"Ich muss den Anker werfen"

SCHÜLLER. Rücktritt nach knapp sechs Jahren: Stefan Bungartz, Ortsbürgermeister in Schüller, legt zum 31. Dezember seinen Posten nieder. Seine Nachfolge wird sich am Sonntag, 22. April, entscheiden: Dann steht auch die Wahl des Landrats im Vulkaneifel-Kreis an.

Kein Ärger, kein Skandal, kein politisches Zerwürfnis - es sind gesundheitliche und berufliche Gründe, die Stefan Bungartz, seit April 2001 parteiloser Ortsbürgermeister von Schüller, zum Rücktritt zwingen: "Ich musste einfach irgendwann den Anker werfen", sagt der 42-Jährige im Gespräch mit dem TV. Vor allem Rücken und Gelenke machen dem in Stadtkyll aufgewachsenen Bungartz zu schaffen. In den vergangenen Jahren aber habe er keine Zeit gehabt, sich darum richtig zu kümmern - zum Beispiel durch vorbeugend-sportliche Betätigung. Gleichzeitig ist der im Juni 2004 wiedergewählte Bungartz (80 Prozent der Stimmen, kein Gegenkandidat) beruflich immer mehr eingespannt: als Gruppenleiter der Metall-Abteilung bei den Westeifel-Werken in Weinsheim. Dort stehen weitere Lehrgänge für Bungartz an. "Da muss man was für tun", sagt er. "Dadurch habe ich einfach keine Zeit mehr, das andere sinnvoll auszufüllen. Und das dient dann keinesfalls dem Wohl der Gemeinde." Seine Amtsgeschäfte, bekennt Stefan Bungartz, habe er mit Herzblut betrieben: "Deshalb fällt mir die Entscheidung schon schwer." Zumal es, bei allem kommunalpolitischen Stress (zuletzt die juristischen Händel um die Ortsdurchfahrt, der TV berichtete), immer wieder schöne Momente gegeben habe. Vor allem die "kleinen Sachen" haben ihm dabei Freude bereitet: "Die Herzlichkeit, die man zum Beispiel bei Seniorentagen erlebt - das entschädigt für vieles, was das Amt an Ärger mit sich bringt." Ein geglücktes Projekt des Ortsbürgermeisters war auch das Schüllerer Kunst-Wochenende: "Das sind tolle Momente - wenn man solche Dinge einfach versucht und sie dann zum Erfolg werden." "Es ist schade, dass er so früh geht. Das war immer eine menschlich gute Zusammenarbeit", sagt die ebenfalls partei-unabhängige Erste Beigeordnete der Ortsgemeinde, Waltraud Pfeil. Nein, man sei längst nicht immer einer Meinung gewesen, bekennt sie: "Aber das ist ja bei den meisten Leuten so." Am Jahresende will sie Bungartz gemeinsam mit dem Zweiten Beigeordneten Rudolf Blum den offiziellen Dank der Ortsgemeinde überbringen: "Und seine Frau Beate wird Blumen bekommen - denn sie hat sich auch sehr engagiert." Blumen, zumindest verbale, verteilt auch Werner Arenz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll: "Stefan Bungartz hat das ganz toll gemacht. Mir tut es leid, dass er zurücktritt." Wahltermin am 22. April

Er hätte sehr gern mit Bungartz weitergearbeitet, sagt Arenz - und fügt mit Blick auf manches kommunale Scharmützel hinzu: "Ortsbürgermeister in Schüller - das ist einer der schwierigsten Jobs, die in der VG Obere Kyll zu vergeben sind. Da kenne ich gewiss gesündere Hobbys." Wer sich an die Nachfolge des scheidenden Ortsbürgermeisters wagt, weiß noch niemand. Bislang sind keine Kandidaten aus der Deckung gekommen. Auch aus den Reihen des fraktionslosen Ortsgemeinderats hat sich noch kein Mitglied in Position gebracht. Sofern es bei Stefan Bungartz' Rücktritt bleibe, sagt unterdessen Kreis-Pressesprecherin Diane Lorig, stehe allerdings der Termin für die Neuwahl in Schüller bereits fest: Sonntag, 22. April. An diesem Tag wählen die Bürger im Kreis Daun (dann: Vulkaneifelkreis) auch ihren neuen Landrat.

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