Keine Schonzeit für Waschbären

Josef zur Jacobsmühlen aus der Eifelgemeinde Reiff bei Arzfeld hat fünf mutterlose Waschbärenbabys in hilflosem Zustand gefunden. Liebevoll zieht er sie zu Hause auf. Was aber, wenn sie erwachsen sind? Kann der Wald, in dem es für sie keine Schonzeit gibt, noch ihr Zuhause sein?

Reiff. "Es war im Juni. Eines Nachts standen sie da, völlig durchnässt, verwirrt und entkräftet, ihre Mutter vermutlich überfahren oder erschossen", berichtet Tierfreund Josef zur Jacobsmühlen - als "Blech Jupp" kennt ihn fast jeder in Reiff - über seine erste Begegnung mit den fünf Waschbär-Babys.

Zu Hause richtete Blech Jupp den Winzlingen einen Kaninchenstall wohnlich ein. Ständig hielt er Telefonkontakt mit einer Tierärztin im Kölner Zoo. Zwei der Kleinen haben es nicht geschafft. Fünf Babys seien auch für Waschbäreneltern keine leichte Übung, meinte die Tierärztin.

Inzwischen sind Lumpi, Möpschen und Hermann längst aus dem Gröbsten heraus. "Mutter" Blech Jupp liest den Kuscheltierchen jeden Wunsch von den kleinen Knopfaugen ab. Entsprechend zutraulich fordern sie ihre Rechte, vor allem das Verdauungs-Nickerchen auf Blech Jupps Arm und vieles mehr.

"Nur dummes Zeug haben sie im Kopf, brüten ständig neues Unheil aus, und nichts ist ihnen heilig. Aber wir haben viel Freude an unseren lustigen, intelligenten Kobolden", sagt er. Ewig können sie freilich nicht im Komfort-Hotel zur Jacobsmühlen bleiben. Doch nach sorglos verbrachter Jugend würde ihnen das harte Waldleben kaum bekommen.

Unterkunft-Problem gelöst: Nobel-Herberge im Bau



Der Bärenvater hat vorgesorgt. Als er Wolfgang Weiland, Chef von Weiland-Bau in Irrhausen und vom Waldpark Eifel (Hochseilgarten) im Irsental (der TV berichtete), von seinem Bärenproblem erzählte, wusste der sofort bärenstarken Rat. "Lumpi, Möpschen und Hermann werden die ersten in unserem Streichelzoo sein, den wir etwa Mitte September mit nach und nach vielen anderen Tieren im Waldpark Eifel eröffnen", entschied Weiland begeistert. Eine Nobel-Herberge für die Drei ist bereits im Bau.

Waschbären kommen aus Nordamerika. Bei uns haben sie sich als Einzelausgesetzte oder Ausbrecher, meist aus Pelzfarmen, nur geringfügig vermehrt. Laut der Unteren Jagdbehörde Bitburg gibt es bis heute in Deutschland nur sehr wenige Waschbären; Tendenz vermutlich leicht steigend.

Zwar plündern die nachtaktiven Tiere hin und wieder ein Nest oder Gehege, richten aber ansonsten keine nennenswerten Schäden an. Ihrem schlechten Ruf werden sie nicht gerecht. Für Menschen sind sie keine Gefahr.

Waschbären dürfen grundsätzlich ganzjährig geschossen werden. Verboten ist die Jagd auf Elterntiere bis zur Selbstständigkeit der Jungen. Eindeutig sagt das Gesetz: "Waschbären sind als fremde Wildart nicht erwünscht." Demnach sind die possierlichen Gesellen auch 74 Jahre nach ihrer staatlichen Einbürgerung bei uns immer noch Ausländer. Nicht anerkannt als deutsche Waldbewohner mit entsprechenden Rechten.

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