Kabellos und kostenfrei: Verbandsgemeinde Prüm richtet Gratis-Internetzugänge ein - Der TV hat es getestet

Prüm · An drei Standorten in der Abteistadt können Touristen und Eifeler jetzt ein neues Angebot der Verbandsgemeinde (VG) Prüm nutzen: freies, kabelloses Internet. Die Zugänge werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir haben mal getestet, wie das funktioniert - und überraschende Erfahrungen gemacht.

 Starkes Signal: Selbst auf dem Prümer-Sommer-Platz kann das freie, kabellose Internet der Verbandsgemeinde genutzt werden. TV-Foto: Frank Auffenberg

Starkes Signal: Selbst auf dem Prümer-Sommer-Platz kann das freie, kabellose Internet der Verbandsgemeinde genutzt werden. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm. Schnell eine Nachricht beantworten oder der lieben Familie ein Foto aus dem Urlaub schicken - mobiles Internet ist in nur zehn Jahren zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch was tun, wenn das Datenpaket des Handyvertrags aufgebraucht ist oder, wie für viele Touristen, nicht ohne horrende Zusatzkosten nutzbar? Bisher galt es dann, Verzicht zu üben. Damit ist in der Abteistadt Schluss. Die Verbandsgemeinde Prüm stellt Eifelern und Touristen an drei Standorten kosten- und kabellose Internetzugänge zur Verfügung.Ein Klick genügt



Der TV wagt einen Selbstversuch: Ausgestattet mit Telefon und Täfelchen ("Smartphone" und "Tablet") geht es erstmal ins VG-Rathaus: Die Geräte suchen lassen - und siehe da, es wird ein offenes Netz unter dem Namen "VGV Pruem" angezeigt. Ein Klick und die Nutzungsbedingungen werden angezeigt. Mit einem Haken werden sie akzeptiert, und schon ist man drin. Alles lädt schnell und zügig, selbst der Datenaustausch mit einem Spieleanbieter läuft reibungslos, und auch Lieder können in wenigen Sekunden gespeichert werden. Einziger kleiner Wermutstropfen: Auf das Abspielen von Videos auf Youtube muss verzichtet werden.

"Die Leitung ist mit drei Megabyte nicht die schnellste, deswegen haben wir an dieser Stelle eine Sperre eingerichtet", erklärt VG-Mitarbeiter Thomas Brück. Für etwas Überraschung sorgt beim Fachmann übrigens die tatsächliche Reichweite des Funksignals - rund ums Rathaus lässt es sich selbst in der Parkanlage und auf dem Prümer-Sommer-Platz im Internet surfen. Egal wo, es gibt vollen Empfang. "Dass es so stark ist, dachten wir nicht. Da bin ich gespannt, wie das beim Prümer Sommer aussehen wird", sagt Brück.

Eitel Sonnenschein am Rathaus, aber wie sieht es am touristischen Höhepunkt der Abteistadt aus, an der Basilika? Auf dem Hahnplatz selber zeigt die Technik erstmal nichts an - also näher ran ans Haus des Gastes. Schwupps, da taucht das Netz schon unter dem Namen "Ti Prüm" auf und, es ist sogar noch unkomplizierter als das Verbandsgemeinde-Netz. Es funktioniert ohne jegliche Einschränkungen, und mit Nutzungsbedingungen muss man sich gar nicht abgeben. "Das Signal reicht bis nach draußen, zu weit darf man nicht weg, aber es läuft gut", sagt Sternitzke. Allerdings werde der Empfänger nur zu den Öffnungszeiten der Tourist-Information eingeschaltet.

Und wie sieht es am Kurcenter aus? Dort ist ein ähnliches System wie im Haus des Gastes in Betrieb: Einwählen in "FZB Pruem" reicht, und schon ist man drin. Nur Geduld ist gefragt - während Rathaus und Haus des Gastes mit einem relativ starken Signal aufwarten, dringt es im Schwimmbad kaum aus dem Gebäude hinaus.
"Freie Netzzugänge waren immer ein kleines Problem für uns. Für viele Touristen sind solche Angebote nicht nur wichtig. Die Leute erwarten sie, weil sie es aus anderen Ländern als Standard kennen", sagt Georg Sternitzke, Leiter der Prümer Touristinformation. Er übertreibt nicht: Während in vielen europäischen Nachbarländern zumindest in den touristisch stark frequentierten Gegenden ähnliche Angebote schnell zu finden sind, herrschte in Deutschland bis zum vergangenen Sommer vielerorts netzfreie Ödnis.

Mit der sogenannten Störerhaftung, die erst im Sommer neu geregelt wurde, sorgte der Gesetzgeber selber für den Entwicklungsstau. "Rechtlich wäre die Netzöffnung bis zum Sommer für uns sehr schwierig gewesen", sagt Sternitzke. Denn für alles, was über eine Datenleitung herunter oder hochgeladen worden wäre, hätte man haften müssen.Rechtliche Hürden abgebaut



"Als klar wurde, dass die gesetzlichen Möglichkeiten verändert werden, begannen wir zu planen. Drei Zugänge sind jetzt im Betrieb", sagt VG-Bürgermeister Aloysius Söhngen. Einwählen könne man sich nun im Foyer des VG-Rathauses, im Haus des Gastes sowie im Kurcenter.

"Wir haben mit den drei freien Zugängen einen ersten Schritt gemacht", sagt Brück. Aktuell werde an einem vierten gearbeitet. "Im Konvikt kann man sich bereits in der Zentralbücherei einwählen. Demnächst könnte aber Empfang im ganzen Haus eingerichtet werden. Das wird aber noch geprüft."Extra

Anfang August 2016 ist das "Zweite Gesetz zur Änderung des Telemediengesetzes" in Kraft getreten. Es sollte die sogenannte Störerhaftung abschaffen. Sie machte bis zur Neufassung jeden, der Internetnutzern einen Zugang zum weltweiten Netz zur Verfügung stellte, dafür haftbar, was über seine Leitungen geladen wurde - ob Raubkopie oder Kindesmissbrauch. Das bremste bisher den Aufbau eines kostenlosen Netzes. Wer seinen Zugang nun öffnet, soll jetzt nun aber nicht mehr für das Treiben seiner Gäste haften. Experten und Opposition kritisieren aber neue Ungenauigkeiten im Gesetz, weil die Befreiung von der Störerhaftung nicht explizit im Gesetzestext, sondern nur in der Entwurfsbegründung erwähnt wird. aff

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