Im Raum Prüm schnappen Zoll und Polizei vermehrt Schmuggler mit großen Rauschgiftmengen

Prüm/Steinebrück · Zwei Drogenschmuggler gerade verurteilt, zwei weitere stehen kommende Woche vor Gericht, soeben wieder ein großer Fund: Im Prümer Raum haben Zoll und Polizei gehörig zu tun. Der TV hat nachgefragt, ob sich da eine Entwicklung abzeichnet.

 Die Bundespolizei kontrolliert regelmäßig auf der A 60 bei Prüm Autofahrer auf Drogen. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Die Bundespolizei kontrolliert regelmäßig auf der A 60 bei Prüm Autofahrer auf Drogen. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Geschnappt, verknackt: In der vergangenen Woche hat das Landgericht Trier zwei Drogenkuriere verurteilt, den einen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren, den anderen zu einem Jahr und neun Monaten - wobei die zweite Strafe auf Bewährung läuft. Die beiden jungen Männer, die in Trier und Koblenz wohnen, waren im Dezember nach der Einreise aus Belgien auf der A 60 kontrolliert worden. Die Beamten von Zoll und Bundespolizei fanden zwei Kilogramm Marihuana und etwas Kokain.
In der kommenden Woche, am Montag, 11. Mai, und am Dienstag, 12. Mai, müssen sich zwei weitere Männer, diesmal aus Hamburg, in Trier verantworten: Sie waren ebenfalls im Dezember geschnappt worden - mit stattlichen fünf Kilogramm Kokain im Auto. Je nach Markt und Reinheit wären für diese Menge locker sechsstellige Summen zu erzielen gewesen. Und vor kurzer Zeit sollen, unbestätigten TV-Informationen zufolge, weitere Kuriere erwischt worden sein - mit einer großen Menge Heroin.
Drei Fälle, alle im Prümer Raum, alle in einer recht kurzen Spanne - und bisher nicht von den Behörden bekannt gemacht, weil die Staatsanwaltschaft bei solch großen Mengen lieber im Stillen ermitteln lässt, um Hintermänner nicht aufzuschrecken. Gleichzeitig melden Zoll und Polizei fast im Wochentakt weitere Zugriffe, bei denen es vergleichsweise eher um Kleinkram geht - ein bisschen Hasch hier, ein paar Pillen da.
Haben die Zöllner und Polizisten sich also schärfere Nasen antrainiert? Oder steckt eine andere Entwicklung dahinter? Die grenzüberschreitenden Fälle bearbeitet meist der Zoll, andere wandern zur Kriminalpolizei in Wittlich, Herr des Verfahrens ist grundsätzlich die Staatsanwaltschaft.
Die Bundespolizei, sagt Rudolf Höser, Pressesprecher der Inspektion Trier, habe im Raum Prüm 2014 annähernd 350 Aufgriffe unter der Überschrift "BTM", Betäubungsmittel, gehabt - für fast jeden Tag des Jahres einen. "Und in den ersten vier Monaten 2015 waren es bereits 140." Setze sich das fort, sei eine klare Steigerung zu verzeichnen, wenn es sich auch nicht jedes Mal um große Mengen handele. "Aber rein rechnerisch", sagt Höser, "geht die Kurve nach oben." Dabei seien Drogenkuriere "gar nicht unsere erste Zielgruppe. Die Bundespolizei ist im Grenzraum vor allem unterwegs, um illegale Einreisen zu verhindern und hinter die Schleuserkriminalität zu blicken."
Die Polizisten nehmen die Fälle natürlich trotzdem auf - und reichen sie in der Regel weiter an den Zoll. "Eine leichte Steigerung von Jahr zu Jahr kann man schon konstatieren", sagt Hans-Jürgen Schmidt, Pressesprecher des Zollfahndungsamts in Frankfurt. Drastischstes Beispiel aus jüngerer Zeit: die 129 Kilogramm Amphetamin, die im Mai 2014 in einem spanischen LKW am A 64-Rastplatz Sauertal bei Trier entdeckt wurden. Insgesamt seien voriges Jahr seitens der Zollfahndung Frankfurt 102 Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Trier anhängig gewesen.
Die Beamten der Polizei Prüm haben ebenfalls oft mit Drogen zu tun, meist mit berauschten Autofahrern - und da gebe es durchaus auch eine Entwicklung, sagt Inspektionsleiter Christoph Cremer: Drogenkonsum sei zwar nicht neu. "Aber man konnte es nicht aufdecken."
Inzwischen aber gebe es einen Vortest, der schon an Ort und Stelle per Urinprobe Hinweise auf Rauschgiftkonsum liefere. Bekifft Fahren - das sei übrigens etwa wie mit 0,5 bis 1,1 Promille Blutalkohol am Steuer zu sitzen.Extra

Drogenkonsum gab es in der Eifel immer, vor Jahren noch mehr als heute, aber er habe sich gewandelt, sagt der Chef der Prümer Inspektion, Christoph Cremer. Es werde immer mehr durcheinander konsumiert. Man trinke sich in Stimmung, putsche sich mit Amphetaminen auf, um länger durchhalten zu können und rauche dann noch "ein Pfeifchen, um wieder runterzukommen". Was zudem scheinbar harmlos als "Kräutermischung" daherkomme, sei oft hochgefährlich - und nicht immer gleich verboten: In der Herstellung werde dann eine Komponente verändert - "und dann ist es wieder nicht verboten. Man muss die Dinge erst einmal finden. Und dann erst kommen sie auf den Index." Dass gerade die Designerdrogen, also synthetisch hergestellte Rauschmittel wie Amphetamine, zu verheerenden Spätfolgen führen können, scheine viele nicht zu interessieren: "Die nehmen das in Kauf." fpl

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