Jedem Neugeborenen ein eigener Baum: Feusdorf spendiert seit fünf Jahren allen Babys eine bleibende Erinnerung

Feusdorf · Für jedes neugeborene Kind in Feusdorf wird seit fünf Jahren auf einem Wirtschaftsweg ein Baum gepflanzt. Zwölf Kinder wurden so bereits begrüßt und der Ort gleichzeitig auf ungewöhnliche Weise Schritt für Schritt begrünt.

 Sabrina und Markus Thielen pflanzen für Sohn Max ein Apfelbäumchen. Darüber freut sich auch Ortsbürgermeister Franz-Josef Hilgers (rechts). TV-Foto: Frank Auffenberg

Sabrina und Markus Thielen pflanzen für Sohn Max ein Apfelbäumchen. Darüber freut sich auch Ortsbürgermeister Franz-Josef Hilgers (rechts). TV-Foto: Frank Auffenberg

Feusdorf. Neugierig blickt Max - mit knapp vier Monaten Feusdorfs jüngster Bürger - auf seine Mutter Sabrina Thielen (31). Vor einem noch dünnen Apfelbäumchen dreht sie eine Schraube in einen Holzstab und befestigt so eine kleine Messingplatte. Auf dem Arm seines Vaters Markus Thielen (37) verfolgt Max jeden Handgriff der Mama. Dann wird getauscht. Papa übernimmt den Schraubendreher, und schon sitzt das Schild mit Max\' Namen und Geburtsdatum - der Baum auf der Neugeborenenallee ist nun offiziell dem jüngsten Spross der Thielens gewidmet.Erste Früchte geerntet


Max ist damit das zwölfte Kind, das seit 2009 einen Baum bekommen hat. "Die Neugeborenenallee ist eigentlich keine richtige Straße, sondern nur ein kleiner Wirtschaftsweg. Als Spazierweg ist er aber beliebt, und wir fragten uns, wie wir ihn etwas attraktiver gestalten könnten", sagt Gemeindechef Franz-Josef Hilgers.
Für eine Begrünung in einem Schwung habe man keine Mittel gehabt: "Dann kam die Idee zur Neugeborenenallee auf. Nach und nach pflanzen wir nun, wenn die Eltern es wollen, Bäume. Die Kosten übernehmen wir, aber zur Not ließen die sich sicher auch über Spenden aufbringen." Seit dem ersten Baum wächst so Jahr für Jahr die Allee an und ist laut Hilgers beliebt. "Die Anlieger sagten gleich Ja, der benachbarte Landwirt stimmte auch sofort zu. Er hat letztes Jahr für seinen Sohn einen Baum gesetzt", sagt Hilgers. Ob Max den symbolischen Akt schon zu schätzen weiß? Wahrscheinlich nicht, aber sein Bruder Ben (2) durfte in diesem Sommer schon Mirabellen von seinem Baum kosten. "Das waren die ersten Früchte. Wir spazieren oft hierher und schauen, wie es dem Bäumchen geht", sagt Markus Thielen.
Hilgers blickt zufrieden auf die unkonventionelle Art der Dorfbegrünung. Apfel-, Kirsch- und Mirabellenbäume erinnern an Zeiten, als Streuobstwiesen noch überall zu finden waren. Andererseits ist die Neugeborenenallee aber auch ein sichtbares Zeichen für einen Etappensieg im Kampf gegen den demografischen Wandel (siehe Extra). "Sieben Bäume konnten wir im letzten Jahr pflanzen. Das zeigt ja auch, dass unser Dorf für junge Familien wieder an Interesse gewinnt", merkt Hilgers an.Extra

Laut Statistischem Landesamt Rheinland-Pfalz wurden in den gesamten 1990er Jahren 34 Kinder in Feusdorf geboren. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts insgesamt nur sieben. Von 2005 bis 2009 wurden sogar keine neuen Babys gezählt. Seit 2011 konnte diese negative Entwicklung gestoppt werden. Allein bis 2013 führt die Statistik acht Neugeborene an. In drei Jahren wurden also schon mehr Kinder geboren als in den zehn Jahren zuvor. aff

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