Laufende Posten, ruhender Verkehr - Darum geht es in der Prümer Stadtratsitzung

Prüm · Der Stadtrat Prüm bringt die Fotovoltaik-Flächen in Weinsfeld voran, die Fraktionen beschließen die Sanierung des Fuhrwegs und des Parkdecks und schaffen für den Friedhof nebenan neue Urnenstelen an.

 Von oben kommt der Fuhrweg zum Hahnplatz – und wird bald erneuert. Wolfgang Igelmund (links) und Dietmar Spoden vom Bauhof machen dort die Eisklumpen klein. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Von oben kommt der Fuhrweg zum Hahnplatz – und wird bald erneuert. Wolfgang Igelmund (links) und Dietmar Spoden vom Bauhof machen dort die Eisklumpen klein. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Vogelkot. Vogelkot? Ja, Vogelkot: Das kann auch Thema in einer Stadtratssitzung sein, wenn auch nur versteckt. Und zwar auf Seite 16 des Dokuments zum Beteiligungsverfahren bei der Planung des Sondergebiets im Prümer Stadtteil Weinsfeld: Dort sollen zwei große Fotovoltaik-Flächen links und rechts der A 60 entstehen (der TV berichtete), und dabei müssen alle maßgebenden Behörden und sonstige "Träger öffentlicher Belange" Stellung zum Vorhaben nehmen.

Zu denen gehört auch die RWE-Tochter Westnetz. Die möchte nämlich, schreibt sie, "auf folgendes hinweisen: Insbesondere bei Autohäusern kommt es regelmäßig zu Beschwerden durch herabfallenden Vogelkot auf Fahrzeuge. Diese Fahrzeuge müssen dann gereinigt werden." Und deshalb sehe man "zumindest partiell die Beeinträchtigung einer Fotovoltaikanlage unter einer Hochspannungsleitung".

Der Kot kümmert aber kaum jemanden im Stadtrat. Und der Einzige, dem die Planung insgesamt stinkt, bleibt Erich Reichertz (FWG/Prümer Bürgerbewegung PBB), dem das Vorhaben zu sehr in die Landschaft eingreift. Die Planung läuft weiter, wann die Anlage gebaut wird, steht noch nicht fest.
Im Schweinsgalopp geht's durch die folgenden Punkte der Tagesordnung - es ist eine dieser Sitzungen, bei denen vor allem "durchlaufende Posten", wie Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy sagt, abgehakt werden.

Es ist auch Erfreuliches dabei: Der Fuhrweg zum Beispiel. Der verläuft von der Kalvarienbergstraße herab zum Hahnplatz und wird nach dem großen Umbau in den zentralen Kreisverkehr münden. Im oberen Abschnitt ist die kleine Straße nicht mehr schön und soll ausgebaut werden - nach dem Muster von Hillstraße, Bach- und Pfannstraße, mit Pflaster statt Asphalt. Dafür dafür hat das Land den Prümern im Programm "Aktive Stadtzentren" Geld für die Planung bewilligt - und in die will man jetzt einsteigen. Die Fraktionen beschließen einstimmig, drei Ingenieurbüros anzuschreiben. damit diese ein Angebot machen.

Dito beim Parkdeck am Friedhof: Das alte Ding ist schäbig geworden, es soll ebenfalls saniert werden, auch dafür werden Anfragen rausgeschickt. Markus Fischbach von der SPD regt an, dann auch einen Zugang aus Richtung Gerberweg anlegen zu lassen - das würde den Weg vom Parkdeck zu den Geschäften dort und zum Regino-Gymnasium deutlich verkürzen.
Die Bürgermeisterin will sich noch nicht so recht dafür begeistern: Der Gerberweg sei gerade erst erneuert - dann müssten dort ja Bordsteinanlagen und alles andere "wieder neu aufgerissen werden". Aber, immerhin: "Wir lassen das prüfen."

Vom Parkdeck blickt man auf den Friedhof an Bahnhofstraße und Gerberweg - und dort zeigt sich, dass immer mehr Menschen sich in Urnen bestatten lassen wollen, seit die Stadt diese Möglichkeit vor zehn Jahren schuf. Die Stelen mit den bisher 30 Kammern sind sämtlich belegt. Jetzt sollen neue Stelen mit insgesamt 16 Kammern bestellt werden, mit Einbau und allem kostet das rund 16 000 Euro. Der Kauf wird einstimmig beschlossen.
Apropos letzte Ruhestätte. Peter Wind, Chef des Forstamts und parteiloses Mitglied der CDU-Fraktion, hat dazu eine Anregung: Ob nicht doch langsam ein Friedwald oder Ruheforst "eine Überlegung wert" sei. "Gerade in Richtung Kalvarienberg hat die Stadt einen wunderbaren Waldbestand." Und das Thema treibe viele Menschen um. Er stößt auf offene Ohren: "Das würde ich sehr unterstützen", sagt Mathilde Weinandy, "weil wir ja auch die Kapelle da oben haben. Sollen wir mal schauen?", fragt sie in die Runde, und die Runde nickt.

Franz-Josef Keilen (CDU) regt an, nach dem Beispiel des Industriegebiets in Weinsheim auch in Dausfeld und Niederprüm die Hinweisschilder auf die dort angesiedelten Unternehmen umzugestalten. "Wir haben ja hier auch Firmen, die was bedeuten." Der aktuelle Schilderwald sei nicht schön. Auch die Sache ist schon in Arbeit: Mathilde Weinandy antwortet, dass man Hahnplatz-Planer Maik Böhmer bereits deswegen angesprochen habe, "damit der uns einen Vorschlag macht".

Alles gut? Naja, nicht ganz: Wo denn eigentlich die Fischbude auf dem Prümer Markt geblieben sei, fragt Monika Rolef (FWG/PBB). "Ich hab nix mehr gehört", antwortet die Bürgermeisterin. Noch schlimmer: "Der Käsemann kommt auch nicht mehr."KommentarMeinung

Erfreuliche Gelassenheit
Der Stadtrat ist gelassen gestartet und hat ohne Diskussion ein paar Punkte weggearbeitet. Langweilig? Nein, erfreulich in dieser Zeit, in der ein 70-jähriger Spätpubertant die Welt in Aufruhr versetzt und überall die demagogischen Schreihälse die Diskussionen zu beherrschen scheinen. Eine stinknormale Eifeler Ratssitzung, in der alle einfach ihre Arbeit für die Bürger machen, die sie gewählt haben, tut da mal richtig gut. Bevor sie sich dann wieder zanken. f.linden@volksfreund.deTHEMEN IM RAT

Extra

Julia Peter (CDU-Fraktion) regte an, eine Querungshilfe im Gerberweg zu bauen, um dort die Gefahr für Fußgänger zu verringern. Ein Vorschlag, den auch Sabine Rehm, Elternsprecherin des nahen Regino-Gymnasiums bereits gemacht hat. "Wir haben das weitergegeben an den Landesbetrieb Mobilität", sagt Mathilde Weinandy. Der Stadtrat hat die neue Berechnung für die Erhebung wiederkehrender Beiträge beim Ausbau öffentlicher Verkehrsanlagen bewilligt: Pro Quadratmeter Fläche zahlt zukünftig jeder Haus- und Grundstücksbesitzer in der Abteistadt exakt die Summe von 0,1707456 Euro.

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