Kreisverkehrswacht startet Pilotprojekt "Mobil im Alter" für Autofahrer über 65 Jahre

Prüm · Die Arbeit der Kreisverkehrswacht hat sich bisher auf die Verkehrserziehung von jungen Leuten konzentriert. Mit einem Pilotprojekt wendet sie sich nun aber auch den älteren Menschen im Straßenverkehr zu.

 Mit der sogenannten Trunkenheitsbrille können die Besucher nüchtern erleben, welchen Einfluss Alkohol auf ihren Körper hat. TV-Foto: Frank Auffenberg

Mit der sogenannten Trunkenheitsbrille können die Besucher nüchtern erleben, welchen Einfluss Alkohol auf ihren Körper hat. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm. Fahrradhelme und Reflektoren am Ranzen - die Themen, mit denen sich Polizeihauptkommissar Richard Zeimetz als Sicherheitsberater bei der Kreisverkehrswacht Bitburg-Prüm meist beschäftigt, drehen sich in der Regel um Kinder und Jugendliche. In einem Pilotprojekt hat er sich nun aber einer ganz entgegengesetzten Altersgruppe zugewendet: den Menschen über 65 Jahren - Statistiker und Politiker nennen sie: Senioren.

Erstmals haben die Kreisverkehrswacht (KVW) und die Volkshochschule Prüm (VHS) zum Themenabend "Mobil im Alter" eingeladen - mit vollem Erfolg. 35 Besucher kamen zur "verspäteten Verkehrserziehung" ins Konvikt. Auch in der Verbandsgemeinde Prüm lebten immer mehr ältere als jüngere Menschen, sagte Zeimetz, darauf habe man mit dem neuen Angebot reagieren wollen.

Die Idee kommt bei den Bürgern gut an. "Mein Nachbar gab den Anstoß, dass ich heute hier bin. Er ist einer der wenigen, die ich kenne, der im Alter einsah, dass er manche Dinge im Verkehr einfach nicht mehr packt und entschieden hat, nachts nicht mehr zu fahren", sagte Joachim Fabry aus Bleialf. Als er von dem Angebot der KVW und der VHS hörte, dachte er: "Vielleicht kann ich ja auch noch etwas lernen." Und zu lernen gab es einiges.Wichtig ist der Kontakt zum Arzt


Doch weniger das Pauken stand im Mittelpunkt, mehr die kleinen Stolperfallen, die das Fahren im Alter unsicherer machen können.
Vorweg stellte Zeimetz fest: "Senioren sind sichere Autofahrer, sicherer als mancher meint. Das beweisen die Statistiken." Sie zeigten aber auch, dass, "je schwerer der Unfall ist, desto höher ist die Beteiligungsquote von Senioren." Dem müsse man etwas durch Aufklärung und Prävention entgegensetzen.

Probleme mit den Augen und Medikamente seien ein großes Risiko, sagte der Schönecker Allgemeinmediziner Stefan Becker. Unbedingt sollten Autofahrer bei Medikamenteneinnahme mit ihrem behandelnden Arzt sprechen, denn "die meisten Sachen, die ältere Menschen so nehmen, haben Einfluss auf die Fahrtauglichkeit." Er appellierte besonders dafür, die Sehkraft regelmäßig überprüfen zu lassen. "Auch wenn es banal klingt, oft merkt man selber nicht, dass man kaum noch etwas sieht.

Diabetes ist beispielsweise eine der häufigsten Ursachen für Blindheit", sagt Becker. Sie sorge zunächst für blinde Flecken im Sichtfeld. "Das Gehirn gleicht diese aber aus, erst wenn man nichts mehr sieht, fällt es manchem auf." Dass die Reaktions- und Wahrnehmungsfähigkeit sinke, werde durch Erfahrung ausgeglichen, sagte Becker."Wenn Sie in Ihrem gewohnten Umfeld fahren, gibt es oft keine Probleme, sobald dann aber eine größere Stadt besucht wird, kann es schwieriger werden."

Ist man einmal ins Visier der Führerscheinstelle geraten, sei das kein Grund zur Panik, erklärte der Prümer Verkehrsanwalt Ralf Mathey. "Nehmen Sie Kontakt mit der Behörde auf und auch unbedingt mit Ihrem Arzt. Oft kann dann schon alles geklärt werden."

Der Bitburger Fahrlehrer Christian Zunker riet den Gästen - wie schon Zeimetz zuvor - unter anderem zur Teilnahme an einem Fahrtraining und regte an, über den Umstieg auf ein Automatikauto nachzudenken. "Es ist einfach unkomplizierter."
Zeimetz gab aber auch noch Tipps zur Sicherheit als Fußgänger. "Meiden Sie Abendspaziergänge auf entlegenen Wirtschaftswegen. Es gibt Menschen, die in unserem Bezirk noch leben würden, wenn sie das berücksichtigt hätten."
Er zeigte sich zufrieden mit der Premiere in Prüm. Im ländlichen Raum steige die Zahl der älteren Menschen. "Das Bedürfnis nach einer solchen Veranstaltung ist dementsprechend groß und auch offensichtlich da. Wir werden das hier sicherlich wiederholen."

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