"Kinder brauchen einen Gott"

Eltern sollen ihre Kinder religiös erziehen, fordert Professor Albert Biesinger von der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Biesinger will die Erziehenden ermutigen, die ihnen möglichen Wege in der religiösen Erziehung gemeinsam mit den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen zu gehen. In seinem Vortrag im Rahmen des 56. Prümer Grundschulforums am Montag, 3. November, geht es um 19.30 Uhr um die Frage, wie heute den Kindern Religion nahe gebracht werden kann.

 Albert Biesinger ist Professor an der Universität Tübingen und kommt zum Prümer Grundschulforum. Foto: privat

Albert Biesinger ist Professor an der Universität Tübingen und kommt zum Prümer Grundschulforum. Foto: privat

Prüm. (ka) "Kinder nicht um Gott betrügen" - das Thema des 56. Prümer Bertrada-Grundschulforums am Montag, 3. November, in der Aula der Grundschule am Kalvarienberg gewinnt zunehmend an Bedeutung. Referent ist Professor Albert Biesinger von der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Elmar Kanz äußerte sich der renommierte Diplom-Religionspädagoge zur aktuellen Situation.

Nimmt unsere Gesellschaft genügend Notiz von den religiösen Belangen unserer Kinder?

Albert Biesinger: Zunächst einmal nehmen Kinder Anteil an den Symbolisierungserfahrungen ihrer Eltern. Viele Eltern verbauen ihren Kindern die Beziehung zu Gott und lassen sie mit ihren Fragen im Regen stehen.

Kinder nicht religiös zu erziehen, damit sie später selbst entscheiden können, welche Religion sie wählen, ist entwicklungspsychologisch zu hinterfragen. Das wäre, wie wenn ich beispielsweise mit meinem Kind zehn Jahre lang nur deswegen nicht spreche, weil es später sagen könnte, es wollte eigentlich gar nicht Deutsch, sondern Türkisch lernen.

Weshalb brauchen Kinder Religiosität? Und was sollen die Eltern tun?

Biesinger: Kinder brauchen eine religiöse Sprachfähigkeit und eine Kompetenz zur religiösen Weltdeutung. Die Welt als Sein in der Gottesbeziehung zu deuten, ist die progressivste Möglichkeit, weil sie weit in die Vergangenheit und weit in die Zukunft und über den Tod hinaus reicht. Religiöse Erziehung ist aus dem Bereich überzogener Professionalität herauszuholen.

Wie sieht praktisch angewandte religiöse Erziehung aus?

Biesinger: Einmal am Tag, möglichst vor einer gemeinsamen Mahlzeit, Gott für seine Zuwendung danken. Kinder nicht unversöhnt einschlafen lassen. Den Tag mit einem "Abendritus" abschließen. Was war heute schön - was war nicht so schön? Wie eng und natürlich hierbei die Beziehung der Kinder zu Gott wird, zeigt das Nachtgebet der fünfjährigen Ingrid: "Lieber Gott, heute war es gar nicht schön. Der Moritz hat mich gehaut. Dann habe ich ihn auch gehaut. Schlaf gut, lieber Gott."

"Kinder nicht um Gott betrügen". Das Thema Ihres Referates beim Prümer Grundschulforum klingt hart. Bezieht es sich auch auf die Arbeit in den Gemeinden?

Biesinger: Auch die Gemeinden sollten sich darüber Gedanken machen. Immerhin ist auffällig, dass in der einen Gemeinde am Sonntag viele junge Eltern und Kinder zum Gottesdienst kommen, sie in anderen Gemeinden dagegen kaum vertreten sind. Die Gemeinden sollten Eltern und Kinder in die Mitte nehmen. Die Familie ist ebenso authentischer Ort der Glaubenskommunikation wie andere. Der Erfahrungsweg "Erstkommunion als Familienkatechese" ist derzeit erstaunlich verbreitet.

Sie haben viel publiziert. Welche Lektüre empfehlen Sie jungen Familien?

Biesinger: Mein "Familienbuch" aus der Reihe "Gott mit neuen Augen sehen". Es wirkt auf viele Eltern entlastend, weil die darin enthaltenen Bausteine für das Familiengespräch zu der Erkenntnis führen: "Ja, wenn es so einfach ist, können wir es auch."

Im 56. Prümer Grundschulforum am Montag, 3. November, referiert Albert Biesinger um 19.30 Uhr in der Aula der Betrada-Grundschule in Prüm über das Thema "Kinder nicht um Gott betrügen". Der Eintritt ist frei.

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