Liebe, die durch die Sprache geht

STEFFELN. Vorhang auf im Dorfgemeinschaftshaus: Der 1998 gegründete Theaterverein Steffeln präsentiert derzeit die Bauernkomödie in drei Akten "Herr im Haus bin ich" von Dieter Fuchs. Wie gewohnt hauptsächlich in einheimischer Mundart.

 "Wer ist denn hier wohl der Herr im Haus?": Szene aus dem neuen Stück "Herr im Haus bin ich" des Theatervereins Steffeln. Ernst Blameuser spielt den Bauern Konrad Schmitz und Sonja Blameuser spielt seine Frau Betti Schmitz. TV-Foto: Gabi Schüller

"Wer ist denn hier wohl der Herr im Haus?": Szene aus dem neuen Stück "Herr im Haus bin ich" des Theatervereins Steffeln. Ernst Blameuser spielt den Bauern Konrad Schmitz und Sonja Blameuser spielt seine Frau Betti Schmitz. TV-Foto: Gabi Schüller

Der Theaterverein Steffeln wurde 1998 im Rahmen der Dorferneuerung gegründet. Vorsitzende ist Sonja Blameuser. Ziele sind neben dem Theaterspiel die Brauchtumspflege und der Erhalt der Mundart. Jährlich wird eine Komödie aufgeführt, hauptsächlich in Steffeler Platt. In diesem Jahr präsentiert der Theaterverein Steffeln den Drei-Akter "Herr im Haus bin ich" von Dieter Fuchs. Zwei von vier Aufführungen sind bereits erfolgreich gelaufen. Das Stück spielt auf dem Bauernhof der Familie Schmitz. Um sich einen Zusatzverdienst zu verschaffen, vermietet Familie Schmitz Fremdenzimmer. Allerdings gegen den Willen des Hausherrn Konrad Schmitz (Ernst Blameuser), dem das "Handy en der Botzenteisch" viel lieber ist, als die Urlaubsgäste mit freundlicher Konversation zu empfangen. Gast mit Hamburger Dialekt

Erst als die fesche "Rita Luftig" (Ilona Arens) anreist, entdeckt er seine Dienstleistungsfähigkeiten - sehr zum Leidwesen seiner Frau Betti (Sonja Blameuser). So nehmen allerlei Verwicklungen ihren Lauf... Besonders als auch noch Nordlicht Gustav Fischer (Markus Finken) als Gast auftaucht, mit seinem Hamburger Dialekt allen anderen fast die Sprache verschlägt und auf "Hang-Hohner" hereinfällt. Und der Dorf-Installateur "Meier-Schorsch" (Richard Weber) bei der gebildeten Sommerfrischlerin Annette von Manger (Elvira Juchems) Feuer fängt, anstatt den defekten "Krahnen" im überschwemmten Badezimmer zu reparieren. Weitere Akteure sind Marita Weber als Klara Schmitz, Liesel Klomfaß alias Henriette von Manger sowie Friedhelm und Anni Finken als Ehepaar Hoffmann. Zum Team hinter den Kulissen gehören Inge Mies und Ilona Arens (Maske), Daniela Hoffmann-Sünnen als Souffleuse; für die Technik zeichnet Rudi Blameuser verantwortlich. Außerdem sind etwa vierzig Helfer (auch Nichtvereinsmitglieder) rund um die Aufführungen im Einsatz. "Ein herzliches Dankeschön an alle", sagte Vorsitzende Sonja Blameuser. Zur Generalprobe waren wie in jedem Jahr alle Kinder aus Steffeln, Auel und Lenerath eingeladen. Die über fünfzig Jungen und Mädchen zeigten sich als sehr aufmerksames Publikum. Und wie war das mit dem Dialekt? "Wir finden das Platt gut und wir haben alles verstanden", sagten die Freundinnen Stella Schäfer (10 Jahre), Britta Lentz (9), Andrea Zilligen (10) und Franziska Blameuser (9). Aber ob sie selbst mal Steffeler Platt lernen und sprechen wollen, das wissen sie noch nicht so genau. Heimische Mundart macht Theaterstück facettenreicher

Neben der Pflege des Dialekts als sprachlicher Zweig der Dorfkultur nennt der Aktive Friedhelm Finken weitere Aspekte zu Theateraufführungen in Mundart: "Ein Theaterstück wird durch die heimische Mundart vielschichtiger, bekommt andere Facetten und mehr ‚Forsch'." So dürfen sich die Zuschauer auch auf die "Rückkehr" oder das Kennenlernen typischer Begriffe und Ausdrucksweisen freuen, so wie Bottech (Butterbrot), Abtrott (Abtritt, WC), Schold (Schild), Jood Näächt (Gute Nacht) und Kick es heij! (Schau mal her). Feine Nuancen in Klang und Wirkung (so von einfühlsam-liebevoll bis herzlich-deftig) erhält die Mundart dann auch durch die unverwechselbaren Stimmen und den individuellen "Forsch" der Sprecher - wie im richtigen Leben.

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