Kindheitserinnerungen

November Ein Monat zwischen goldenem Oktober und knackig kalter Schneezeit. Oft mit nassem Wetter.

Nicht schön. Deshalb finde ich die alten deutschen Namen für den November wie Windmond, Wintermonat und Nebelung recht passend.
Aufgrund der zahlreichen Anlässe des Totengedenkens trägt der November darüber hinaus auch die Bezeichnung Trauermonat. Gott sei Dank gibt es in diese Tristesse hinein Feste und Feiertage, die bunt und voll mit Licht angefüllt sind. Sankt Martin beschäftigt die Kindertagesstätten schon seit Wochen und Allerheiligen war gerade erst. Quasi gestern. Schon als Kind hat mich die Stimmung auf den Friedhöfen fasziniert: trotz der vielen Menschen, die zu ihren verstorbenen Familienmitgliedern pilgern, liegt über dem Ort mit all seinen roten Grablichtern eine stille Feierlichkeit.
Hier und dort wird geflüstert, Kinderlachen flackert auf, ein psst der Eltern folgt prompt und bleibt unerhört. Macht aber kaum was, denn angesichts des Lichtermeers greift eine spürbare Bewunderung um sich. Allerheiligen ist in seiner Aussage auf Ostern her bezogen und bezieht von dort sein Licht. Es feiert das neue Leben, in das die Heiligen gelangt sind und das allen Christen verheißen ist. Die Heiligen werden als zur Kirche zugehörig betrachtet. Man spricht von der himmlischen und der pilgernden Kirche. Beide bilden im Glaubensverständnis die eine Kirche. Diese wird am Allerheiligen gefeiert. Und wenn ich so vor meinen Angehörigen stehe, sie im Gebet grüße, dann kommen die Erinnerungen von ganz alleine. Gemeinsame Geschichten werden innerlich nacherzählt. Nachdenkliches und Dankbarkeit steigen auf. Der Ort der Toten wird lichtüberflutet und lebendig. Und ein Glimmen dieses Hoffnungsschimmers geht mit nach Hause.
Jörg Koch, Pastoralreferent für Jugendarbeit und Schulpastoral, Dekanat St. Willibrord Westeifel, Prüm

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