Membranen, Mauern, Märkte

Der Stadtrat hat den Bebauungsplan für die Bahnhofstraße geändert, um dort mehr Möglichkeiten zu schaffen. Außerdem berieten die Fraktionen über das neue Wohngebiet an der Tafel und das geplante Feriendorf in der Wolfsschlucht.

 Standort Bahnhofstraße: Hinter dem Postgebäude darf demnächst ein Lidl-Laden entstehen, ein weiterer Großmarkt wird allerdings nicht genehmigt. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Standort Bahnhofstraße: Hinter dem Postgebäude darf demnächst ein Lidl-Laden entstehen, ein weiterer Großmarkt wird allerdings nicht genehmigt. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Die "Membranen" machen den Ratsmitgliedern zu schaffen: Harald Heinz, Städteplaner vom Aachener Büro "Heinz Jahnen Pflüger", hat gerade den geänderten Bebauungsplan für die Bahnhofstraße erläutert. Dort ist auch geregelt, was nach dem Abriss eines Gebäudes geschehen soll: Falls der Eigentümer nicht wieder auf der vorgesehenen Linie baut, muss er eine zwei bis drei Meter hohe "Membran" (eine Kombination aus Mauer, Gitter und Rankgerüst) errichten - damit keine Lücke entsteht.Schön wäre das dennoch nicht, sagen alle und fürchten hässliches Mauerwerk entlang der Straße. Birgit Nolte-Schuster (SPD) spricht von "Potemkin'schen Dörfern", und selbst der Städteplaner sagt: "Das wäre ein Wahnsinn. Aber das ist auch nicht unser Ziel. Unser Ziel ist ein neues Gebäude."

Und vor allem ein neuer Markt: Die Handelskette Lidl will hinter der Post einziehen (der TV berichtete), und deshalb wird die dortige Fläche bis zur Straße als Sondergebiet ausgewiesen. Auch dazu entwickelt sich eine lange Diskussion: Denn das Postgebäude ist im Sondergebiet drin. Das stört alle - auch Norbert Baur (PBB): "Damit geben wir dem Besitzer die Möglichkeit, die Post abzureißen und auch da großflächigen Einzelhandel hinzusetzen. Dann kannst du in der Innenstadt alle Lichter ausmachen."

Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy (CDU) macht einen Vorschlag zur Güte, nämlich "die Post im Sondergebiet drinzulassen, aber einen weiteren Großmarkt im Gebäude zu untersagen". Damit können sich alle anfreunden, ergänzend will der Rat aber kleineren Geschäften dennoch eine Ansiedlung ermöglichen. Harald Heinz wird die Korrekturen in den Plan einbauen.

Zusätzlich sind im Heinz-Plan entlang der Bahnhofstraße zwei so genannte Kerngebiete vorgesehen: Sie ermöglichen eine variantenreichere Verdichtung der bisher lückenhaften Bebauung mit Büro- und Einzelhandelsflächen. Heinz: "Wenn man vom Hahnplatz kommt, soll man ein vernünftiges Bild sehen - nicht nur Stellplätze." Der Beschluss zur Planänderung wird gefasst, alle heben zustimmend den Arm - bis auf Erich Reichertz (FWG), dem nach wie vor die gesamte Planung an der Bahnhofstraße nicht zusagt.

Baugebiet Tafel wurde weiter vom Krankenhaus entfernt

Der nächste Planer legt seine Folien vor: Hans-Peter Stolz vom Trierer Büro Stolz und Kintzinger. Es geht um die künftig mögliche Wohnbebauung auf der Tafel. Das Baugebiet wurde etwas weiter vom Krankenhaus entfernt - und soll auch "nicht störenden" Betrieben eine Ansiedlung ermöglichen. Die nach der vorigen Ratssitzung geänderte Planung wird ebenfalls abgesegnet.

Investor Klaus Enders kann auch sein Ferienhausgebiet an der Wolfsschlucht weiter entwickeln: Der Bebauungsplan wird per Beschluss in die zweite Phase eintreten.

Über die geänderte Planung beim Ausbau von Steinkaulstraße, Roter Sandberg und Sonnenhang referiert Wolfgang Scheuch vom Ingenieurbüro Scheuch. Neuerung nach einer Bürgerversammlung: Keine Blumenbeete, dafür Bäume (der TV berichtete). Weitere Tagesordnungspunkte: Das Straßen-Ausbauprogramm wird fortgeschrieben. Ferdi Malburg bescheinigt für den Rechnungsprüfungsausschuss der Stadtbürgermeisterin und den Beigeordneten eine saubere Buchführung. Auf SPD-Antrag - und einstimmigen Beschluss - werden künftig bei der Grenzlandschau keine Stände politischer Parteien mehr genehmigt. Das Prümer Sanierungsgebiet wird auf Anordnung der Trierer Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion verkleinert. Trotzdem können Bürger noch bis 2008 Förderanträge stellen. Die Stadtbürgermeisterin will darüber gesondert informieren.

Extra: Stadtrat-Splitter

Das Beste kommt immer zum Schluss, wie sich das gehört: Beim Tagesordnungspunkt "Anfragen" meldet sich Monika Rolef (FWG) und wünscht sich unter anderem mehr Fahrradständer an der Basilika. Paula Sonnen (SPD) dazu: Das sei ja alles schön und gut, aber bitte nicht direkt vor der Kirche. Beim Prümer-Sommer-Auftakt hätten dort die Fotografen kaum vernünftige Bilder vor der Basilika machen können - "da stand nämlich ein Fahrrad davor." Antwort Monika Rolef: "Das war meins!" (fpl)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort