Kontroverse um Abbau in Wallersheim: Der Ton wird deutlich schärfer

Wallersheim · Die Aufregung um den Steinbruch in Wallersheim und die geplante Verlegung der Brecher-Anlage schaukelt sich hoch: In einem Brief an die Wallersheimer zeigt sich Ortsbürgermeister Josef Hoffmann bestürzt über einige Vorwürfe, die sich deshalb gegen ihn und seine Ratskollegen richten - und wirft ein paar Gesteinsbrocken in Richtung der Kritiker.

 Ortsbürgermeister Josef Hoffmann mit einem Foto des Steinbruch-Geländes und dem neuen Standort der Brecher-Anlage: der Grube in der Bildmitte. Er erwartet weniger Lärmbelästigung als bisher. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Ortsbürgermeister Josef Hoffmann mit einem Foto des Steinbruch-Geländes und dem neuen Standort der Brecher-Anlage: der Grube in der Bildmitte. Er erwartet weniger Lärmbelästigung als bisher. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Wallersheim. Nein, die Sache ist noch nicht erledigt: Vorige Woche berichtete der TV über die Kontroverse um den Steinbruch in Wallersheim. Eine der beiden Firmen, die dort Dolomitgestein abbauen, will ihre Brecheranlage versetzen. Die Anlage kommt näher ans Dorf heran, was bei vielen Bürgern die Sorge auslöste, es bald mit noch größerer Lärm- und Staubbelastung zu tun zu haben.
Das sei aber nicht zu befürchten, erläuterte Ortsbürgermeister Josef Hoffmann gegenüber dem TV: Denn die Anlage komme tief in das bisherige Abbauloch, dadurch werde sich die Belastung sogar verringern.
Zugleich verhandelt die Gemeinde mit der Firma Reichle über eine vorzeitige Verlängerung der Pachtverträge und eine Erhöhung des Satzes für den Bruchzins (siehe Extra). Man wolle versuchen, sagt Hoffmann, da etwas mehr als bisher herauszuschlagen, weil künftig nicht mehr auf Gemeindeflächen geschürft werden soll."Eklatante Unwahrheiten"


Nun kommt neues Feuer in die Sache: Denn in den vergangenen Tagen kursierte eine Petition, initiiert von den Bürgerinnen Anne Kolb und Kathrin Kohnen, auf der bisher 120 Bürger ihre Unterschrift hinterlassen haben: Man verlange, heißt es darin mit nahezu mineralischer Härte, "eine sofortige vorübergehende Aussetzung der Vertragsverhandlungen" zwischen der Gemeinde und der Peter Gross Bauholding, zu der das Reichle Dolomitsteinwerk gehört. Außerdem fordere man "allumfassende Aufklärung über die Vertragsverhandlungen sowie die Offenlegung der laufenden Verträge durch eine öffentliche Sitzung des Gemeinderats".
Das klingt nicht, als hätten die Bürger das größte Vertrauen in ihren Rat. Inzwischen hat die Gemeinde reagiert - mit einem Bürgerbrief, der noch einmal alle Sachverhalte darlegt. Unterzeichnet ist er von "einem nachdenklichen, aber auch tief getroffenen Ortsbürgermeister" Josef Hoffmann. "Wir, der Gemeinderat und ich, haben nichts zu verbergen", schreibt er. Und nie seien die Bürger bisher "so umfassend informiert worden wie in den sechs Jahren meiner Amtszeit".
Zudem seien vor Verteilung der Listen den Bürgern "eklatante Unwahrheiten" erzählt und ein drohendes "Horrorszenario" ausgemalt worden. Darüber hinaus sieht er sich und die meisten seiner Ratsmitglieder Diffamierungen ausgesetzt und dem unterschwelligen Vorwurf, man habe sich von dem Unternehmen "kaufen lassen", um "Wallersheim zu verhökern". Das alles "war uns ein bisschen viel", sagt Hoffmann dem TV. "Und da haben wir reagiert."
Überreagiert, findet Markus Thelen, Straßenbauunternehmer aus dem Dorf und eine der Personen, die im Bürgerbrief wegen ihrer kritischen Haltung angegangen werden. Die andere ist Walburga Spoo, seine Lebensgefährtin - und, pikanterweise, Ratsmitglied. Sie habe den Brief "mit Befremden" gelesen, sagt sie dem TV. Es gehe doch "nicht darum, dass hier ein Betrieb weg soll", sagt Thelen. Sondern "einfach darum, dass wir informiert werden sollen: Was kommt in Zukunft auf uns zu?"
Denn niemand wisse, bis wohin der Abbau noch gehen werde. Bei einem Vertrag, der über mehr als 20 weitere Jahre laufen soll, sei damit zu rechnen, dass der Steinbruch eben doch immer näher ans Dorf rücke. Und das bei weniger Pacht, wie Thelen befürchtet: Er schätzt, dass sich die Einnahmen auf etwa die Hälfte reduzieren werden, wenn Reichle nicht mehr auf Gemeindeflächen abbaue. Und da sei dann doch zu fragen: "Sind es die 12 000 Euro wert, dass wir uns diese Probleme und den Ärger hier hinholen?"
Es sei "ein dickes Ei", sagt Anne Kolb, was in dem Bürgerbrief gegen die Kritiker der Gemeinde in Anschlag gebracht werde. Dabei gehe es doch nur darum: "Wir wollen aufgeklärt werden." Diese Haltung nimmt auch Mitstreiterin Walburga Spoo ein: "Mit Transparenz", sagt sie, "ist man noch immer gut gefahren."Meinung

So bringt das wohl nichts
Situation verfahren: In Wallersheim herrscht derzeit ein so großes und offenbar auch von persönlichen Animositäten befeuertes Misstrauen rund um den Steinbruch, dass die Beteiligten einander nicht mehr grün werden dürften. Das spürt man am Ton der Petition, an den Gerüchten, die derzeit in Richtung Rat kursieren und an der Reaktion des Bürgermeisters in seinem Schreiben. Man mag jetzt der einen Seite vorwerfen, sie betreibe Hysterie und der anderen, sie beschwichtige zu sehr. Das bringt aber keinen weiter. Kurz: Wenn Zwei sich so streiten, brauchen sie einen Dritten, der die Angelegenheit in sachliche Bahnen zurückmoderiert, am besten in öffentlicher Runde. Und der oder die muss neutral sein. Freiwillige vor. f.linden@volksfreund.deExtra

 Petition und Reaktion: Die Unterschriftenliste und der Bürgerbrief.

Petition und Reaktion: Die Unterschriftenliste und der Bürgerbrief.

Foto: (e_pruem )

Das Reichle Dolomitsteinwerk hat auf den Gemeindeflächen den Abbau weitgehend abgeschlossen und wechselt nun auf Grundstücke, die dem Unternehmen selbst oder anderen Privateignern gehören. Dennoch soll die Firma weiter Pachtzins an die Ortsgemeinde zahlen: Erstens, weil die Brecheranlage auf Gemeindegrund installiert wird und zweitens, weil man öffentliche Wege benutzen muss, um an die Abbauflächen zu gelangen. Daher, sagt Ortsbürgermeister Josef Hoffmann, wolle man auch den Zinssatz erhöhen, weil man dadurch die anstehenden Verluste verringern könne. Die Verhandlungen darüber und über eine Verlängerung des Pachtvertrags, der bis 2018 gilt, laufen gerade. Hoffmann hat unterdessen die vorige Woche von ihm genannten Zahlen über den Bruchzins korrigiert, den die Gemeinde von den beiden Unternehmen im Steinbruch bisher erhält: Das Thelen-Schotterwerk entrichtete seit 2012 im Schnitt etwa 11 000 Euro jährlich, nicht 5000. Reichle komme im gleichen Zeitraum auf 35 000 Euro. fpl

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