Kommando Eifel

Der gebürtige Saarländer Siegfried May, bislang Militärdekan in Fürstenfeldbruck, wird neuer Pastor in den Gemeinden Stadtkyll, Schüller, Hallschlag und Ormont. Am Sonntag, 28. Oktober, ist die feierliche Einführung. Der TV sprach mit dem neuen Hausherrn im Stadtkyller Pfarrheim.

 May im Herbst: Der neue Pastor am Stadtkyller Kirchplatz. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

May im Herbst: Der neue Pastor am Stadtkyller Kirchplatz. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Stadtkyll. "Ein bewegtes Leben", entfährt es Siegfried May irgendwann während des Gesprächs - da haben wir noch gar nicht alle Stationen seiner Laufbahn als Seelsorger durch. Es waren viele, sie führten ihn um die halbe Welt und bis in die dunkelsten Ecken menschlicher Existenz.Aber fangen wir vorne an: Mit dem Tag, an dem Mays Berufswunsch feststand. Das sei bereits kurz nach seiner ersten heiligen Kommunion gewesen, erzählt der 52-Jährige. "Ich kam heim, mein Vater fragte: Weißt du schon einen Beruf? Und ich habe gesagt: Pastor! Da fiel dem Vater erst mal der Löffel aus der Hand." Der Pastor in seiner Heimatstadt Saarlouis, später ein in der Jugendarbeit engagierter Kaplan - diesen Vorbildern wollte der junge Siegfried May nacheifern. Also studierte er Theologie, in Trier und in Innsbruck, es folgten 1985 die Diakonweihe, die Priesterweihe im Jahr darauf, die Ausbildung zum Kaplan in Boppard. Dann wurde er Pfarrer in Sötern, im nördlichen, protestantisch geprägten Saarland und mit fünf evangelischen Pastören in der Umgebung. Echte Diaspora. In der Eifel ist es umgekehrt: "Ich weiß also genau, wie sich mein evangelischer Kollege in Gerolstein fühlt."1995 die nächste Station: Standortpfarrer bei der Bundeswehr in Itzehoe. Weil es dort aber unter rund 10 000 Soldaten zu wenige Katholiken gab, wurde er auch noch Stadtpfarrer in Glückstadt - und Pfarr-Administrator auf Helgoland. "Das habe ich ein Jahr lang problemlos geschafft. Dann kamen die ersten Auslandseinsätze - Piacenza, Bosnien-Herzegowina. Da habe ich gesagt: Ich schaff's einfach nicht mehr."Er kam nach Bogen in Niederbayern, ging zu Einsätzen ins Kosovo, direkt nach dem Nato-Einmarsch, weitere Versetzungen führten ihn nach Regensburg und Fürstenfeldbruck. Und wieder weit fort aus Deutschland, bis nach Afghanistan. Es scheint, als habe sich Mays ganzes bisheriges Leben an seinem Primitz-Spruch orientiert: "Geh, wohin ich dich sende. Verkünde, was ich dir auftrage. Hab keine Angst, ich bin bei dir.""Sie kommen in diesen Einsätzen in Grenzsituationen des Menschseins", sagt Siegfried May. "Wir hatten öfter mit Todesfällen zu tun, ich habe den Angehörigen die Nachricht überbringen müssen. Aber genau in diesen Situationen habe ich auch beeindruckende menschliche Größe erlebt." Dabei habe nicht nur er seine Kameraden aufgefangen und getragen - "auch ich wurde getragen". Es scheint, als sei sein neuer und voraussichtlich letzter Einsatzort dagegen ein Klacks. Von wegen: "Ich habe schon gemerkt, dass in der Pfarreien-Seelsorge einiges an Action auf mich zu kommt", sagt Siegfried May. Aber auch davor hat er keine Angst - selbst wenn ein verzweifeltes Schäfchen, wie in seiner Militärzeit geschehen, nachts um drei Uhr vor der Tür stehen und um Beistand bitten sollte: "Es gibt keine Bürozeiten. Das ist nicht mein Stil." Wobei er bekennt, auch "das Nein-Sagen" lernen zu müssen. "Ich kann nicht ständig überall sein", sagt der Mann, der schon fast überall war. "Aber das verstehen die Leute: dass man ihnen als Mensch begegnet. Ihnen seine Grenzen zeigt - und seine Fähigkeiten natürlich auch." Letzte Frage: Was macht Siegfried May am liebsten in der Freizeit? "Ich lese ungeheuer gerne. Und habe immer ein Buch dabei. Ohne Bücher kann ich nicht sein." Bald ist die feierliche Einführung des neuen Pastors. Dann will er die Menschen im Oberen Kylltal "in meinem Leben begrüßen". Den Satz habe er einmal eine evangelische Pastoren-Gattin sagen hören. "Das hat mir damals imponiert. Und das ist die eigentliche Botschaft, die ich auch habe." In Stadtkyll, in Schüller, in Hallschlag und in Ormont wird man sie gerne hören.termine: Die Einführung von Siegfried May ist am Sonntag, 28. Oktober, 15 Uhr, in der Stadtkyller Pfarrkirche. Anschließend wird auf dem Kirchplatz gefeiert. Weitere Einführungs-Gottesdienste und Feiern sind am Montag, 29. Oktober, 19 Uhr, in Ormont, am Dienstag, 30. Oktober, 19 Uhr, in Hallschlag, und am Mittwoch, 31. Oktober, 19 Uhr, in Schüller.

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