Naturbad-Konzept geht baden

Nach einem Gespräch im Mainzer Innenministerium hat sich der geplante Bau eines Naturbads in Schönecken wegen Bedenken zur Wasserqualität praktisch erledigt. Die Verbandsgemeinde (VG) Prüm will eine Lösung mit konventioneller Technik und zusätzlichen Attraktionen im Umfeld prüfen.

Schönecken. Im März 2007 beschloss der VG-Rat Prüm mit 27:3 Stimmen, das marode (und inzwischen dauerhaft geschlossene) Schwimmbad in Schönecken in ein Naturerlebnisbad umzuwandeln. Geschätzte Kosten: 530 000 Euro. Nach diversen Prüfungen und Berechnungen ging ein Förderantrag auf den Weg nach Mainz.

Doch von dort drangen zwischenzeitlich beunruhigende Signale in die Eifel. Auf Einladung von Innenminister Karl Peter Bruch fuhr eine Delegation von Kommunalpolitikern am Mittwochnachmittag in die Landeshauptstadt. Dort folgte prompt die Ernüchterung: Die Landesregierung, zuvor klarer Befürworter von Naturbädern wegen deren finanzieller und ökologischer Vorteile, hegt inzwischen große Bedenken.

Schlechte Erfahrungen in der Praxis



"Ein Naturerlebnisbad ist eine höchst komplizierte biologische Einrichtung", teilte Pressesprecherin Christina Hahn auf TV-Anfrage mit. Es müsse ein Gleichgewicht zwischen zugeführter Wassermenge, der Wasserqualität und -zusammensetzung sowie den Pflanzenfiltern aufgebaut werden. Ohne einen speziell ausgerüsteten eigenen Brunnen sei eine Weiterführung des Projekts "wahrscheinlich nicht erfolgreich möglich".

Hintergrund für den Sinneswandel sind praktische Erfahrungen bei vier von bisher sechs rheinland-pfälzischen Naturbädern. So musste etwa die Anlage in Idar-Oberstein mehrfach wegen schlechter Wasserqualität geschlossen werden.

"Wir müssen also prüfen, wie ein Schwimmbad in Schönecken unter dem Gesichtspunkt der Investitions- und Betriebskosten konventionell machbar ist", sagte Aloysius Söhngen (CDU), Bürgermeister der VG Prüm. Das Gesamtangebot am Standort Schönecken müsse sich jedenfalls deutlich von anderen unterscheiden.

"Die Naturbad-Idee war das Alleinstellungsmerkmal", weiß Birgit Nolte-Schuster, SPD-Fraktionssprecherin im VG-Rat. In Verbindung mit weiteren Elementen zur Freizeitgestaltung wie einer Mountainbike-Strecke und dem benachbarten Jugendlager sei das Konzept zur Tourismus-Förderung tragfähig gewesen. Wie es nach den neuen Erkenntnissen weitergehen könne, um doch zum Ziel zu gelangen, wolle sie in der Fraktion besprechen.

"Die Zusagen des Landes zur Unterstützung des Schwimmbads Schönecken bleiben erhalten", betont Sprecherin Hahn. Darauf setzen die Mitglieder der Eifeler Delegation, zu der außerdem gehörten: Mathilde Weinandy und Michael Vicktorius (beide CDU), Maria Weber (UWG), Ortsbürgermeister Werner Krämer (CDU) mit den Beigeordneten Karl Kohlen (CDU) und Erdal Dogan (SPD) sowie Günter Wilwers, Architekt der VG-Verwaltung.

Meinung

Ein Ende mit Schrecken

Es wäre zu schön gewesen. Trotz chronischen Geldmangels allerorten und trotz des bekannten dauerhaften Zuschussgeschäfts bei Schwimmbädern sollte Schönecken eine neue Attraktion bekommen. Ganz bewusst ein Naturerlebnisbad, weil dies geringere Investitions- und Betriebskosten versprach und sich prima hätte vermarkten lassen. Die Nachricht, dass das Land dieses Konzept inzwischen ablehnt, ist zunächst ein Schock. Das Konstrukt ist in sich zusammengefallen, bevor es verwirklicht werden konnte. Doch gerade das ist der positive Aspekt bei der Sache: Was, wenn das Bad tatsächlich gebaut worden wäre und dann massive Probleme mit der Wasserqualität aufgetreten wären? Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Zwei Dinge sind zu tun: Prüfen, warum Experten die mangelhaften Voraussetzungen speziell in Schönecken nicht erkannten. Und nach Lösungen suchen, wie die Idee der Förderung von Tourismus, Gesundheit und Lebensqualität gerettet werden kann. m.hormes@volksfreund.de

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