Neue Praktikanten im Eifelwald

Prüm/Bitburg/Neuerburg · Bei einem Pilotprojekt im Eifelkreis Bitburg-Prüm werden Flüchtlinge, die noch auf ihre Anerkennung warten, als ehrenamtliche Forstmitarbeiter eingesetzt. Besonders im Prümer Wald hat sich das Konzept bewährt.

 Um junge Weißtannenschösslinge zu schützen, bauen die neuen Mitarbeiter Holzgatter auf. TV-Foto: Frank Auffenberg

Um junge Weißtannenschösslinge zu schützen, bauen die neuen Mitarbeiter Holzgatter auf. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm/Bitburg/Neuerburg. Warm eingepackt stapfen acht Männer bei klirrender Kälte durch den Gondenbretter Wald. Auch wenn es ungemütlich ist, die frisch gesetzten Weißtannenschösslinge müssen mit Holzgattern geschützt werden, bevor das Wild den willkommenen Leckerbissen entdeckt. Zaun um Zaun tragen die Waldarbeiter ins Gehölz. Eine ganz gewöhnliche Szenerie? Fast, denn die Mitarbeiter sind keine gelernten Kräfte des Forstamts Prüm, sondern Flüchtlinge, die sich ehrenamtlich engagieren.

Im September 2015 lief im Eifelkreis Bitburg-Prüm das Pilotprojekt an. In den Forstämtern Bitburg und Neuerburg wurde das Projekt bisher für wenige Tage getestet - unter anderem halfen neun Ehrenamtler bei dringenden Arbeiten am Dasburger Waldjugendheim mit. In enger Zusammenarbeit mit dem Sozialamt der Verbandsgemeinde (VG) Prüm konnte das Forstamt aber schon eine Art Regelbetrieb aufnehmen und hat damit Pionierarbeit geleistet.Viel Glück im Prümer Forst


"Wir haben zwei Gruppen mit jeweils sieben Helfern. Die eine kommt aus Bleialf, die andere lebt in Prüm", sagt der Forstwirt Leo Lorsbach. Zusammen mit dem Gondenbretter Revierleiter Rafael Meis hat er die "Praktikanten" unter seine Fittiche genommen. "Bei uns fügte sich einfach alles recht gut. Nach einer größeren Operation fiel ich länger aus und bin nun in der Wiedereingliederung - Glück gehabt, das Timing passte einfach", sagt Lorsbach. Er könne noch nicht wie früher voll mit anpacken, habe so ausreichend Zeit, um sich der neuen Mitarbeiter anzunehmen, und sei wiederum sehr dankbar für die helfenden Hände der Asylsuchenden. Wichtig ist dem Team, zu betonen, dass die Arbeit ehrenamtlich ist. "Niemand wurde dazu verdonnert", sagt Meis. Die neuen Mitarbeiter hätten sich freiwillig gemeldet: "Weil sie etwas machen wollten, weil sie sich einbringen möchten", sagt Lorsbach.

"Die Jungs sind spitze und motiviert. Nur logistisch ist die Sache für uns eine große Herausforderung. Die Mitarbeiter müssen jeden Morgen mit einem Wagen abgeholt und auch wieder zurückgebracht werden", sagt Lorsbach. Ein Problem, das in den Forstämtern Bitburg und Neuerburg noch nicht gelöst werden konnte.
"Im Gegensatz zu unseren Kollegen in Prüm, können wir nicht auf einen forstamtseigenen Transporter zurückgreifen. Wir haben auch keine eigenen staatlichen Waldarbeiter und Betriebsleiter und müssen auf die Unterstützung kommunaler Kollegen setzen", sagt der Bitburger Forstchef Karl-Heinz Heyne.

Zwei Revierleiter seien sehr engagiert, aber man müsse noch weiter Gespräche führen, bis das Pilotprojekt wirklich laufe. Auch in Neuerburg bremst die Logistik die Umsetzung aus. "Es hängt bei uns daran, dass der Transport anders organisiert werden muss", sagt Rainer Mettler, Leiter des Waldjugendheims. Zunächst wurde überlegt, ob sie nicht den Bürgerbus der VG Arzfeld nutzen könnten: "Das erwies sich aber als teuer und unpraktisch. Wir müssen nach einer anderen Lösung suchen."Mit viel Spaß bei der Sache


Auch in Prüm sei der Aufwand groß, sagt Lorsbach, aber er lohne sich, zumal die Männer wirklich mit vollem Einsatz und Spaß bei der Sache seien. "Es ist einfach schön zu arbeiten, etwas Sinnvolles zu tun und nicht nur zu Hause zu sitzen und zu warten, dass etwas passiert", sagt Imal Ajmal. Im frühen Herbst kam der Afghane nach Deutschland. Er lobt besonders den Einsatz von Lorsbach und Meis. "Sie sind gute Leute. Sie zeigen uns, wie es hier im Wald zugeht - was hier wächst und lebt. Diese Art von Wald kennen wir in unseren Heimatländern ja nicht."

Eine Herausforderung für alle sei das Thema Sprache. Wir kommen ja alle aus verschiedenen Ländern, nicht jeder spricht gut Englisch, so wird Deutsch gerade zur gemeinsamen Sprache", sagt Ajmal. Etwas ungünstig sei, dass es mitunter lange dauere, bis man einen Platz in einem Sprachkurs hat, glücklicherweise seien aber viele Eifeler sehr engagiert und brächten sich in ehrenamtlichen Kursen ein. "Die Sprache ist der erste und wohl auch wichtigste Schritt zur Integration", sagt Ajmal. Er und seine Kollegen seien sehr dankbar, "dafür, dass wir hier in Sicherheit leben können und auch dafür, dass wir so herzlich aufgenommen werden - da geben wir gerne etwas zurück."

Der Erfolg spricht für sich. Wegen der positiven Erfahrungen werde das Projekt ausgeweitet, sagt Umweltministerin Ulrike Höfken. Bis zum Frühjahr sollen rund 80 Flüchtlinge landesweit im rheinland-pfälzischen Wald mitarbeiten, dann sogar noch deutlich mehr.

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