Neue Arbeitsplätze im Zuge des Bahnbaus

Für den "Prümer Landboten" hat sich Erich Reichertz mit der Geschichte der Westeifel-Eisenbahn befasst. Als Quelle nutzte er den Aufsatz "Die Entstehung des Eisenbahnnetzes in der Eifel", von Kurt Hoppstädter bearbeitet nach Akten des Staatsarchivs Koblenz. Lesen Sie heute den vierten Teil.

Prüm/Bleialf. (red) Im Sommer 1886 war die Strecke bis Bleialf fertig gestellt, wurde am 24. September landespolizeilich geprüft und am 1. Oktober 1886 eröffnet. Die Strecke Bleialf - St. Vith wurde am 1. Oktober 1888 in Betrieb genommen. Man konnte jetzt von Prüm aus mit der Bahn auf direktem Wege Malmedy und Eupen erreichen, ebenso Aachen und Lüttich, ohne die heutigen Umwege machen zu müssen.

Hier noch ein kleiner Verwaltungsstreit, der noch vor der Eröffnung der Strecke ausgetragen wurde: Die Eisenbahndirektion Köln berief sich darauf, dass der Kreis Prüm sich verpflichtet habe, den Grund und Boden zur Strecke Prüm - Bleialf "unentgeltlich und lastenfrei" zur Verfügung zu stellen. Sie stellte daher dem Kreis Prüm auch den Gehaltsanteil ihres am Grunderwerb beteiligten Dezernenten in Höhe von 416 Mark in Rechnung. Dagegen wehrte sich der Kreis und hatte auch Erfolg: Im Oktober 1887 entschied der Minister, diese Kosten seien von der Rechnung abzusetzen. Nach der Jahrhundertwende wurden abzweigend von der Westeifelbahn zwei Erschließungsstrecken ausgebaut: 1907 Pronsfeld - Waxweiler und Pronsfeld - Arzfeld - Neuerburg. Beide Bahnen brachten den Endstationen einen starken wirtschaftlichen Aufschwung, von dem das gesamte Umland profitierte. Die Bahn baute, es gab neue Arbeitsplätze. Auf den Bahnhöfen etablierten sich Güterlager und Verkaufsschuppen, in denen günstige und gängige Verbrauchsgüter zu haben waren: Düngemittel, Baustoffe, Kohlen und Briketts. Langhölzer von Fichte und Eiche wurden auf den Holzplätzen zurechtgeschnitten und verladen.

Wichtig waren die beiden Bahnen auch für die Leder-Industrie zum Transport von Häuten, Leder und vor allem Lohrinden. Eine wichtige Rolle spielte zudem der Transport von Schülern und Lehrlingen. 1914 standen entlang der Westgrenze die Verladerampen der Bahnhöfe für das Militär bereit. Aber auch schon vor der Jahrhundertwende spielte die Strecke Gerolstein-Prüm-St. Vith eine gewisse militärische Rolle, da sie immer wieder für Truppentransporte zum Übungsplatz Elsenborn (1894 in Betrieb genommen, heute belgisch) herangezogen wurde. Militärische Gründe führten wohl auch dazu, dass in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg ein zweites Gleis hinzugebaut wurde, das 1928 in Erfüllung des Versailler Vertrages wieder entfernt werden musste.

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