"Niemand ist dagegen gefeit"

Untreuefall an der Oberen Kyll: Die Bürgermeister der Verbandsgemeinden (VG) Arzfeld, Prüm und Hillesheim sagen im TV, wie sie nach Bekanntwerden der Affäre reagiert haben. Auch in Bezug auf das von allen genutzte Computerprogramm, mit dem sie ihre Finanzen verwalten.

 Immer zu zweit oder zu dritt: So prüfen die Verwaltungen ihre Kassenvorgänge. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Immer zu zweit oder zu dritt: So prüfen die Verwaltungen ihre Kassenvorgänge. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Arzfeld/Hillesheim/Prüm. Wer eine Verwaltung um mehr als 2,5 Millionen Euro prellen will, sollte sich auch in den Finessen elektronischer Datenverarbeitung auskennen: So mutmaßt Werner Arenz, Chef der VG Obere Kyll, dass Schwachstellen im Computer-Programm die Manipulationen seines früheren Finanzverwalters zumindest erleichtert haben. Auch das Gemeinde-Rechnungsprüfungsamt Daun verweist in seinem Bericht vom Oktober 2007 auf eine solche Schwachstelle.Was sagen die Kollegen in den Nachbarkommunen, die — wie rund 1200 weitere Verwaltungen in Deutschland — alle das gleiche Finanzprogramm nutzen? Jedenfalls nichts, das unterstreichen alle, was als Kritik an Arenz und seiner Amtsführung ausgelegt werden soll: "Bloß nicht mit dem Finger zeigen", mahnt Patrick Schnieder, Bürgermeister der VG Arzfeld. "Es ist niemand gefeit davor, dass ihm Ähnliches passiert."Im Zuge der Affäre habe sich seine Verwaltung mit dem Hersteller des Programms in Verbindung gesetzt, sagt Schnieder. Die Gespräche dauern an: "Die Dinge sind noch im Fluss, eine abschließende Beurteilung in technischer Hinsicht haben wir noch nicht."Man habe immer gut mit dem Hersteller zusammengearbeitet, betont er. Änderungs- oder Verbesserungswünsche im kleineren Stil seien stets bei neuen Programmversionen berücksichtigt worden. Manipulationen bei Überweisungen seien aber auch organisatorisch in Arzfeld nicht möglich: "Weil bei uns immer mindestens sechs Augen darauf schauen. Da haben wir die Hürde schon sehr hoch gelegt." Vom "Vier-Augen-Prinzip" in seiner Behörde spricht Aloysius Söhngen, Bürgermeister der VG Prüm. Wird dort eine Überweisung angeordnet, "wissen immer zwei Leute Bescheid", sagt Söhngen. Auch in Prüm habe es in den vergangenen Jahren Besserungen am Programm gegeben — "weil es natürlich immer mal Schwachstellen gibt.""Wir haben damals sofort die Software überprüft, unsere Organisation und die Abläufe", sagt Heike Bohn, Bürgermeisterin der VG Hillesheim. Und man sei der Frage nachgegangen, ob noch andere Manipulationen durch das Programm geschleust werden könnten. Ergebnis: "Da haben wir keine größeren Probleme gefunden." Kleinere Mängel oder Wünsche unterdessen würden auch in Hillesheim in Absprache mit dem Hersteller geregelt. Fazit: "Ich habe keinen Grund, an der Qualität der Software zu zweifeln." Deshalb werde man sie auch künftig nutzen.Nicht so die VG Obere Kyll: Bei der geplanten Umstellung auf die kommunale Doppik wird man zu einem anderen Anbieter wechseln.

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