Krisengespräch mit Landwirten in der Eifel: "Wir müssen wetterfester aufgestellt sein"

Schönecken · Viele Landwirte blicken auf ein schwieriges Jahr zurück, gerade Milchbauern setzten niedrige Preise zu. In Schönecken warf man nun bei der ersten Agrarfinanztagung einen Blick auf die Krise und auf Maßnahmen für die Zukunft.

Schönecken. "Wir blicken zurück auf ein unglaublich schwieriges Jahr", sagt Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, und schaut in den voll besetzten Saal des Forums im Flecken. Zusammen mit den Volks- und Raiffeisenbanken im Eifelkreis wurde zur ersten Agrarfinanztagung nach Schönecken geladen - 240 Landwirte nahmen die Gelegenheit zum Austausch war. Die zentrale Frage des Treffens: "Wie geht es weiter mit der Landwirtschaft?"

In einem Impulsreferat wirft Horper einen Blick auf das zurückliegende Jahr: "Die Märkte haben uns förmlich zu Boden gedrückt, nicht nur in Sachen Milch, sondern auch in der Schweinehaltung und in Bezug auf Bodenfrüchte." Zwar gibt er zurückhaltend Entwarnung, prognostiziert für die Weihnachtszeit ein Ansteigen des Milchpreises auf über 30 Cent, mahnt aber zur Vorsicht. "Wir müssen wetterfester aufgestellt sein. Preisschwankungen wie die jetzt erlebten wird es wahrscheinlich nicht zum letzten Mal gegeben haben."

Die Politik sei gefragt: "Oft handelt sie erst, wenn die Krise schon fast vorbei ist. Als Vorsorge wäre es vielleicht sinnvoll, Betriebe in Zukunft über einen Zeitraum von drei Jahren zu betrachten. Kommt ein Jahr wie dieses, können wir durch eine Gewinnglättung über einen größeren Zeitraum viele Sorgen auffangen." Rainer Langosch, Agrar-Professor an der Hochschule Neubrandenburg, rät landwirtschaftliche Betriebe stärker unter gesamtwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu betrachten, warnt aber auch vor Aktionismus:
"Wir stehen vor einem Brandherd und reden über Brandvorsorge, dabei sollten wir erstmal löschen." Jedes Unternehmen sollte eine Art Businessplan aufstellen und sich selber analysieren.

"Sie werden schnell Punkte finden, die sie verbessern können oder auch welche, an denen sie mit anderen zusammenarbeiten können." Dem Handel allein will er nicht den schwarzen Peter zuschieben: "Es ist eine Illusion zu glauben, dass der Handel ein Interesse an niedrigen Preisen hat." Die Discounter seien letztlich nur daran interessiert, einen niedrigeren Preis als den der Mitbewerber anbieten zu können. "Ein Streit zwischen den Molkereien und den Bauern ist also nicht gerade klug", sagt Langosch.
Er rate zu geschlossenerem Auftreten und mehr Kommunikation. Gerade die Genossenschaften unter den Molkereien sollten mehr mit den Bauern zusammenarbeiten, um gemeinsam Lösungen zu finden, denn "die Schwankungen der Preise hören wahrscheinlich nicht wieder auf".

Auch Klaus Peters, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Westeifel, mahnt zur Besonnenheit: "Politisch sind Pflaster verteilt worden, aber bisher noch keine nachhaltigen Lösungen." Die Banken seien noch dementsprechend vorsichtig, wenn es um Investitionen gehe. "Muss für den Betrieb ein neuer Traktor her, ist das kein Thema, bei einer Erweiterung durch ein neues Stallgebäude sind wir aber vorsichtig", sagt er. aff

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