Juchhei, Helau und bitte kein Radau

Karneval 2008: Die Session ist kurz, die Vorbereitungen dennoch umfangreich. Der TV hat gefragt, wie sich die Verantwortlichen in den Orten mit größeren Umzügen auf den Straßenkarneval einstellen.

 Umzüge wie in Olzheim locken die Massen an — das schafft Probleme. TV-Foto: Archiv/Marcus Hormes

Umzüge wie in Olzheim locken die Massen an — das schafft Probleme. TV-Foto: Archiv/Marcus Hormes

Arzfeld/Prüm/Stadtkyll. In zweieinhalb Wochen hat sich die Session bereits erledigt, Rosenmontag ist schon am 4. Februar. Dennoch haben die Vereine viel zu tun, damit der Straßenkarneval in möglichst harmlosen Bahnen verläuft.Allen voran: die Arzfelder. Nach den teilweise wüsten Ausschreitungen im vergangenen Jahr (der TV berichtete) haben die Karnevalisten vom "Culturverein" Konsequenzen gezogen. "Wir haben fast alles geändert", berichtet Schriftführerin Dunja Bermes. Die Regelungen (Details siehe Extra) umfassen eine zeitlich gestaffelte Zugaufstellung, strenge Alkohol-Kontrollen und ein verdoppeltes Sicherheitspersonal.Mitte Dezember haben sich Vertreter des Culturvereins mit karnevalistischen Kollegen benachbarter Dörfer zusammengesetzt und die Maßnahmen beschlossen. Und sie haben die Jecken um Verständnis gebeten. Zitat aus dem Schreiben an die gemeldeten Gruppen: "Es geht um den Spaß und nicht darum, wie viel und wie schnell man sich betrinken kann." Der Arzfelder Zug — erwartet werden rund 50 Einheiten — startet am Samstag, 26. Januar, 14.11 Uhr, auf dem Ausstellungsgelände.Am Sonntag, 3. Februar, 14.11 Uhr, beginnt der Umzug von Neuendorf nach Olzheim, einer der längsten in der Region. Auch dort wurde aufgestockt: "Wir haben mehr Sicherheitsleute als voriges Mal", sagt Anita Wingels, Schriftführerin des Karnevalsvereins. Obwohl man in den vergangenen Jahren kaum noch größere Probleme verzeichnet habe.Begleiter für Traktoren und Anhänger

Ähnliches gilt für Bleialf (Rosenmontag, 14.11 Uhr, Start am Sportplatz): "Keinerlei Krawalle bisher", sagt Oswin Tücks, der Vorsitzende des Karnevalsvereins. "Klar, es wird getrunken. Aber es ist immer alles schön friedlich geblieben." Auf eingekaufte Aufpasser verzichten die Bleialfer deshalb — allerdings werden alle Wagen von Feuerwehrleuten begleitet. "Wenn aber doch etwas passiert", sagt Tücks, "dann müssen auch wir über einen Sicherheitsdienst nachdenken."Mehr Sicherheit auch in Stadtkyll (Rosenmontag, 14. 11 Uhr). "Wir haben im vorigen Jahr eingeführt, dass alle Gruppen vier Personen melden, die Zugmaschine und Anhänger sichern", berichtet der Vorsitzende der Karnevalsfreunde, Christian Schruff. Und neben der Stadtkyller Feuerwehr sind auch die Wehrleute aus dem Ortsteil Schönfeld im Einsatz. Außerdem will der Verein auf den Ausschank von scharfen alkoholischen Getränken im Festzelt verzichten. Das Gleiche gilt für die flüssige Ausstattung der Wagen und Fußgruppen. Schruff: "Es gibt nur Stubbis und Limo, damit da ein Riegel vorgeschoben wird."Beim Prümer Rosenmontagszug (14 Uhr) wird neben den Feuerwehrleuten ebenfalls ein Sicherheitsdienst eingesetzt. Und es gilt, so berichtet der Prümer Narren-Vorsitzende Berthold Thies, der Appell, von den Wagen herab auf einen Ausschank zu verzichten. "Das hat in den vergangenen Jahren gut geklappt — da hat bisher offenbar die Vernunft gesiegt. Und wir hatten keine Chaoten im Zug." Meinung Die richtige Entscheidung Nach der Erfahrung im Vorjahr stand der Arzfelder Culturverein vor der Alternative: sich treiben lassen im Strom der Gewalt oder gezielt gegensteuern. Die Entscheidung für die zweite Variante war nicht nur richtig, sondern wird offenbar auch konsequent umgesetzt. Damit werden die Arzfelder ihrer Vorbildfunktion gerecht: Auf den ersten Umzug der Region schauen natürlich besonders viele Organisatoren aus anderen Vereinen, Aktive und Zaungäste. Bei allen Vorkehrungen geht es keineswegs darum, Narren den Spaß zu verderben. Ganz im Gegenteil: Eine gewisse Ordnung und Sicherheit schaffen erst die Voraussetzung dafür, dass die Jecken nach Herzenslust feiern können. m.hormes@volksfreund.deEXTRA Arzfeld passt besonders auf: Für den ersten Umzug der Region am Samstag, 26. Januar, gelten strikte Regeln. So geschieht die Aufstellung in drei zeitlich versetzten Abschnitten, wie Dunja Bermes vom "Culturverein" berichtet. Beginn ist bereits um 12.30 Uhr. Die ersten etwa 15 Einheiten werden dann eine halbe Stunde lang kontrolliert, denn scharfe Getränke sind untersagt, die Zahl der Bierkästen pro Gruppe ist beschränkt. Das Sicherheitspersonal wurde verdoppelt, von sieben auf 14 Personen. Allerdings sind auch weitere Beobachter eingeteilt — von Vertretern der Kreisverwaltung bis zu Beamten der Prümer Polizei. Nach dem Zug dürfen sich Jugendliche unter 16 Jahren nicht länger als bis 22 Uhr in der Mehrzweckhalle aufhalten. Die 16- bis 18-Jährigen müssen die Halle um 24 Uhr verlassen. (fpl)

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