Eifel: In der Schönecker Schweiz hat die Bärlauch-Ernte begonnen

Prüm/Fleringen · Wandernden Gourmets läuft angesichts riesiger Bärlauchteppiche das Wasser im Mund zusammen, doch sammeln ist nicht ungefährlich und manchmal auch verboten. In der Schönecker Schweiz hat nun die offizielle Ernte begonnen.

Der Anblick ist beeindruckend: Überall in der Schönecker Schweiz bei Fleringen und Rommersheim breiten sich im Augenblick imposante grüne Bärlauchteppiche über dem Waldboden aus. Gourmets läuft beim Wandern angesichts dieser Pracht - die Nordeifel ist das größte zusammenhängende Bärlauchgebiet Europas - das Wasser im Mund zusammen. So verlockend der Drang zum Sammeln aber auch sein mag, Aufmerksamkeit ist angebracht. Zum einen darf, obwohl das Sammeln für den Eigenbedarf eigentlich erlaubt ist, noch lange nicht überall das "Einkaufskörbchen" gefüllt werden, zum anderen ist die Verwechslungsgefahr mit giftigen Pflanzen hoch.

"Im Grunde ist es wie mit den Pilzen: Im Naturschutzgebiet darf nichts abgeschnitten oder abgerupft werden - und dazu gehören eben auch große Flächen der Schönecker Schweiz. Das zweite Problem: Man muss unbedingt aufpassen, auch wirklich Bärlauch und nicht etwa Maiglöckchen, Aronstab oder andere giftige Pflanzen zu erwischen", sagt Uli Klinkhammer, Mitarbeiter beim Naturpark Nordeifel. Und diese Warnung sollte wirklich ernst genommen werden, will man keine folgenreiche Vergiftung riskieren (siehe Info). Wer aber aufmerksam unterwegs sei, sagt Peter Wind, Leiter des Forstamts Prüm, mit seiner Sammelwut nicht übertreibe und sich an die Regeln für Naturschutzgebiete halte, den erwarte durchaus ein kulinarisches Vergnügen.

"Ich mag Bärlauch selber gerne. Wer für den Eigenbedarf im Wald unterwegs ist, hat von unserer Seite, sofern er nicht mit einer vollen Waschbütte umherläuft, nichts zu befürchten", sagt Wind. Auch auf seinen Vorschlag hin begann das Forstamt Prüm Anfang des Jahrtausends mit einer moderaten Vermarktung der wilden Vorkommen.

"Damals war Bärlauch noch nicht als Lebensmittel angesagt und vielen einfach unbekannt", sagt er. Eine Kollegin habe ihn auf die Vermarktung des wilden Bärlauchs aus den pfälzischen Rheinauen aufmerksam gemacht. Kurzerhand habe er Ähnliches für Gebiete in Rommersheim vorgeschlagen und stieß erstmal auf viel Verwunderung. "Erst dachten wohl alle, der Wind ist jetzt total durchgeknallt. Der große Bärlauchboom sollte ja erst noch kommen. Aber mittlerweile hat sich das Ganze gut etabliert."

Stephan Rosen, Leiter des Rommersheimer Forstreviers, betreut derzeit drei Unternehmen, die den Zuschlag für die Bärlauchernte bekommen haben. "Die Firmen sind voraussichtlich bis Ende Mai an verschiedenen Tagen mit mehreren Personen und Fahrzeugen im Wald unterwegs. Wo und wann genau geerntet wird, wird tagesaktuell entschieden - abhängig vom Entwicklungsstand des Bärlauchs."

Aufmerksame Waldbesucher haben sich während der vergangenen Ernten immer wieder an den Forst oder sogar an die Polizei gewendet, im Glauben, dort etwas illegales zu Beobachten. "Das hat aber alles seine Richtigkeit. Die Firmen sind registriert, den Forstmitarbeitern sind die Kennzeichen ihrer Fahrzeuge bekannt", sagt Wind. Die Ernte laufe unter strengen Auflagen, auch damit sie möglichst schonend für die Natur sei. "Anfangs wurde fast ausschließlich für Heilmittel gesammelt, bis der Bärlauch als Trendlebensmittel wieder seinen Weg in die Küchen zurückgefunden hat." Bis zu 60 Tonnen würden mittlerweile in der Saison geerntet.

"Das klingt nach einer ganzen Menge, aber das Gebiet gibt dies locker her. Als wir anfingen, gab es Befürchtungen, wir würden die Sammelquellen komplett abräumen, die Angst vor der Vermarktung war aber unberechtigt", sagt Wind. Es bliebe genug für alle da: "Eher im Gegenteil, dort wo geerntet wurde, ist der Bewuchs im Folgejahr häufig sogar noch üppiger."Extra

Absoluter Genuss oder der Weg ins Krankenhaus?

Wer Bärlauch für den Eigenbedarf sammelt, sollte unbedingt aufmerksam vorgehen. Gleich eine ganze Reihe von anderen Pflanzen kann mit dem Bärlauch verwechselt werden, und die sind teils ziemlich giftig. Die Verwechslungsgefahr besteht vor allem vor der Blüte. Am bekanntesten sind dabei die äußerst giftigen Maiglöckchen, Herbstzeitlosen und Aronstäbe. Am besten sind sie vom Bärlauch durch ihren fehlenden Blattgeruch zu unterscheiden. Zerreibt man Bärlauch zwischen den Fingern, entwickelt sich schnell ein sehr prägnanter Knoblauchgeruch - Blätter von Maiglöckchen und Herbstzeitlosen riechen wiederum nicht. Und Obacht: Je mehr Bärlauch zerrieben wird, desto mehr riechen die Finger nach ihm, und wer mal nicht duftende Blätter erwischt hat, sollte sich unbedingt vor den Pflanzensäften hüten und am besten gleich die Hände waschen. Die Giftigkeit ist nicht zu unterschätzen. Immer wieder kommt es in Europa sogar zu Todesfällen.

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