Man muss sie vor allem mögen

PRÜM. Die ersten jungen Klienten hat sie bereits: Die "Kompetenzagentur" im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Am Donnerstag feierten ihre Träger im Verbandsgemeinde-Ratssaal die Eröffnung der Anlaufstelle für besonders benachteiligte Jugendliche.

Die Präsentation der Agentur vor Publikum aus Kommunen, Schulen, Wirtschaft und einer Reihe von Sozialeinrichtungen beginnt mit einem Cartoon. "Ich weiß nicht mehr weiter", sagt der Jugendliche, der darauf abgebildet ist. Die Verzweiflung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Sie kann viele Gründe haben: ein instabiles Elternhaus und andere familiäre Konflikte, Drogen, Schulprobleme, keine Ausbildung, Verschuldung. Am Ende stehen womöglich Ausgrenzung und Perspektivlosigkeit. Für ihn und viele andere junge Menschen in solchen Nöten ist seit Donnerstag offiziell die "Kompetenzagentur" da (siehe Hintergrund). Mit zwei Ansprechpartnern: dem Psychologen Franz Urfels und der Pädagogin Waltraud Alten. "Erreichen, halten, vermitteln ist das Motto", sagt Urfels. Das soll die Agentur auf zwei Ebenen tun: konkrete, intensive und langfristige Einzelfall-Betreuung und Prävention. Letztere beginnt bereits in der Schule, um so früh wie möglich zu sehen, wo Probleme liegen. Die Einzelfälle betreut Franz Urfels, die Prävention übernimmt Waltraud Alten. Träger der Agentur sind der Caritas-Verband Westeifel und die "Arge" - die Arbeitsgemeinschaft der Agentur für Arbeit Trier und des Eifelkreises. "Die Arge und andere Einrichtungen werden uns die Jugendlichen gezielt zuweisen", sagt Urfels. Aufgerufen seien dazu jedoch letztlich alle, die mit jungen Menschen zu tun haben, auch Vereine, Arbeitgeber und selbstverständlich die Eltern. Und dann beginnt die eigentliche Tätigkeit - und die, sagt Urfels, bedeute vor allem, bei den Jugendlichen Vertrauen aufzubauen. In die Helfer, aber auch in sich selbst. "Ein Selbstwertgefühl entwickeln, positive Erlebnisse ermöglichen", sagt Urfels. "Denn das ist es, was ihnen lange gefehlt hat."Um jeden einzelnen Jugendlichen kämpfen

Viel Arbeit also, die vor allem in Zusammenarbeit mit den bestehenden Einrichtungen und dort arbeitenden Kollegen getan werden muss: Zum Glück, sagt Waltraud Alten, bestehe in der Region bereits ein gut funktionierendes Netz der Einrichtungen. "Wir sind stolz, ein Teil davon zu sein." Und zwar ein notwendiger, betont Markus Zilles, der Jugend-Sozialarbeiter der Caritas. "Das sind Bereiche, um die ich mich bisher nur am Rande kümmern konnte. Zum Beispiel der Übergang von Schule zu Beruf." "Wir müssen um jeden einzelnen dieser Jugendlichen kämpfen", sagt Landrat Roger Graef. "Ich wünsche Ihnen im Interesse der betroffenen Jugendlichen viel, viel Erfolg!" Die ersten Ansätze zeigen sich bereits: Er habe schon elf Jugendliche in der Betreuung, sagt Franz Urfels. Waltraud Alten wird in den kommenden Monaten vor allem bei den Schulen hospitieren, um zu sehen, welche Hilfsangebote es dort bereits gibt, und welchen Part sie selbst beisteuern kann. Worum es bei der Agentur vor allem geht, das bringt Dechant Karl Kneißl, Vorsitzender des Caritas-Verbands, abschließend auf den Punkt: die Würde des Menschen. "Aber man kann passiv jedem Menschen seine Würde zugestehen und ihn dann aktiv vergessen. Ich denke, dass das in unserer Gesellschaft weit verbreitet ist." Und dann ermutigt er die Mitarbeiter der Agentur mit einem Satz seines Münchner Pastoral-Professors: "D' Hauptsach', mer moogt d' Leit." Man muss sie wirklich mögen - "damit sie nicht nur auf dem Papier eine Würde haben". Die Kompetenzagentur ist angesiedelt bei der Caritas-Stelle in der Prümer Kalvarienbergstraße 1, Telefon 06551/971090.

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