Nimmer wieder sonntags

STADTKYLL-SCHÖNFELD. Ein anonymer Brief hat die Bürger von Schönfeld in Wallung gebracht. Der Adressat, Rentner Dieter Moll, setzt sich zur Wehr. Und er erhält Unterstützung von der Ortsgemeinde.

 Mit diesem kleinen Traktor ist Dieter Moll am Silvester-Sonntag in den Wald gefahren. Und dafür erhielt er einen Brief. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Mit diesem kleinen Traktor ist Dieter Moll am Silvester-Sonntag in den Wald gefahren. Und dafür erhielt er einen Brief. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Dieter Moll hat Verwerfliches getan. Das zumindest ist die Meinung der unbekannten Person, die dem 71-Jährigen in einem anonymen Neujahrs-Schreiben "Ärger" androht. Moll, früher Oberfahrmeister in der Düsseldorfer Kommunalverwaltung, heute Forstwirt und -besitzer, hat nämlich am Silvester-Nachmittag mit dem Traktor Holz aus einem Waldstück zu seinem Haus in der Dorfstraße gefahren. "Das ist ja mittelalterlich"

Die Bäume waren von den Dezemberstürmen umgeworfen worden. "Ich musste gucken, dass das durchforstet wird", erklärt er. Die kahle Stelle in seinem Waldstück auf dem Schönfelder "Siefen", etliche hundert Meter vom Dorf entfernt, wollte er schnellstmöglich neu bepflanzen, deshalb habe er auch am Silvester-Sonntag eine Fahrt machen müssen. Aber: "Das war das erste Mal in zehn Jahren, dass ich sonntags ins Holz gegangen bin." Zudem seien seine drei Traktoren alle mit grünen Kennzeichen versehen, er nutze damit nur ausgewiesene Forstwirtschaftswege, und das sei per Gesetz auch an Sonntagen erlaubt, sagt Moll. Einmal ist keinmal? Von wegen: Prompt hatte Moll ein ganz spezielles "Neujährchen" im Briefkasten. "Es ist in Schönfeld nicht Mode und auch nicht erlaubt, an Sonn- und Feiertagen mit dem Schlepper Holz aus dem Wald zu fahren", heißt es darin wörtlich. "Sie sind Rentner und haben an Werktagen Zeit genug, um dieses zu tun." Wenn sich Moll "in Zukunft Ärger" ersparen wolle, dann solle er sich daran halten. Unterzeichnet ist der Brief mit "die Bürger von Schönfeld". Und das bringt nicht nur Moll, sondern auch Ortsvorsteher Herbert Thielen auf die Palme: "Das war eine Frechheit. Das ganze Dorf ist verärgert", sagt Thielen im Gespräch mit dem TV. Kurzum: "Das ist ja mittelalterlich", sagt Moll. "Eine traurige Geschichte", findet auch Thielen. "Und am schlimmsten ist: Jetzt werden Leute verdächtigt, die es gar nicht waren." Thielens Rat an den Absender des Briefs, der offensichtlich auf einer alten Schreibmaschine verfasst wurde: "Der soll sich schleunigst zu den Molls machen und sich entschuldigen." Thielen selbst war jedenfalls schon dort - und hat Moll und dessen Ehefrau Marion klar gemacht, dass "die Bürger von Schönfeld" gewiss nicht mit dem Brief einverstanden seien. Zumal man nun wirklich nichts gegen die vor zehn Jahren Zugereisten habe: "Das sind nette Leute. Da ist man immer willkommen."Die Bürger distanzieren sich

Und die Molls sind umgekehrt bei der Mehrheit der Schönfelder ebenfalls willkommen: Viele hätten sich nach Bekanntwerden der Affäre gemeldet, bestätigen Marion und Dieter Moll. "Einige waren hier bei uns, andere haben angerufen. Die haben uns alle mehr oder weniger getröstet." Und sich deutlich von dem Brief distanziert. Deshalb wollen sich die beiden auch nicht unterkriegen lassen. Er sei ein gestandener Mann, sagt Moll. Und: "Wir tun keinem was. Wir haben ja auch Eigenschaften der Bürger angenommen. Wenn ich auf dem Trecker sitze, kann mich keiner von einem Landwirt unterscheiden." Allerdings will er nun wissen, wer hinter dem Drohbrief steckt - und warum: "Man fragt sich immer. Wo ist die Motivation? Warum machen die Menschen das?" Und deshalb hat er eine Belohnung ausgesetzt: 1000 Euro für den Ersten, der den entscheidenden Hinweis gibt. Trotzdem: So richtig böse will Dieter Moll dem Schreiber gar nicht sein. "Jeder hat seine Fehler. Ich würde mich freuen, wenn die Person sich mir erklärt. Dann wär's gut."

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