„Man macht uns einfach platt“ - Bei der insolventen Jugendhilfe gibt es viele Schuldzuweisungen und wenig Hoffnung

Daleiden · Die nach Misshandlungsvorwürfen in finanzielle Schieflage geratene Jugendhilfe Eifel und ein Großteil der Einrichtungen stehen vor dem Aus. Derweil schieben sich die Beteiligten gegenseitig den Schwarzen Peter zu.

 Da hatten sie noch allerhand vor: Alexander und Sandra Mayer im März 2015. TV-Foto: Archiv/Frank Auffenberg

Da hatten sie noch allerhand vor: Alexander und Sandra Mayer im März 2015. TV-Foto: Archiv/Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Der Ton zwischen den Beteiligten wird rauer, und auch die hohe Politik hat sich inzwischen eingeschaltet. Doch die Prognose für den seit Monaten nicht aus den Schlagzeilen kommenden privaten Träger von gut einem Dutzend regionaler Jugendhilfeeinrichtungen ist mehr als düster. Seit Anfang der Woche sind mehrere Jugendämter dabei, die von ihnen dort untergebrachten Kinder und Jugendlichen aus Einrichtungen des Trägers herauszuholen. Betroffen sind nach Informationen unserer Zeitung die Jugendhilfehäuser in Daleiden, Arzfeld und Piesport. Nach Angaben eines Mitarbeiters sind dort insgesamt 24 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 18 Jahren untergebracht.

"Man macht uns einfach platt", schimpft Betriebsratschef Jochen Schröder und hat mit seiner Kritik das für die Betriebserlaubnis zuständige Landesjugendamt und den vorläufigen Insolvenzverwalter im Visier. Das Büro des Trierer Nürburgring-Sanierers Thomas B. Schmidt war vor anderthalb Wochen vom Bitburger Amtsgericht mit der Führung des finanziell ins Trudeln geratenen Unternehmens betraut worden.

Nachdem es zunächst noch hieß, man suche nach einer "nachhaltigen Lösung", bei der die Standorte und Arbeitsplätze erhalten blieben, ist davon inzwischen offenbar keine Rede mehr. Für die vier größeren Jugendhilfe-Einrichtungen gebe es "keine positive Fortführungsprognose" mehr, sagte der in der Kanzlei Schmidt zuständige Insolvenzanwalt Ingo Grünewald.

Anwalt widerspricht

Den betroffenen Mitarbeitern wurde laut Betriebsratschef Jochen Schröder am Montag gesagt, dass sie wohl noch im November freigestellt würden. Schröder sieht die Schuld an der finanziellen Schieflage des Trägers bei den Jugendämtern, die teils "sehr verspätet" gezahlt hätten. Sollte sich dies bewahrheiten, würde das dem Ganzen die Krone aufsetzen, schaltete sich am Dienstag die Linken-Politikerin Katrin Werner in die Debatte ein. Die Trierer Bundestagsabgeordnete sprach angesichts der aktuellen Entwicklung von "leichtfertigen und unverständlichen Entscheidungen auf dem Rücken der Betroffenen".

Ein Vorwurf, den Insolvenzanwalt Ingo Grünewald zurückweist. Nach seinen Angaben verweigert sich die Jugendhilfe-Geschäftsführung der Realität. Die bislang vom Landesjugendamt getroffenen Entscheidungen seien aus Sicht der Insolvenzverwaltung nachvollziehbar und alternativlos. Mögliche Erwerber stünden nicht zur Verfügung. "Wir gehen davon aus, dass unbelastete Mitarbeiter der Jugendhilfe sicher keine Probleme haben werden, unmittelbar eine Anschlussbeschäftigung bei einem anderen Träger zu finden", meint Insolvenzanwalt Ingo Grünewald.

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