Kirchturmdenken als Auslaufmodell

Ausgelöst durch die Finanzkrise des Bistums Aachen mussten sich bislang eigenständige Kirchengemeinden zu Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) zusammenschließen. Jetzt besiegelten 14 Pfarreien aus den Kommunen Kall und Nettersheim den Zusammenschluss zur "GdG Hermann-Josef Steinfeld".

Steinfeld. Gute Gespräche seien in den vergangenen Monaten unter den pastoralen Mitarbeitern der Pfarr- und Kapellengemeinden der Kommunen Kall und Nettersheim geführt worden. Dies ließ Pastoralreferent Georg Toporowsky verlauten. Am Dienstag wurde die Gemeinschaft der Gemeinden Hl. Hermann-Josef Steinfeld besiegelt. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes in der ehrwürdigen Basilika Steinfeld fanden sich die Vertreter der Pfarr- und Kapellengemeinden zur Vertragsunterzeichnung ein. Mit der Leitung der neuen Gemeinschaft ist der Steinfelder Pfarrer Pater Wieslaw Kaczor betraut, der neben den Bürgermeistern Hans Kaiser und Wilfried Pracht auch die evangelischen Pfarrer Christian Ude und Christoph Cäsar begrüßte. Hinter dem Zusammenschluss steht eine Aufforderung des Bistums Aachen. Wieslaw: "In Anbetracht der finanziellen und personellen Lage unseres Bistums hat uns Bischof Heinrich Mussinghoff aufgefordert, uns zu einer ,Gemeinschaft der Gemeinden' zusammenzuschließen." In diesem Falle werde aus der Not eine Tugend gemacht, um auch künftig die seelsorgerische, spirituelle und karitative Betreuung der Menschen vor Ort zu sichern. Zunächst waren die Pfarreien Kall, Dottel-Scheven-Wallenthal, Keldenich, Steinfeld, Krekel, Sistig und Sötenich betroffen. Wie Pater Wieslaw betont, mussten auch in den Gemeinden Nettersheim, Zingsheim, Marmagen, Pesch, Bouderath, Frohngau und Tondorf Bedenken ausgeräumt und viele intensive Gespräche geführt werden, bevor man dazu bereit war, auf Dauer in einer GdG Hermann-Josef Steinfeld zusammenzuarbeiten. Doch, wie mehrfach erwähnt wurde, sind alle guten Mutes, dass die Zusammenarbeit in einer derartigen Gemeinschaft gedeihlich verlaufen wird.Das drückte auch Alfred Piehler als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Bouderath aus. Er wies auf die Symbole der Gemeinden hin: Kirchen, Kapellen, Bildstöcke. Pfarrgemeinden lebten jedoch von Vielfältigkeit und Eigendynamik, die gemeindeübergreifend seien. Er sprach im Namen aller Anwesenden eine Einladung aus: "Gehen wir auf Wanderschaft durch unsere neue Gemeinschaft, lernen wir einander kennen und schätzen. Symbole braucht es dann nicht." Pracht erinnerte an die kommunale Neugliederung 1969. Das Zusammenfinden der Dörfer zu den sogenannten Großgemeinden Kall und Nettersheim sei auch nicht einfach gewesen, letztlich jedoch gelungen. Er rief dazu auf, Kräfte zu bündeln, um dafür zu sorgen, dass Kirche und Kapelle als Dorfmittelpunkt bestehen blieben. "Die Eifeler Kulturlandschaft ist von unseren Kirchen und Kapellen maßgeblich mit geprägt." So müsse auch Zusammenarbeit eingeübt werden. Das "Kirchturmdenken", da sei er sicher, sei ein Auslaufmodell.

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