Im Zickzack für Gesundheit und Glauben

Die Springprozession hat in Prüm eine lange Tradition. 1968 gerät der Brauch jedoch in Vergessenheit. Erst 1990 ruft ihn Monika Rolef und die Initiative Frauenschuh den Prümern ins Gedächtnis zurück. Seitdem werden am Pfingstsonntag die Pilger von den Prümern springend durch die Innenstadt begleitet.

Prüm. (sn) Der Veitstanz - eine schwere Krankheit, heute Epilepsie genannt - war vermutlich der Grund, warum die St. Viets- Dänzer um den Sommer 1374 damit begannen, eine springende Prozession einzuführen. Das geht jedenfalls aus der Limburger Chronik hervor, in der ebenfalls geschrieben steht, dass die Prümer und auch die Echternacher Prozession als Gelübde aufzufassen seien, um diese furchtbare Krankheit zu bannen, die laut alter Chroniken früher häufiger aufgetreten sein muss als heute. Zumeist Kinder und Jugendliche wurden davon befallen. Betroffen waren meist Nerven und Muskeln. Das äußerte sich in krampfhaften Bewegungen und Zuckungen der Arme, Finger, Schultern und in raschen Wendungen des Kopfes. Das Springen war sozusagen als Heiltanz anzusehen, in dem Glauben, wer freiwillig die Symptome der Krankheit auf sich nehme, könne davon geheilt werden oder sich davor schützen. Natürlich fanden sich neben den Pilgern auch Händler, Hausierer, Schausteller und Wirte ein, um ihre Geschäfte zu machen. Was Clemens Wenzeslaus, letzter Kurfürst von Trier, 1778 so verärgerte, dass er die Springprozession verbot. 1860 lebte die große Eifelwallfahrt erst wieder auf. Der Prümer Johann Jakob Perrad führte die Prümer Teilnehmer 1861 der Prozession wieder zu. 1900 erhielt sie auch wieder den offiziellen kirchlichen Segen. Bis in die 1960-er Jahre zogen die Prümer am Tage nach Christi Himmelfahrt betend vom Wendelshäuschen aus. Kleine Gruppen kamen noch bis 1968 zur Kapelle zum Gebetsgang. Danach geriet der Brauch in Vergessenheit.Initiative Frauenschuh ist immer sehr aktiv

1990 wurde die Springprosession von der Initiative Frauenschuh, federführend von Monika Rolef, wieder ins Leben gerufen. Die Initiative Frauenschuh hat es sich auf die Fahnen geschrieben, alte Bräuche, die eingeschlafen sind, zu pflegen. Monika Rolef hatte sich zuvor viel mit dem Brauch der Wallfahrt beschäftigt. Auch stand sie im engen Kontakt mit Prozessionsleiter Klaus Meyer. "Viele Leute denken, es habe in Prüm früher keine Springprozession gegeben, aber das stimmt nicht. Dass es sich um eine uralte Tradition handelt, beweist die Limburger Chronik", sagt Monika Rolef. Per Zeitungsaufruf bat sie um weiße Bett-Tücher. Daraus schneiderte sie die so genannten Pilger- oder Springtücher. Diese Tücher halten die Tänzer zwischen sich fest. "Im Gegensatz zu früher springen wir heute nicht mehr vor und zurück, sondern hin und her", erklärt Monika Rolef. Jedes Jahr übt sie mit den Kindern die Zickzack-Formation ein. "Es ist mir unheimlich wichtig, dass die Springprozession wieder in Prüm stattfindet und nicht in Vergessenheit gerät", sagt Monika Rolef. Früher trafen sich die Gläubigen an der Wendelinus-Kapelle, um Sankt Veit zu Ehren den "Sprenghöllijebittjaank" (Springheiligenbittgang) zu beginnen. Von der Kapelle sprangen die Pilger dann bis hin zur Salvator-Basilika. Pilgertücher für die Echternacher Springprozession sind ab sofort für fünf Euro beim katholischen Pfarramt in Prüm, Telefon 06551/2469, oder bei Monika Rolef, Telefon 06551/2841, erhältlich.

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