischen Kindern und Eltern. Lesen müsse etwas Interessantes sein. Das Vorlesen solle und könne allen, Kindern, Eltern, Onkeln, Tanten und den Großeltern Spaß machen. Dabei bedürfe es jedoch auch der richtigen Atmosphäre - "alle möglichst eng beisammen". Letzteres lasse sich besonders in Kindergärten gut praktizieren.Ein positives Zeugnis stellt Achim Brögner dem Buchhandel und den öffentlichen Bibliotheken aus. Während man sich in den Geschäften weitgehend auf Kinder als Kunden eingestellt habe, bemühten sich die Bibliotheken zunehmend um ein kindgerechtes Ambiente.An die Teilnehmer des 54. Prümer Grundschulforums richtete der Autor die Bitte: "Ihr heute Erwachsenen, lasst euch begeistert ein auf eure Kinder und ihre Literatur. Wenn ihr das tut, wird das Gerücht von den leseresistenten Kindern ein Gerücht bleiben". ExtraEin aktuelles Thema und ein hochkarätiger Referent sind das Erfolgsrezept des Prümer Grundschulforums. Achim Bröger wurde 1944 in Erlangen geboren. Nach einigen Jahren Teilzeitbeschäftigung in einem Schulbuchverlag widmete er sich ausschließlich dem Schreiben. Seit 1980 ist er als freiberuflicher Schriftsteller tätig. Er schreibt fantasievolle und witzige Geschichten, aber auch Alltagsgeschichten für Kinder und Jugendliche. Zudem ist er Verfasser eines erzählenden Lexikons, eines Kinderatlas, zahlreicher Hörspiele, Drehbücher und Theaterstücke. 1975 erhielt er den Deutschen Schallplattenpreis und 1987 den Deutschen Jugendliteraturpreis. Seit 1981 ist Achim Bröger Mitglied des PEN. Seine Bücher wurden in 27 Sprachen übersetzt. Er lebt heute mit seiner Frau in Sereetz zwischen Lübeck und der Ostsee. Info: www.achim-broeger.de und www.arena-verlag.de

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