"Mehr Ackermänner braucht die Kirche"

Das 52. Prümer Grundschulforum war zugleich die Pilotveranstaltung für das neue Schuljahr "Wenn dich morgen dein Sohn oder deine Tochter fragt.....", die Thematisierung der Schwierigkeit, den christlichen Glauben in der Familie zu leben, stieß auf bemerkenswertes Publikumsinteresse.

 „Helfen Sie Ihren Kindern, das Mehr der Wirklichkeit zu entdecken und wertzuschätzen“ sagte Stephan Ackermann in Prüm. TV-Foto: Elmar Kanz

„Helfen Sie Ihren Kindern, das Mehr der Wirklichkeit zu entdecken und wertzuschätzen“ sagte Stephan Ackermann in Prüm. TV-Foto: Elmar Kanz

Prüm. Rektor Klaus Hack verband seine Begrüßung mit einer Kurzeinführung: Er verwies auf die heute weit verbreitete Frage "Und was krieg ich dafür?" als Ausdruck allgemeiner Vorteilsmentalität, sich nur dann zu bemühen, wenn "es sich rechnet und etwas bringt." Es nütze nichts, diese Frage zu verteufeln, denn sie mache auch vor dem Glauben nicht halt. Hier aber werde der Prozesscharakter des Glaubens offenkundig. Der Familie und dem Einzelnen könne Glaube nur förderlich sein, wenn er in Kontinuität gelebt wird. "Wir erwarten von Ihnen, Herr Weihbischof Ackermann, keine Patentrezepte, vielleicht aber Hilfen und Anregungen zu diesem anspruchsvollen Sachverhalt", schloss Rektor Hack. Weihbischof Stephan Ackermann argumentierte auf hochintellektuellem Niveau, bediente sich aber weder einer akademisch-abgehobenen Terminologie noch der dogmatischen Keule. Man merkte ihm an, dass er die Realität kennt und weiß, wovon er spricht. Auch an feinem Humor fehlte es ihm dabei nicht. Souverän verstand er es, Weltoffenheit und die Wahrung christlicher Prinzipien in Einklang zu bringen. Er überzeugte, ohne um jeden Preis überzeugen zu wollen, zeigte sich modern, ohne sich zu verbiegen, ohne Effekthascherei und ohne "Moralin". Ein nachdenkliches Auditorium

 „Helfen Sie Ihren Kindern, das Mehr der Wirklichkeit zu entdecken und wertzuschätzen“ sagte Stephan Ackermann in Prüm. TV-Foto: Elmar Kanz

„Helfen Sie Ihren Kindern, das Mehr der Wirklichkeit zu entdecken und wertzuschätzen“ sagte Stephan Ackermann in Prüm. TV-Foto: Elmar Kanz

Allerdings fielt es dem Zuhörer bisweilen schwer, der Differenziertheit seiner subtilen Gedanken zu folgen. In Prüm hinterließ er ein nachdenkliches Auditorium. Realistisch analysierte Ackermann zunächst die aktuelle Glaubenssituation. Von Glaubensschwund zu reden, sei eine Selbstverständlichkeit, aber keine Frage des Geldes und des hauptamtlichen Personals. Für viele gehörte der Glaube zum Leben, wie die Luft zum Atmen. Was aber wolle man denen antworten, die diese Glaubensluft offenbar nicht brauchen und dennoch nicht tot umfallen, wenn sie fragen, wozu ist der Glaube gut? Eine Zeit und Gesellschaft, die derart auf Effektivität und Funktionalität gepolt ist, mache die Plausibilität des Glaubens schwierig."Helfen Sie Ihren Kindern, das Mehr der Wirklichkeit zu entdecken und wertzuschätzen, damit sie nicht im Oberflächlichen verharren", sagte der Weihbischof. Mit Blick auf den Glauben heiße das, keine Angst zu haben, wenn die Kinder weiterfragen: "Wo lebt Gott eigentlich? Wie sieht er aus? Was macht Gott, wenn wir schlafen? Wie ist es möglich, dass Gott die Menschen hört, wenn so viele gleichzeitig beten? Was passiert im Tod? Wo gehen wir hin?"Hier ist Stephan Ackermann zufolge auch die Bedeutung der familiären Liturgie, der Hauskirche, zu nennen, der Kleinfamilie und Großfamilie des Glaubens. Man könne indes nicht vom gerechten, treuen, starken, verzeihenden und liebenden Gott sprechen, wenn diese Eigenschaften ansonsten in der Familie keine Rolle spielen, und manchem Kind die Erkenntnis komme "Gott als Vater muss wohl ganz anders sein als mein eigener." Annähernd zwei Stunden lang befasste sich der bischöfliche Referent eingehend mit dem Thema Glaube in der Familie. Anschließend wurde lebhaft diskutiert. Finale Einschätzung einer jungen Zuhörerin: "Mehr Ackermänner braucht die Kirche."

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