Musik, Dorfkirche, Heimat

Robert Trierweiler ist ein Mann der Tat. Der 58-jährige Verwaltungsangestellte ist seiner Heimat treu geblieben und wohnt seit seiner Geburt im Schneifel-dorf Hontheim. Kürzlich schuf er eine Kirchenfigur, die seit Kriegsende in der "Galerie" des Gotteshauses fehlte.

 Sie freuen sich über die neue Lukas-Figur: Pastor Bernhard Kramer (links) und Künstler Robert Trierweiler. TV-Foto: Joachim Schröder

Sie freuen sich über die neue Lukas-Figur: Pastor Bernhard Kramer (links) und Künstler Robert Trierweiler. TV-Foto: Joachim Schröder

Sellerich-Hontheim. (js) Vor 58 Jahren wurde Robert Trierweiler in Hontheim geboren - und blieb seiner Gemeinde treu bis heute. In dem 100-Seelen-Dorf übernimmt er so manche Aufgabe, die ihn in seiner Freizeit erfüllt. Jedes Kind kennt ihn, nennt ihn liebevoll mit dem Vornamen und alle Dorfsleute schätzen ihn. Bürgersinn und Gemeinschaft sind bei ihm keine Floskeln, sondern Überzeugungen. Sein Einsatz für das Dorf und die Umgebung finden allseits Anerkennung.Schon bei der Gründung des Musikvereins dabei

"Musik ist eines meiner Hobbys", sagt der "Schneifeljung", der vor 45 Jahren bei der Gründung des Musikvereins dabei war. 25 Jahre wirkte er als Dirigent und wurde erst kürzlich mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Besondere Verdienste erwarb er sich in der Jugendarbeit. "Ohne Jugend keine Zukunft", das ist ein Leitmotiv für sein großes ehrenamtliches Handeln. Mittlerweile leitet Trierweiler als Vorsitzender das Heimatorchester mit dem klangvollen Namen "Schnee-Eifel-Musikanten".Auch in anderen Funktionen, so etwa im Gemeinderat, stellte er sich in den Dienst der Allgemeinheit. Und wenn er dann noch Freizeit hat, widmet er sich einem weiteren Hobby: der Drechselei und Schreinerei. Viele künstlerisch anspruchsvolle Stücke sind in seiner Werkstatt entstanden - so auch kürzlich eine Kirchenfigur, der heilige Lukas."Das ist eine ganz besondere Geschichte", erzählt Bernhard Kramer, Ruhestand-Seelsorger mit Wohnsitz in Hontheim und "Nachbar des lieben Robert". Kramer, der als Buchautor seine persönliche Lebensgeschichte am Ende des Zweiten Weltkrieges in der Schneifel dukumentierte, weiß auch über die Geschichte der Hontheimer Kirche bestens Bescheid: "Man geht davon aus, dass ein erstes Gotteshaus 1407 auf dieser Anhöhe inmitten der Gräber erbaut wurde, 1497 wird es erstmals erwähnt."Von der Kirche blieb nur noch ein Torso

Stark unter Beschuss geriet das Kirchlein 1944. "Es brannte nicht nieder, sondern wurde komplett zusammengeschossen, zurück blieb ein einziger Torso", erzählt Kramer.Umso erstaunlicher ist, dass kaum etwas von dem wertvollen Inventar übrig blieb. "Drei Evangelisten-Figuren wurden gerettet - eine fehlte", erzählen Kramer und Trierweiler. Also musste der Drechsler ans Werk! Robert Trierweiler überlegte nicht lange, sondern packte an. Aus Lindenholz schuf er in rund 60 Arbeitsstunden den "Lukas" - somit ist das Hontheimer Evangelisten-Quartett wieder komplett. "Das war für mich Ehrensache, ich war hier mal Messdiener und sehe die Kirche jeden Tag vor mir", sagt Robert bescheiden.Kirche als Zeichen für den Volksglauben

Lob gab es von vielen Seiten für diese Initiative. Pastor Kramer: "Die Hontheimer Kirche war und ist ein weithin sichtbares Zeichen für den Volksglauben. Darüber hinaus diente der romanische Turm in Gefahrenzeiten als Flucht- und Wehrturm." Heute erstrahlt das ehrwürdige Kapellchen samt dem schön angelegten Friedhof als Filialkirche von Sellerich weithin in schönem Licht. Schmerzlich vermisst werden bis heute das wertvolle Isidor-Relief und Teile der Schnitzaltäre. "Da die Kirche nicht abbrannte, neigt man in der Schneifel dazu, anzunehmen, dass Diebe die Inventarien gestohlen haben", sagt Kramer. "Fragen über Fragen - wir wissen es eben nicht." Dann hilft nur, sie nach und nach fertigen zu lassen. Vielleicht gibt es ja noch mehr Leute vom Schlage eines Robert Trierweiler...

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