Notfalls ein Knöllchen vom Ranger

Grundsätzlich ist das Jagen im Nationalpark verboten. Das regelt die Nationalpark-Verordnung. Aber Regeln haben häufig eine Ausnahme. So auch hier. Wenn nämlich Hirsche, Rehe, Mufflon und Wildschweine dem Laubwald zu sehr zu Leibe rücken. Kürzlich trat eine Verordnung in Kraft, die die Einzelheiten regelt.

Schleiden. Der 10 700 Hektar große Nationalpark wird in zwei Bereiche eingeteilt. In einem 2740 Hektar großen Bereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes darf nicht gejagt werden. Nur im dringenden Ausnahmefall einer Wildseuchenbekämpfung kann das Wild reguliert werden. Die Ausweisung der Fläche muss aber noch von NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg genehmigt werden.In den übrigen Flächen des Nationalparks darf nur in drei Fällen gejagt werden. Zum Ersten, wenn der Wildverbiss so stark ist, dass das Ökosystem nicht mehr geschützt werden kann. Zum Zweiten, wenn Wildseuchen bekämpft werden müssen. Zum Dritten, wenn im Umland des Nationalparks nicht vertretbare Wildschäden auftreten.Wann sind Eingriffe wegen eines zu hohen Verbisses nötig? Wie Pressereferent Malte Wetzel erklärt, legt die Nationalparkveraltung ein Netz von so genannten Weisergattern an. Das sind 100 Quadratmeter große, eingezäunte Parzellen. In diesen wildfreien Flächen wird alle zwei Jahre der Pflanzenbewuchs bestimmt. Der wird dann mit dem Wachstum außerhalb der Gatter verglichen. Auf Flächen mit jungen Laubbäumen werden zusätzlich Stichproben des Pflanzenwachstums und der Verbiss durch die Wildtiere geprüft.Weitere Angaben liefern nächtliche Zählungen. Die werden schon seit 1988 vorgenommen und beweisen, dass die Zahl des Rotwilds wächst.Manchmal sind Eingriffe erforderlich

"Die Untersuchungen zeigen, dass regulierende Eingriffe derzeit erforderlich sind", sagt Malte Wetzel im Namen der Nationalparkverwaltung. Ansonsten seien dramatische Auswirkungen zu erwarten. Besonders im Winter, wenn die Tiere keine andere Nahrung finden, fressen sie die Knospen junger Bäume. Reh, Mufflon und Rothirsch haben eine besondere kulinarische Vorliebe: Buchen und andere Laubbäume. Nadelhölzer munden ihnen weniger. Laut Nationalpark-Forstamt ist es ohne Jagd nicht möglich, die nicht heimischen Nadelhölzer in naturnahe Laubwälder zu verwandeln.Die Jagd wird vom Forstamt koordiniert. Private Jäger werden gegen einen jährlichen Kostenbeitrag beteiligt. Jeder Jäger muss zusätzlich eine jährliche Schießübung auf eine bewegte Zielscheibe ablegen und an einer Nationalpark-Fortbildung teilnehmen. Trophäen dürfen die Jäger nicht mitnehmen. Die Geweihe werden vom Forstamt eingezogen.Nichtsdestotrotz sollen die jagdlichen Eingriffe so gering wie möglich gehalten werden. Die Nationalpark-Besucher sollen nämlich auch Wild sehen können, vor allem den Rothirsch, die größte Wildtierart in Deutschland. Als der Truppenübungsplatz noch in Betrieb war, konnte man dort noch reichlich Wild sehen. Das hat sich aber seit Öffnung des Geländes geändert. Das könnte man ja noch darauf zurückführen, dass sich die wilden Tiere noch nicht an die Besucher gewöhnt haben. Besucher bleiben nicht auf Wegen

Dass aber vor allem auf der Dreiborner Hochfläche die Wildbeobachtungen so stark zurückgegangen sind, führen die Experten darauf zurück, dass die Besucher auf dieser freien Fläche nicht auf den vorgeschriebenen Wegen bleiben. Das Forstamt plant deshalb, die aus 14 Rangern bestehende Nationalparkwacht aufzustocken. Wie das Forstamt mitteilt, ist abzusehen, dass die Bezirksregierung für das ehemalige militärische Übungsgebiet wegen möglicher Kampfmittel eine Gefahrenabwehrverordnung erlässt. Verbote wie das Verlassen der Wege können dann besser geahndet werden."In erster Linie versuchen wir an die Vernunft der Besucher zu appellieren", meint Henning Walter, der Leiter des Nationalpark-Forstamts. "Wildschwein und Co. sind nun mal keine Rampensäue. Die Besucher müssen verstehen, dass eine Beachtung der Schutzbestimmungen auch ein Plus an individuellem Naturerlebnis bedeutet." Ansonsten müssten Bußgelder verhängt werden.In den Bereichen außerhalb des Übungsplatzes, besonders in den bewaldeten Gebieten, ist laut Henning Walter tagsüber verstärkt Wild zu beobachten. Walter: "Die dicht bewaldeten Gebiete verleiten die Besucher nicht so sehr dazu, die Wege zu verlassen. Bei den vielen Panoramablicken auf der Dreiborner Hochfläche ruft das Teufelchen auf der Schulter einfach lauter, dass es doch nicht schaden könne, wenn man nur bis zur nächsten Kuppe geht. Dies aber ist ein fataler Irrtum mit dramatischen Folgen für Natur und Mensch." Extra Info-Abend: Zum Thema "Tagvertrautes Rotwild" veranstaltet das Nationalpark-Forstamt am Freitag, 18. Januar, 19 Uhr, einen Infoabend in der Vereinshalle Höfen. Vorgestellt werden die Untersuchungen zum Verhalten des Rotwilds im Nationalpark. Der Eintritt ist frei. (bk)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort