Nicht nur was für "Bähner"

Der Verein "Eisenbahnfreunde Jünkerath" hat in zwei Jahrzehnten viele Raritäten zusammengetragen. Am Sonntag, 27. Mai, wird beim Rad-Aktionstag die Ausstellung eröffnet und die Lok-Achse vor dem Eisenmuseum offiziell eingeweiht.

 Johann Thielen, Rainer Helfen, Heinz Regnery, Wolfgang Kreckler und Werner Kandels (von links) von den Eisenbahnfreunden Jünkerath bereiten sich auf die Ausstellung vor. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Johann Thielen, Rainer Helfen, Heinz Regnery, Wolfgang Kreckler und Werner Kandels (von links) von den Eisenbahnfreunden Jünkerath bereiten sich auf die Ausstellung vor. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Jünkerath. Im Keller des Eisenmuseums ist es keineswegs finster. Hell und herausgeputzt präsentiert sich der Verein der Eisenbahnfreunde Jünkerath (EBFJ) in den Räumen. Mit zwei Ausstellungen zeigen die "Eisebahns-Bähner", wie Werner Kandels die Szene-Kenner liebevoll in Schüllerer Dialekt nennt, erstmals der Öffentlichkeit viele Raritäten. Seit der EBFJ-Gründung 1986 wurde viel Wertvolles zusammengetragen. Und zwar nicht nur von "Eisebahns-Bähner". Die Jünkerather Bahn und die Eifelstrecke

Werner Kandels, Johann Thielen und Wolfgang Kreckler sind Lehrer, Gründungsmitglied Heinz Regnery ist Konditormeister und Rainer Helfen Elektrotechniker. Ihnen liegt das Kulturgut "Bahn in Jünkerath und die Eifelstrecke" am Herzen. Die Bahn hat die heimatkundliche Geschichte Jünkeraths mitgeprägt. Regnery hat auf einer Tauschbörse den alten Gemarkungsplan von 1885 erstanden. Der 72-Jährige sagt: "Damals gab es nur den Bahnhof, der noch Jünkerath-Stadtkyll hieß, mit ein paar Häusern drum herum."Als die zwei Stellwerke in Jünkerath stillgelegt wurden, durften die EBFJler große Teile des Inventars im Original übernehmen. Kreckler zeigt auf den Schreibtisch des Stellwärters und den letzten Eintrag ins Buch im Januar 2006: "Und Tschüss, das wars". Die EBFJ-ler hüten viele Raritäten für künftige Generationen. "Von einem Gönner" (O-Ton Helfen) erhielt der Verein den ältesten Plan der Eifelstrecke von Kall bis Trier-West, die 1871 gebaut wurde. Kreckler freut sich: "Da waren wir schneller als das Landesmuseum in Trier, die den Plan auch wollten." Thielen freut sich darüber, dass die Eifeler den Trierern mit der legendären Lokachse ein Schnippchen schlagen konnten. Er sagt: "Da hat es in Trier hinter den Kulissen mächtig rumort." Weil der "Konstantin-Fuß" aufs Podest am Trierer Bahnhof kam, musste die Achse weichen. Die Eisenbahnfreunde holten die Rarität nach Jünkerath. Kreckler, der aus Trier-Pfalzel stammt, erklärt: "Mein Vater hat als Lokführer diesen Zug mehrere hundert Mal gefahren." Die Lok wurde 1942 im Osten gebaut, kam in den Kriegswirren nach Ehrang und blieb bis zur Ausmusterung 1973 da. Güter-Züge mit Dünger und Vieh

Der Bezug zu Jünkerath entsteht, weil die Güterzuglok sehr oft so genannte "bunte Züge" (Güter-Mix-Transport von Kunstdünger, Holz, Brikets und auch Vieh) in die Eifel brachte. Die Achse ist außergewöhnlich, weil sie in der Mitte eine dritte Treibstange hat. Üblich waren zwei.Außerdem wird in einer gesonderten Bilderausstellung die Arbeit der Lokmänner vorgestellt. Die Kreisverwaltung Daun hat den EBFJler die Räume zur Verfügung gestellt. Helfen erklärt: "Wir haben rund 25 000 Euro reingesteckt. Hier stand anfangs noch Wasser drin."Der Verein hat die Kellerräume komplett saniert und sich mit drei Hochwasserpumpen gegen Naturgewalten gewappnet. Muss er auch, denn es wäre schade um die Kostbarkeiten der Jünkerather Heimat- und Bahngeschichte.{routv} Die Ausstellung ist am Sonntag von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Einweihung der Achse: 14 Uhr. Hintergrund: Raritäten Die Eisenbahnfreunde Jünkerath (EBFJ) stellen in ihren Vereinsräumen, im Keller des Eisenmuseums, nicht nur regionale Bahngeschichte, sondern auch Heimatkundliches aus. Darunter sind etliche Raritäten. Dazu zählt der Gemarkungsplan vom 6. Juni 1885 von der Kyllgemeinde. Er zeigt Jünkerath 45 Jahre vor der Eigenständigkeit als Ortsgemeinde. Auch der älteste Plan der Eifelbahnstrecke von Kall bis Trier-West gehört zum EBFJ-Fundus. Der Plan von 1868 ist über fünf Meter lang. Ebenso interessant sind die Tunnelbaupläne der "königlichen Eisenbahndirektion Cöln" von der Eifelstrecke - teilweise mit Feder gezeichnet. Außerdem wurde das Inventar der stillgelegten Stellwerke komplett übernommen. In den Vereinsräumen können Weichen, markierte Hebel, Dienstbücher, Uniformen, Schilder und Signale im Original besichtigt werden. Dazu gehört auch das Schild mit der Nummer 39204 - der Dampflok, die am 15. September 1966 die letzte Tour in Jünkerath fuhr. (vog)

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