Millionen-Vorhaben Kommunale Netze: Ein Graben, viele Leitungen

Prüm · Das geplante Verbundsystem der Kommunalen Netze Eifel mit einer Rohrleitung von Nord bis Süd für 140 Millionen Euro (der TV berichtete) soll so schnell wie möglich in Angriff genommen werden. Was da alles passieren soll, stellen wir in einer kleinen Serie vor. Thema heute: Wasser.

Prüm. Verbundsystem Westeifel: Das große Vorhaben der Kommunalen Netze Eifel (KNE), das vorletzte Woche bei der Eröffnung der KNE-Zentrale in Niederprüm vorgestellt wurde, soll schnellstmöglich verwirklicht werden: Alle drücken auf die Tube, damit die große Leitungstrasse für Wasser, Strom, Erd- und Biogas und Kommunikation durch die Eifel gezogen werden kann (siehe Extra).
Der Grundgedanke, sagt KNE-Vorstand Arndt Müller, sei dabei, "möglichst viel Energie in der Region zu erzeugen, zu nutzen und auf den Verbraucher abzustimmen". Und das sei nur möglich, wenn man Strom, Gas und Wasser miteinander verknüpfe: "Und die Leitung, die wir bauen, ist die Hauptschlagader." Die Schlagader wird eine Verbindung herstellen von der Oleftalsperre bei Hellenthal im nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen bis hinab zur Riveris-Talsperre vor Trier und auf ihrem Weg eine Viertelmillion Menschen mit Trinkwasser und Energie aus der Region versorgen.
Aber wie muss man sich das genau vorstellen? Der TV fragte nach - und beginnt heute mit der kleinen Serie zum großen Projekt. Erstes Thema: Wasser.Kommunale Netze



Meist sind die Verbandsgemeinden (VG) in der Eifel mit ihren eigenen Werken für die Versorgung der Bürger mit Trinkwasser und die Entsorgung von Abwasser zuständig. Deren Leitungs-Infrastruktur aber höre meist an den VG-Grenzen auf, weil es darüber hinaus nur vereinzelt Austausch mit den Nachbarkommunen gebe, sagt Helfried Welsch, Bereichsleiter für Anlagen und Netze bei den Stadtwerken Trier und mit Müller einer der Planer für das Millionenprojekt.
"Wir haben derzeit eine Vielzahl von sehr kleinen Gewinnungs- und Aufbereitungsanlagen. Die sind praktisch nicht miteinander verbunden. Unser System legt ein Hauptverteilnetz über diese gesamte Struktur drüber." Die bestehenden Anlagen zur Trinkwassergewinnung, zum Beispiel bei Schönecken, Balesfeld, Bitburg und im Kylltal, sagt Welsch weiter, sollen dann ihr Wasser in die Haupttrasse einspeisen. "Dann habe ich die Möglichkeit, alle großen Werke miteinander zu verbinden."
Falle eines der Werke aus, könne das Wasser dann aus einem anderen kommen - ergo: höhere Versorgungssicherheit für alle. "Die VG-Werke bleiben in ihrer eigenständigen Versorgung der Kunden unberührt", sagt Welsch. Dennoch sollen alle kommunalen Werke den künftigen "Landwerken Eifel" als Gesellschafter beitreten. Ein weiteres Ziel des Projekts: Die Trinkwassergebühren langfristig stabil zu halten, zumal es infolge der demografischen Entwicklung künftig immer weniger Eifeler geben dürfte, die sie bezahlen. Unter anderem auch durch Einsparungen - so soll die natürliche Fließrichtung des Wassers genutzt werden: "Derzeit ist die Hauptversorgungsrichtung von Süd nach Nord. Wir pumpen zum Beispiel Wasser von Balesfeld nach Prüm hoch." Nutze man jedoch die dem Gefälle folgende eigentliche Fließbewegung von Nord nach Süd, könne man nicht nur Pumpenergie sparen, sondern zugleich durch den Einsatz von Turbinen sogar noch gewinnen. Am Ende stehe eine Energie-Einsparung von etwa 1,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr - in Geld umgerechnet eine Viertelmillion Euro. Zudem bestehe durch das Verbundnetz die Möglichkeit, Übermengen an Dritte zu verkaufen.
Die Arbeiten an der Trasse sollen, sofern alle Genehmigungen rechtzeitig vorliegen, im Herbst 2015 beginnen, und zwar zwischen Schönecken und Bitburg. "Ich gehe davon aus", sagt Helfried Welsch, "dass wir mit mehreren Kolonnen an verschiedenen Stellen anfangen." Etwa 80 Prozent der benötigten Grundstücksflächen, sagt Arndt Müller, seien in öffentlichem Besitz. Nach Abschluss des Raumordnungsverfahrens werde man auch mit den privaten Eignern der übrigen Flächen verhandeln. Wobei diese nicht verkaufen müssen: Man benötige aber ihre Genehmigung, "in der Fläche zu verlegen, und dafür erhalten sie dann ein Entgelt".
Und was dann da noch alles in den großen Graben verlegt wird, erläutern wir in den kommenden Wochen.Extra

Mit dem Verbundsystem Westeifel wollen die KNE die langfristige Trinkwasser-Versorgung mit der Verbesserung der Strukturen für den Ausbau regenerativer Energien verknüpfen. Rückgrat ist die Trasse, die von der Nordeifel bis kurz vor Trier führen wird: In den Graben werden zugleich Trinkwasserleitung, Stromkabel, Gasleitungen und Glasfaser gelegt. Kosten bis zur Fertigstellung in voraussichtlich elf Jahren: 140 Millionen Euro. Die KNE werden dafür auch Kredite aufnehmen. 25 Millionen gibt das Land für den Wasseranteil (80 Millionen). Weiteres Geld soll unter anderem von den privaten Partnern wie RWE-Westnetz (Strom) und EVM (Gas) kommen. Bei der Eröffnung der neuen KNE-Zentrale nahm man gleich den ersten formalen Schritt vor: Die Vertreter der Gesellschafter (Eifelkreis und Stadtwerke Trier), Landrat Joachim Streit und Oberbürgermeister Klaus Jensen, übergaben die Antragsunterlagen an Ulrich Kleemann, den Präsidenten der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz. Wenige Tage später teilt die SGD mit: Die vereinfachte raumordnerische Prüfung für das Verbundsystem Westeifel sei eingeleitet. "Ich setze darauf, dass alle Träger öffentlicher Belange ihre Stellungnahmen, wie von uns erbeten, pünktlich bis zum 5. Dezember einreichen. Nur so können wir den ambitionierten Zeitplan der Projektträger einhalten", sagt Kleemann. Das Ergebnis der Prüfung solle in drei Monaten vorliegen. Das komplexe Projekt, schreibt die SGD, "verlangt Zulassungen nach wasserrechtlichen, naturschutzrechtlichen und immissionsschutzrechtlichen Vorgaben. Die SGD Nord wird im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens all diese Fragen bündeln. Das Verfahren soll im Jahr 2015 abgeschlossen werden." fpl

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