Nummer eins sucht Nachfolger

Es ist das Traditionshaus schlechthin in der Prümer Innenstadt: Das Hotel "Zum Goldenen Stern" mitsamt den dazu gehörigen Wohn- und Geschäftsräumen steht zum Verkauf. Der Zeitpunkt des angestrebten Wechsels und die künftige Nutzung des Gebäudekomplexes sind noch offen.

Prüm. Zentraler geht's nicht: Direkt gegenüber der Salvator-Basilika im Herzen von Prüm liegt das Hotel "Zum Goldenen Stern". Zwischen dem Haus des Gastes, der Volksbank Eifel Mitte und dem Gasthaus "Zur Alten Abtei" öffnet sich von der Stern-Terrasse aus der einmalige Blick über den historischen Hahnplatz.

Die Geschichte des Standorts reicht bis tief ins Mittelalter zurück (siehe Extra). Seit stolzen 101 Jahren befindet sich das Haus im Besitz der Familie Selbach. Das könnte sich in Zukunft ändern: Das Hotel steht grundsätzlich zum Verkauf, wie Jutta Selbach auf TV-Anfrage bestätigt. Hintergrund ist, ähnlich wie im Fall des benachbarten Posthotels "Bäckerkläsjen" (der TV berichtete), dass sich die junge Generation der Familie beruflich außerhalb des Gastgewerbes orientiert hat.

"Hahnplatz-Flair begeistert die Menschen"



Beim Verkauf besteht keine Eile. Es kann durchaus noch Jahre dauern, bis es tatsächlich zum Eigentümerwechsel kommt. Dennoch wird diese Aussicht wegen der großen Bedeutung des Standorts die Prümer Stadtpolitiker und Gewerbetreibenden beschäftigen.

Zum Gebäudekomplex gehören nämlich nicht nur das Hotel mit rund 30 Zimmern, sondern auch Restaurant, Café, zwei Geschäfte, Wohnhaus und Parkplatz. Pächter der "Stiftsklause" ist die Bitburger Brauerei, die das urige Restaurant seit 1997 an Erika und Wolfgang Paul weiterverpachtet hat.

Das italienische Eiscafé "Stella D'oro" nebenan feiert 2009 sein zehnjähriges Bestehen. "Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis zu den Familien Selbach und Paul", erzählt Giovanni Di Stefano von der "Profita Di Stefano Murazzo GbR". "Jeder engagiert sich leidenschaftlich dafür, Touristen zu locken und ihnen zu zeigen, wie schön Prüm ist. Der Hahnplatz lebt, das Flair begeistert die Menschen."

Im Erdgeschoss zur Hahnstraße hin liegen die beiden Geschäfte. Seit 2005 betreibt Stefanie Hiller dort ihre "Bekleidungskultur". Daneben bezog 2004 der Textil-Discounter NKD den ehemaligen Spar-Markt. Beide Geschäfte haben sich in Prüm etabliert.

So könnte es also im Fall eines Eigentümerwechsels im Hoteltrakt und den anderen Räumen ähnlich weitergehen wie bisher - das wünschen sich Pächter und Verpächter. Letztlich liegt die künftige Gestaltung jedoch in der Hand des Käufers, der noch gesucht wird.

Meinung

Es steht viel auf dem Spiel

Kaufen Sie ein Stück von Rummenigge", lautete eine Schlagzeile in den 80er Jahren. Anlass war der erste Börsengang eines Fußballclubs in England, mit ähnlichen Aussichten für deutsche Vereine - damals eine Sensation. "Kaufen Sie ein (Sahne-)Stück vom Hahnplatz", könnte es heute heißen. Der "Goldene Stern" wird nach mehr als 100 Jahren in Familienbesitz über kurz oder lang den Eigentümer wechseln. Auch jenseits aller Nostalgie bedeutet das einen Einschnitt. Wie stark der wird, hängt von den Vorstellungen möglicher Nachfolger ab. In jedem Fall steht für Prüm viel auf dem Spiel. Es kann dem Stadtrat keineswegs egal sein, was mit dem großen Areal an exponierter Stelle passiert. "Das ist eine der schönsten Terrassen von Rheinland-Pfalz", pflegt Wirt Ernst Mereien vom Gasthaus "Zur Alten Abtei" über den "Stern" zu schwärmen. Sehen und gesehen werden - diese Devise lässt sich nirgendwo im Eifelkreis besser umsetzen als bei Sonnenschein auf dem Prümer Hahnplatz. Das gilt für Einheimische wie für Touristen, die immer wichtiger für die Region werden und deren Ansprüche nicht schrumpfen. Die Stadt kann nichts anderes tun, als sich umzuhören, die Entwicklung zu verfolgen und dem künftigen Eigentümer bei Bedarf Hilfe anzubieten - so weit möglich. m.hormes@volksfreund.deEXTRA Standort-Geschichte: Wo heute der "Goldene Stern" steht, war früher die Dechanei (Dekanei) des Prümer Marienstifts. "Das Chorherrenstift wurde 1016 für zwölf Kanoniker gegründet", informiert eine Tafel am Gebäude. "Es bestand aus der Kirche, der Dechantenwohnung und mehreren Stiftshäusern. Das Stift wurde 1802 aufgelöst, die Kirche 1832 abgerissen. Die Dechanei wurde Hotel." Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus im Abtei-Stil wieder aufgebaut und 2001 aufwendig renoviert. (cus)

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