Notfall im Wald: Forstämter stellen neues System vor - Eine App hilft weiter

Prüm/Bitburg/Daun · Wer im Wald in eine Notlage gerät, ist seit dieser Woche in kürzester Zeit für die Retter zu orten: Dabei hilft ein neues System mit sogenannten Rettungspunkten - und eine App (Applikation), die man sich auf sein Mobiltelefon laden kann. Die Forstämter in den beiden Eifelkreisen sind in der Entwicklung ganz vorn, die Prümer stellen ihr System auch auf der Grenzlandschau Ende April vor.

Grünes Schild, weißes Kreuz: Seit Mitte der Woche signalisiert dieser Hinweis allen Waldbenutzern, vom Wanderer bis zum Waidmann, dem Reiter, Radler oder Pilzesammler, dass er im Notfall auf flotte Hilfe setzen kann. Ein Sturz, ein Bruch, gar ein Infarkt: Alles kann passieren. Und bisher war es dem Ortsunkundigen in einem solchen Fall nicht möglich, seine exakte Position durchzugeben.

Jetzt ist das anders: Allein im Gebiet des Forstamts Prüm sind soeben 326 dieser Rettungspunkte eingerichtet worden. Die Abteistädter besorgten das nicht nur im Kommunal- und Staatswald, sondern auch im Gebiet der Privatbesitzer, das mit 12 000 Hektar etwa 60 Prozent der betreuten Fläche von rund 20 000 Hektar oder 28 000 Fußballfeldern ausmacht.

Gerade die Eifel, sagt Forstamtsleiter Peter Wind, sei ja vom Privatwald geprägt. Anders als beispielsweise in der Pfalz, wo die meisten Flächen im Staatsbesitz seien. Deshalb hätten sich die Eifeler auch immer wieder stark dafür eingesetzt, die sogenannte Rettungskette auch in die Privatwälder hinein zu verlängern.

Denn das System selbst ist nicht neu: Bisher war diese Rettungskette für Waldarbeiter und Forstbedienstete gedacht - und hat sich bewährt: "Wir hatten vor ein paar Jahren einen schweren Unfall mit einem Waldarbeiter. Da hat das sehr gut funktioniert", sagt Wind. Wie funktioniert das? Jedes Schild trägt eine Nummer. Wer Hilfe braucht, ruft die 112 an, erreicht darüber den Rettungsdienst und kann von den Helfern, die eine Karte mit allen Punkten im Auto haben, schnell angesteuert werden. Oswald Benzel, Organisationsleiter des DRK in Prüm, bestätigt das. Und erläutert, dass man einen Notruf häufig auch dann noch absetzen könne, wenn das Mobilgerät eigentlich keinen Empfang habe: "Das Handy sagt einem manchmal auch: ,Nur Notruf möglich\'.Das Gerät suche sich, sobald man die 112 wähle, dann den nächsten verfügbaren Übertragungsmast.

Alle DRK-Rettungswagen im Kreis seien außerdem mit einem ganzen Ordner unter dem Titel "Rettung Forst" und sämtlichen Informationen ausgestattet. "Die Leitstelle hat ebenfalls alle Koordinaten. Und schickt uns die aufs Navigationsgerät", sagt Benzel. "Sobald wir ins Auto steigen, sind die Daten schon da."

Inzwischen ist die Rettungskette in ganz Rheinland-Pfalz auf etwa 12 500 Punkte erweitert und diese Woche von Umwelt- und Forstministerin Ulrike Höfken in Rheinhessen offiziell vorgestellt worden (TV von Mittwoch). Darüber hinaus aber gehen die Landesforsten mit der Zeit - das heißt: Sie entwickelten eine App unter dem Namen "Hilfe im Wald". Diese zeigt Besitzern von entsprechend ausgerüsteten Mobiltelefonen, wo sich der nächste Rettungspunkt befindet.Rettungspunkte aktiviert


Karl-Ludwig Penzlin, Leiter des Forstamts Daun, freut sich aus einem weiteren Grund über die App. Denn viele Rettungspunkte seien wegen des Baus der A1 nicht mehr angeschlossen gewesen. "Mit der App sind nun alle wieder aktiviert", sagt der Behördenchef.

Auch sein Hillesheimer Amtskollege Martin Manheller begrüßt die neue Anwendung für Mobiltelefone. "Und das nicht nur als Forstamtsleiter, sondern auch als Eifelvereins-Mann, weil auch Wanderer im Notfall von der App Gebrauch machen können." Damit auch die Rettungskräfte auf den neuesten Stand gebracht werden, gibt es laut Manheller in Hillesheim eine entsprechende Übung. Auf der Prümer Grenzlandschau (siehe Extra) zeigen die Forstleute den Besuchern, wie man sich die App direkt auf sein Gerät laden kann. Die Anwendung ist kostenlos und steht im "Google Play Store" im Internet zur Verfügung. Stichwort: "Hilfe im Wald". Laut Mitteilung von Ministerin Ulrike Höfken ist sie vom Sommer an auch für das Apple-iPhone zu haben.Extra

Das Forstamt Prüm präsentiert und erläutert die Rettungs-Neuerungen auf der Grenzlandschau in der Abteistadt von Mittwoch, 29. April, bis Sonntag, 3. Mai. Am Messestand in Zelt 1 kann die Rettungs-App direkt und kostenlos auf das Handy geladen werden. Außerdem können sich Waldeigentümer an allen fünf Messetagen darüber informieren, wie der Wert ihres Waldes grob einzuschätzen ist, welche Perspektiven er bietet und welche Arbeiten in ihrem Wald sinnvoll sind. Dazu sollten sie die Gemarkung, die Flurnummer und die Flurstücknummer ihres Waldes parat haben. Auf der Messe können auch Termine für eine Beratung im eigenen Wald vereinbart werden.

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